Montag, 22. September 2014

Und dann?

Triathlon vorbei. Geschafft. Unglaubliche 70 Leute haben für diese Nachricht bei Facebook auf "Gefällt mir" geklickt. Dabei wollte ich nur mir selbst und meinem Couchpotato-Ich beweisen, dass ich was schaffen kann. Mich haben Glückwünsche erreicht, als wäre ich zum Mond geflogen oder hätte etwas anderes unheimlich Beeindruckendes geschafft. Das verwundert mich, macht aber auch ein bisschen stolz. Ich habe diesen Blog aus dem gleichen Grund angefangen, aus dem ich mir im Januar mein erstes Paar Laufschuhe gekauft habe: psychologische Kriegsführung. Denk dir nicht nur irgendwas aus, sondern erzähle Leuten davon. Gib dafür Geld aus. Erschaffe eine Verpflichtung gegenüber dir selbst.

Ich war vor acht Monaten nicht dazu in der Lage, länger als eine Minute am Stück zu laufen. Ich habe letzte Woche eindreiviertel Stunden damit verbracht zu schwimmen, zu radeln und - zu laufen. Wenn man es so sieht, habe ich also schon etwas geschafft. Aber ich bin gar nicht so stolz auf das Finishen an sich. Ich bin stolz, dass ich überhaupt mitmachen wollte. Dass ich mich angemeldet habe, dass ich fünf Wochen lang an nichts anderes gedacht habe, bis auf wenige Ausnahmen jeden Tag etwas dafür getan habe. Dass ich nicht irgendwann keinen Bock mehr hatte. Und jetzt der berühmte Satz: "Hätte mir vor einem Jahr jemand gesagt..." - ja, ich hätte es nicht geglaubt. Natürlich nicht. Aber ich bin immer noch überzeugt davon, dass jeder (gesunde) Mensch das machen kann. Und ich glaube, dass es gut ist. Es kann nur gut sein, sich selbst in den Arsch zu treten und etwas zu machen, das man niemals auch nur in Erwägung gezogen hätte und von dem man nie gedacht hätte, das jemals machen zu wollen und zu können. Und genau deshalb finde ich es super, dass das so vielen Leuten gefällt. Es ist toll zu sehen, wer sich so alles mit einem freut. (Wer nicht, ist übrigens auch interessant)

Im letzten Artikel hatte ich schon von der Leere berichtet. Die kam eigentlich gleich mit dem Zieleinlauf. Und so richtig klar wurde sie mir beim gemütlichen Nachhause-Strampeln mit Gabi. Was nun? Du bereitest dich mehrere Wochen auf diesen einen Tag vor, machst dir ununterbrochen die absurdesten Gedanken über sämtliche Kleinigkeiten und trainierst und trainierst. Und dann ist es geschafft - toll! - aber was kommt dann? Ich habe mir eine Woche Pause gegönnt und Sachen gemacht, die vorher zurückstecken mussten: Freunde getroffen, Wein getrunken, abends die Füße hochgelegt. Alles super. Aber ich will dranbleiben. Ich habe noch kein genaues Ziel (Termine für 2015 sind bisher blöderweise kaum zu finden), aber ich habe Lust, weiter zu machen. Wäre doch zu schade, die erreichte "Form" wieder dahinschwinden zu sehen.

Es gibt viele Baustellen. Ich kann mir gut vorstellen, nächstes Jahr nochmal eine Volksdistanz zu machen. Oder zwei. Ich würde auch gern endlich von den 5 Kilometern wegkommen und mal 10 laufen. Und wenn man die 10 schafft, ist es auch nicht mehr weit bis zur Kurzdistanz... Ich muss schwimmen üben. Kraulen. Und laufen, laufen, laufen. Und radeln. Ich träume schon davon, dass Gabi irgendwann mal einen leichten, schnittigen Nachfolger bekommt. Irgendwann. Ich höre das Konto aufschreien und Gabi (mit ihren schweren Knochen) auch.

Auf Laufen habe ich keine Lust. Deshalb habe ich jetzt einen saucoolen Lauftreff, Donnerstag gehts los. Das ist nicht nur zum Spaß, sondern es gibt Regeln. Mehr dazu nach dem ersten Lauf.

Mit Papa war ich auch laufen. Ich hatte beschlossen, dass eine Woche Nichtstun (und Erkältung auskurieren) genug ist. Sonntag musste ich um 10 Uhr arbeiten und bin von selbst auf die wundervolle Idee gekommen, vorher zu laufen. Vor dem Frühstück! Ich! Laufen! Morgens! Schwer zu glauben, aber durch einen Trick wurde daraus Realität: Papa fragen, ob er mitkommt. Der Frühaufsteher ist sowieso auch am Wochenende um 7 wach, daher war halb 8 starten kein Problem. 
Sonntagsmorgens im Wald, kurz vor dem Regen. Grüngrau.
Die allerersten Meter waren komisch und die Beine wollten nicht. Dann wurde es super. Ja, ungelogen. Ungefähr drei Kilometer lang lief es wirklich gut, machte fast Spaß und war irgendwie... leicht. Dann mussten wir über eine Autobahnbrücke, von der ich vorher dachte, ich breche spätestens auf halber Strecke keuchend zusammen. Das war nicht der Fall, aber oben angekommen waren wir uns trotzdem einig, dass wir uns den Abstieg im Gehen gönnen. Ab dann wars vorbei: Stein im Schuh, Nase läuft, keine Puste mehr, kein Bock mehr. Mäh.

Kreuz Breitscheid. Kennt ihr vielleicht aus der Stauschau.

Auf den letzten zwei Kilometern hat die Begleitung als Motivation nicht mehr gereicht und ich hab mir Musik angemacht. Rise Against, hatte ja letztes Mal schon hervorragend geklappt. Dieses Mal nicht. Falsche Ohrstöpsel, falsches Lied, alles doof. Auf dem letzten Kilometer fing es an zu regnen. Und: das war gut! Im Regen loslaufen ist ein Kampf mit dem Schweinehund, ja. Aber wenn man einmal unterwegs ist und wird plötzlich nass - dann ist das prima. Jedenfalls wenn man den Großteil schon hinter sich hat und nicht noch die ganze Runde vor sich. Man wird nass, aber das ist egal, denn man zieht die Klamotten gleich sowieso aus und springt unter die Dusche. Wann hat man diese Situation schon mal im normalen Leben? Auf dem Weg zur Arbeit nass werden ist ärgerlich. Vollbepackt mit Einkäufen auch. Beim Laufen? Super!

Am Ende waren es 6,2 Kilometer in 42:27 Minuten. Drei davon waren wirklich gut und der letzte in gewisser Weise auch. Projekt dranbleiben: gestartet.