Donnerstag, 31. Juli 2014

Ich kann, wenn ich will!

Ich habe immer noch nicht wieder angefangen, zu laufen. In den letzten dreieinhalb Wochen kam es genau ein Mal dazu – kurz vor dem Start hatte ich allerdings mein Handy mit dem Display nach unten auf Asphalt geworfen (weiß der Teufel, warum). Kurzerhand „jetzt erst recht!“ beschlossen und mit Pulsgurt, aber ohne Runtastic etc. losgezogen. Eine kleine Runde vom Stall aus, die ich so noch nie gelaufen war. Eine wirklich kleine Runde. Die hätte man ohne Probleme noch um den Golfplatz verlängern können, konnte ich an diesem Tag aber nicht. Wollte nicht. Das soeben komplett zerstörte Telefon ging mir überhaupt nicht aus dem Kopf. Display gesprungen = unbenutzbar. Man sollte meinen, das könnte doch mal eine halbe Stunde lang egal sein, später ist ja noch genug Zeit, sich zu ärgern. War nicht egal. Also habe ich die absolut kürzeste Version der Strecke genommen. Auch das war Mist. Aber wenigstens war es überhaupt ein kleines bisschen.

Das Schweigen des Schweinehundes
Das war am 6. Juli. Heute ist der Juli schon fast vorbei. Was ist in der Zwischenzeit passiert? Nun ja, die Sommerspiele im Fitness-Studio haben meinen Ehrgeiz geweckt und den Schweinehund verstummen lassen. Ich war 5 Tage in Berlin, habe sämtliche WM-Spiele mit deutscher Beteiligung gesehen und ansonsten war ich im Studio. Fast jeden Tag. Sonst nichts. Im Augenblick bedeutet das Platz 4 in der Teamwertung – mein Dad und Teampartner ist seit dem Wochenende allerdings aus dem Urlaub zurück. Wir können jetzt also wieder zusammen Gas geben und Platz 3 bestimmt wieder erreichen. Inzwischen gibt es 23 Teams, also 46 Teilnehmer. In der Einzelwertung habe ich meinen vierten Platz verteidigt und den Vorsprung auf den fünften weiter ausgebaut.

Vegane Extrawurst beim Seminar - offenbar kein Problem für Berliner Caterer.
Damit das auch so bleibt, habe ich bisher alle Bonusaufgaben mitgemacht. Da war zuerst das Zirkeltraining, von dem ich schon berichtet habe. Das würde ich gern nochmal ohne Muskelkater mitmachen! Die nächsten Aufgaben waren weniger anstrengend, z.B. das Endspiel tippen oder in schwarz-rot-gold/gelb trainieren. Die letzte Aufgabe hatte es dann wieder in sich: Kilometerfressen. 5 Bonuspunkte für entweder 15 km Laufband, 20 km Crosstrainer oder 25 km Rad. Man musste sich von Anfang an für ein Gerät entscheiden und konnte auch weniger Punkte machen, z.B. nur 5 oder 10 km usw.

Bei mir stand fest: Laufen ist raus. Schließlich sollten 5 Punkte her und ich wollte nicht drei Stunden gehend auf dem Laufband verbringen. Fahrrad hätte die kürzeste Zeit gebraucht, allerdings komme ich mit den Rädern im Cardiobereich nicht klar. Wenn man sonst auf Spinning-Bikes sitzt, gehen die einfach gar nicht (noch schlimmer ist das sicher, wenn man „richtige“ Räder gewöhnt ist). Außerdem viel zu langweilig, mindestens eine Stunde auf dem Hintern zu sitzen. Also Crosser. Ich habe jetzt schon öfter eine Stunde darauf verbracht, aber noch nie mehr als 14, 15 Kilometer erreicht. Musste ich ja auch nicht. Ich glaube außerdem, dass die Berechnung der Distanz sehr willkürlich ist. Eigenartige Form, sich fortzubewegen auf jeden Fall.

Um es kurz zu machen: Ich habe die 20 Kilometer vollgemacht. Dafür habe ich 84 Minuten auf dem Crosstrainer rumgeturnt. Dabei habe ich einiges gelernt:

  • Das Gerät schaltet sich nach 60 Minuten + 4 Minuten Cooldown von selbst aus (zum Glück hatte ich mir den Kilometerstand gemerkt).
  • Die Distanz wird nicht schneller erreicht, wenn der Widerstand größer ist – anders als beim Fahrrad bedeutet viel Watt nicht auch viel Strecke. Stufe 1, 5 oder 39 – völlig egal. Stufe 1 funktioniert übrigens hervorragend, wenn man eineinhalb Stunden durchhalten will.
  • 84 Minuten sind genug Zeit, um 3 Flaschen Wasser zu trinken.
  • Wenn die Füße einschlafen, einfach mal für eine Weile die ganze Sohle auf die Trittfläche pressen. Fühlt sich komisch an, wirkt aber Wunder.
  • Ich kann, wenn ich will.

Die letzte Erkenntnis ist wohl die wichtigste. Das gleiche Fazit lässt sich übrigens aus der Tatsache ziehen, dass ich momentan jeden Abend nach der Arbeit 20 km (mit dem Auto ;-) ) ins Fitness-Studio fahre. Dass ich Freunden, die „mal was trinken gehen“ absage und lieber eine Runde schwitze – schließlich gibt’s dafür Punkte (mit Belohnung bin ich offenbar schnell zu ködern, ich sammele auch Payback-Punkte…). Je nach Kursangebot steht jedenfalls dienstags, freitags und sonntags zuerst eine Stunde Spinning und im Anschluss eine Stunde Gerätetraining auf dem Plan, an den anderen Tagen nur Geräte oder auch mal nur Cardio im Studio, wenn der Muskelkater vom Vortag noch zu sehr zwickt.
Heute nur Essensfotos. Neben all dem Low Carb darf auch mal Frühstück mit selbst gekochter Marmelade sein!
Neue Scheißhausideen
Wenn diese Aktion Ende August vorbei ist, könnte ich also genauso gut jeden Tag laufen. Oder zumindest wieder 3x die Woche. Oder 4x. Ich werde es aber nicht wollen. Vielleicht weil mein Ziel – Tough Mudder 2015 – in zu weiter Ferne ist. Ich brauche eines, das nicht so weit weg ist, das nicht zu einfach ist aber auch nicht zu furchteinflößend.

Ich habe vor ein paar Tagen durch Zufall erfahren, dass die kürzeste Triathlon-Distanz nur 500 m Schwimmen beinhaltet. Warum hat mir das noch keiner gesagt?! Ich hab Bock. So sehr. 20 km Rad sind okay, 5 km Laufen irgendwie auch. Aber selbst das erfordert einiges an Vorbereitung, ich habe nicht mal ein einigermaßen vernünftiges Fahrrad (kommt davon, wenn man nur indoor fährt und ansonsten Omas klapprige alte Mühle benutzt!). Außerdem habe ich ja keinen blassen Schimmer wie es sein wird, die drei für sich einzeln okayen Dinge direkt hintereinander zu machen. 

Ich habe kein Rad und ich habe gehört, das Schwimmen sei für die meisten das Schlimmste. Aber: ich bin schon mein Leben lang im Schwimmverein (kein Witz, seit dem Tag meiner Geburt). Zwar bin ich völlig aus der Übung, aber die Grundlagen hab ich wenigstens theoretisch drauf. Kraulen konnte ich praktisch noch nie gut, aber ich spiele schon seit ein paar Wochen mit dem Gedanken, wieder anzufangen (danke für den Floh im Ohr, Jörn!). Ich werde es einfach tun. Entweder übe ich Kraulschwimmen, bis die Kondition das mitmacht, oder ich werde zur schnellsten Brustschwimmerin, die die Volkstriathleten in unserem Dorf je gesehen haben. Das ist ziemlich ambitioniert. Nicht unwahrscheinlich, dass mir übermorgen eine neue Scheißhausidee einfällt. Aber ich weiß ja jetzt – wenn ich nur will, kann ich auch.

Samstag, 5. Juli 2014

Warum ich seit drei Wochen nicht gelaufen bin und ich mich so gut fühle wie nie

Mein neuer Trainingsplan. Hat nicht viel mit Laufen zu tun. Ich hasse ihn trotzdem. Mehr dazu unten.
Mein letzter Lauf war am 14. Juni: 4 Kilometer, 28 Minuten. Danach war ich fünf Tage auf dem wunderbaren Hurricane Festival. Ich habe an der zauberhaften Fahrradgarderobe auf Räder aufgepasst, wirklich gute (London Grammar, Marcus Wiebusch), mittelmäßige (Bonaparte, Dave Hause) und schlechte Bands (Jennifer Rostock, aber glücklicherweise nur für wenige unfreiwillige Minuten) gesehen und viele tolle Menschen getroffen. Und auch viele Idioten, die an Bauzäune pissen, während man auf der anderen Seite sitzt und frühstückt. So weit so gut. Und ja, ich habe vorher tatsächlich darüber nachgedacht, Laufschuhe mitzunehmen. Dann habe ich gedanklich mögliche Szenarien durchgespielt: Schicht an der Fahrradgarderobe morgens um 8 (übrigens an einem sonnigen Tag die beste Zeit auf einem Festival!), aufstehen um 6? Äh nee. Mittags laufen, während die Schnapsleichen von gestern längst schon wieder auf dem alten Pegel sind? Im Zick-Zack um Flunkyball-Felder, Pavillon-Ruinen und Grillreste? Irgendwie nicht. Schließlich bin ich zur der realistischen Einschätzung gelangt, dass Laufsachen nur unnötiger Ballast wären (wie im letzten Jahr übrigens die Stricknadeln) und dass es auch ganz schön sein könnte, einfach mal ein paar Tage gute Musik zu hören, gute Leute zu treffen und bei einer guten Sache dabei zu sein. Punkt. Und so war das Hurricane wirklich wundervoll.
Links Feuerwerk bei Casper, oben rechts die Fahrradgarderobe in der Abendsonne, unten rechts: Crew-Bändchen sind hässlich und aus Papier, aber dafür pink. 
Am Tag meiner Rückkehr sind in meinem Fitness-Studio die Sommerspiele gestartet. Ein wunderbarer Trick, um die Mitglieder durchs Sommerloch zu bringen: Für jede Stunde Training im Studio gibt es einen Punkt, für jeden Kurs ebenso – allerdings jeweils höchstens einen pro Tag. Insgesamt kann man also zwei schaffen, wenn man erst zum Spinning geht und Krafttraining hinten dran hängt. So wie ich am letzten Dienstag. Dabei fielen mir zwei Sachen auf: Als ich den Trainingsplan vor einem Jahr das letzte Mal befolgt habe, war das alles viel anstrengender. Und: 17 Minuten auf dem Crosser sind kein Problem. Kurz zur Erinnerung: Im Januar konnte ich nicht länger als eine Minute am Stück joggen – vor einem Jahr konnte ich auch nicht mehr als 5 Minuten auf dem Crosstrainer verbringen, ohne dass das Gerät wild piepste und die Watt-Zahl soweit runter regelte, bis es nicht mehr weiter ging. Deshalb direkt am Mittwoch wieder 33 Minuten auf das Ding, dabei lief Fußball, alles cool.

Dann die dämliche Idee: Wenn das Krafttraining zu einfach ist, wie wärs mit einem neuen Trainingsplan? Also Termin gemacht, Freitagabend. Kein gut besuchter Abend im Studio, wunderbar. Wieder erst zum Spinning – dann zur Folter. Witzig auch irgendwie, dass allein die eine Stunde Spinning bei den letzten Sommerspielen für mich schon Folter genug war – so sehr, dass ich danach niemals auf die Idee gekommen wäre, noch etwas anderes zu tun, als unter die Dusche zu kriechen.

Freitagabend scheint also ein hervorragender Tag für neue Trainingspläne zu sein – jedenfalls hatten gleich zwei Trainer Zeit für mich (oder einfach nichts Besseres zu tun) und haben sich deshalb gemeinsam Folterübungen für mich ausgedacht. Schönen Gruß an Cathrin und Chris an dieser Stelle.

Kurz zusammengefasst: Es war hart. Ich hab viel gejammert. Es ging irgendwann zu Ende. Ich bin mit zitternden Armen und Beinen nach Hause gewankt, keiner weiß, wie ich es vier Etagen nach oben geschafft habe. Samstag war ich bewegungsunfähig, Sonntag ein Zombie. Muskelkater aus der Hölle. Schmerzen von der Kniekehle bis zum Hintern, die normales Laufen völlig unmöglich gemacht haben. Kindergeburtstag allerdings gegen das, was im Trizeps los war. Dips sind Mist. Samstag war es schon zu anstrengend, den Fön zu halten. Sonntag war gar nicht mehr daran zu denken, die linke Hand in die Nähe des Kopfes zu bringen – super zum Haare waschen oder Zopf binden. Für den Zombie-Look sind schlaff herunterhängende Arme allerdings wirklich toll.

Das war wirklich schlimm. Aber kein Grund, Samstagnachmittag nicht eine Stunde auf dem Crosser rumzuhampeln. Ja, in Level 1 – aber hey, eine Stunde! Die Schmerzen haben dabei sogar nachgelassen – es war wirklich auszuhalten. Allerdings nur so lange ich in Bewegung war. Ungünstig, dass man irgendwann mal von dem Ding runter muss. 

Crosstrainer-Actionfoto
Noch viel ungünstiger, was Sonntag auf dem Programm stand: eine Stunde Cardio im Studio (an Kraftübungen war ja nicht im Ansatz zu denken), eine Stunde Spinning, danach: Bonusaufgabe. Fun Fact 1: Beim Spinning taten die Arme viel viel mehr weh als die Beine. Muss man auch erst mal schaffen. Im Prinzip hätte der Tag an dieser Stelle wegen mir gut auf der Couch weitergehen können. Dann also die Bonusaufgabe: 3 Punkte für eine Stunde Zirkeltraining. 16 Stationen, 45 Sekunden Belastung, 20 Sekunden Pause. Alles Kraftübungen: von sämtlichen Späßen mit Kurz- und Langhanteln über Liegestütz bis zu Sprüngen auf Kästen und wieder runter – volles Programm. 

Als die einzelnen Stationen vorgestellt wurden, wollte ich weinen oder schreiend im Kreis laufen oder beides. Beim Aufwärmen (als ob das nötig gewesen wäre!) habe ich die Arme nicht waagerecht auf Schulterhöhe bekommen. Und dann habe ich irgendwie diese zwei Runden durch den Zirkel überlebt. Fun Fact 2: Am Montag wurde die ganze Misere besser. Und zwar stündlich, so dass man fast zugucken konnte. Magic.

So. Dienstag war ich wieder beim Spinning und hab anschließend zum ersten Mal allein meinen neuen Trainingsplan durchgezogen. Bis auf die Ausfallschritte, bei denen direkt nach dem Radeln die Oberschenkel doch noch übel gezogen haben, konnte ich alle Übungen machen. Und habe sogar viel mehr Wiederholungen beim Bauch geschafft als beim ersten kläglichen Versuch am Freitag. Das Beste an der ganzen Geschichte: der Muskelkater am Mittwoch verdient den Namen eigentlich kaum, das war mehr so ein wohliges Ziehen. Donnerstagabend gings weiter, heute auch. Läuft.

Das Schlechte bei der ganzen Sache: Keine Zeit mehr, auch noch zu laufen. Also – ich hätte am Wochenende schon Zeit gehabt – aber da war ja schon jeder Gang zum Kühlschrank oder zum Klo oder wo man sonst zwangsläufig eben mal so hin muss eine Qual. Aber: Mir gehts super. Das schlechte Gewissen hält sich in Grenzen. Vielleicht bringt das Crossen ja ausdauermäßig ein bisschen was, vielleicht trau ich mich demnächst auch mal aufs Laufband. Im Moment bin ich bei der Punkte-Sache zu ehrgeizig, als dass ich draußen laufen würde. Stand Dienstag: Teamwertung Platz 3, Einzelwertung Platz 4. Männchen und Weibchen gemischt, 20 Teams = 40 Leute. Ha! Das muss aber erst mal gehalten werden – echt schwierig, wenn ständig Deutschlandspiele sind, der Teampartner seit heute für 3 Wochen im Urlaub ist und man selbst nächste Woche auch 5 Tage weg ist. Und wenn man gegen Studenten und Abiturienten antritt, die einfach mal genug Zeit haben, um jeden Tag 2 Punkte zu holen. Ich muss auch noch arbeiten! Aber: Ich gebe mein Bestes. Und es macht Spaß. Meistens.