Montag, 9. Februar 2015

Triathlon rückwärts

Ich habe den Samstag damit verbracht, einen Triathlon rückwärts zu veranstalten. Und es war sehr schön. Dabei bin ich zum ersten Mal einen Düsseldorfer Klassiker gelaufen:
Vorher kurz ein Wort zum letzten Donnerstags-Lauftreff: Anstrengend. Weil ich krank war, hatte ich ja zwei Wochen gefehlt, also ging es erst letzten Donnerstag zum ersten Mal wieder für mich durchs abendliche Köln. Wir waren nur zu zweit unterwegs und ganz gut drauf, also haben wir die Runde durch den Grüngürtel kurzerhand etwas verlängert. Die ersten fünf Kilometer lief alles super, dann habe ich auf einmal böse Seitenstiche bekommen. So richtig böse. Nicht solche, die beim Einatmen ein bisschen pieksen, sondern solche, die das Atmen komplett unmöglich machen und sich anfühlen, als würde jemand einen glühenden Speer einmal quer durch die Lunge schieben. Scheiße. An Laufen war nicht mehr zu denken, ich konnte nur noch anhalten, japsen und eine möglichst angenehme Position finden, bis es so einigermaßen wieder ging. Nach den ersten paar Metern in sehr gemütlichem Tempo kam der ganze Spaß dann zurück - nicht ganz so heftig wie am Anfang, aber immer noch extrem grenzwertig. Ich habe also die Klappe gehalten und die Zähne zusammengebissen, während meine Laufpartnerin Nadine versucht hat, mich abzulenken und munter alle möglichen Stories ausgepackt hat - danke dafür! Die letzten zwei Kilometer waren ziemlich mies, aber irgendwie gingen sie vorbei. Am Ende standen gute 7 Kilometer in 49 Minuten auf der Uhr, Pace 06:56. Für den Zustand wohl ganz ok.
Die Theodor-Heuss-Brücke. Ja, so idyllisch ist Düsseldorf!
Samstag fiel der Laufkurs aus, weil sieben von zehn Teilnehmern abgesagt hatten. Fand ich nicht weiter schlimm, denn das Wetter war so spitzenmäßig, dass es mich freiwillig nach draußen gezogen hat. Und weil ich den ganzen Tag nichts vor hatte, keine Verabredung und rein gar nichts (außer abends schwimmen), hab ich ein paar Sachen in der Stadt erledigt und mir dann einen Parkplatz am Rhein gesucht. Ein Klassiker unter den Laufrunden in Düsseldorf ist die Brückenrunde, die man entweder groß oder klein laufen kann. Ich bin sie bisher gar nicht gelaufen. Aber irgendwie war es an der Zeit, das mal zu testen.
Die Baumreihe führt noch weiter am Rhein entlang Richtung Norden. Bis die nächste Brücke kommt, dauert es aber noch eine ganze Weile, deshalb biege ich hier mal ab.
Weil ich vorher noch nicht genau wusste, welche Runde es werden soll, bin ich an der mittleren der drei Brücken gestartet. Der teuflische Plan sah so aus: erst flussabwärts zur etwas weiter entfernten Brücke laufen, rüber auf die andere Seite und flussaufwärts wieder zurück - so wäre der längere Teil dann schon mal abgehakt. Zurück an der mittleren Brücke könnte ich mich dann entscheiden, ob ich rüber laufe und die Runde beende oder noch den kleineren Teil zur dritten Brücke dranhänge. So weit der Plan. Eigentlich habe ich schon beim Loslaufen geahnt, dass ich - wenn ich mir schon mal die Wahl lasse - garantiert bei der kleinen Runde bleibe. 
Das da hinten ist die Brücke in der Mitte. Rechts davon sieht man den Fernsehturm und der kleine Strich links daneben ist Brücke Nummer drei. Ganz schön weit weg.
Aber dann war es so schön. Und es lief so gut. Ganz im Ernst! Die Beine sind einfach gelaufen und der Kopf war mit blauem Himmel und Sonne so zufriedengestellt, dass er sich gar nicht eingemischt hat. Das war aber auch wirklich schön! Irgendwann war ein Punkt erreicht, an dem das Laufen zwar anstrengend war, es aber nicht mehr schlimmer wurde. Ich würde jetzt nicht sagen, ich hätte ewig so weiter laufen können... aber auf jeden Fall noch ein ordentliches Stückchen und deshalb ist es dann auch die große Runde geworden. Ich habe so getan, als sei die mittlere Brücke (für die Ortskundigen: die Oberkasseler Brücke) gar nicht da und bin einfach weiter gelaufen. 
Neues Ziel: Die Rheinkniebrücke vor dem Fernsehturm.
Während es linksrheinisch sehr grün ist, gibt es auf der rechten - und für den Düsseldorfer richtigen - Seite nur den Rheinpark und dann folgt auch schon die Altstadt. Vorbei am Schlossturm und den Kasematten, wo die ersten schon samstags mittags ein Alt trinken. Etwas gewöhnungsbedürftig, hier zu laufen, aber wenn man auf der Promenade oben zwischen den Bäumen bleibt, dann gehts. 
Links Brücke eins, rechts Brücke drei. Zieht sich ganz schön.
Etwas unangenehm war es das erste Mal, als ich oben auf der Rheinkniebrücke angekommen war. Weil ich den Aufstieg ja unbedingt hoch laufen und auf keinen Fall langsamer werden wollte, kam die Quittung dann oben und ich musste erst mal Luft holen. Dann gings aber ohne Probleme weiter: wieder flussabwärts, zurück zur mittleren Brücke und zum Auto. 8,6 Kilometer in 56:41 macht eine für mich recht sensationelle Pace von 06:35. Ich habe zwischendurch kein Mal auf die Zeit oder Kilometer geschaut. Wie entspannt! Wäre fast schon langweilig, wenn das immer so gut laufen würde! Was mich wirklich sehr überrascht: Ich dachte, es macht mich total fertig, immer genau zu sehen, wie weit es noch ist. Ich hasse ja auch im Wald diese Wege, die elendig lange geradeaus gehen. Aber hier war das ganz anders: Natürlich habe ich immer gesehen, wie verdammt weit weg die nächste Brücke noch ist, aber gleichzeitig sieht man auf der Runde auch immer, wie verdammt weit man schon gekommen ist. Wenn das kein Ansporn ist ...
Oben links: Häuser in Oberkassel mit Rheinblick. Nett. Unten links: Ebenfalls Oberkassel. Diese Bäume sehen im Winter immer so lustig aus. Oben rechts: Die Rheintreppen, an denen man sich normalerweise im Sommer trifft, um auf dem Weg in die Altstadt noch ein Bier in der Sonne zu trinken. Irgendwer mit Gitarre ist auch immer da und die Pfandsammler streiten sich um jede Flasche. Lustige Laufkulisse so leer im Winter. Unten rechts: Der Kirmesplatz. Ohne Kirmes.
Nach dem Laufen war das Wetter immer noch kalt, aber gut und ich irgendwie leicht euphorisiert, weil es so gut lief. Zufällig ist am Samstag auch mein Paket von Rose mit neuen Überziehern für die Radschuhe angekommen - in Größe 43-45 für Schuhe in 39. Tatsache. Die kleineren wollten ums Verrecken nicht über die Schuhe passen. Was für ein Kampf! Jetzt habe ich die Dinger einfach größer, dazu noch lange Handschuhe und deshalb war die einzige Möglichkeit: Gabi aus der Garage holen! Als ich fertig umgezogen und bei Gabi angekommen war, sie mit neuer Luft versorgt hatte und endlich los konnte, war die Sonne auf einmal weg und nur noch Wolken zu sehen. Gar nicht mal so angenehm bei 2°.
Gabi und ich hatten uns seit November nicht mehr gesehen und die letzte Tour war auch ein mittelschweres Desaster. Deshalb habe ich beschlossen, dass wir uns erst ganz locker wieder aneinander gewöhnen und eine kleine Runde drehen. Die ist lange flach, dann kommen ein paar Brücken und dann gehts auf die Triathlon-Strecke mit ihren verhassten Hügeln. Mein allererster Gedanke auf der Garagenausfahrt: "Endlich wieder!" Der zweite: "Puh, war das immer schon so anstrengend?" Ja, war es. Ich schätze, wir müssen noch einiges an Grundlage trainieren, denn ich möchte gar nicht wissen, in welchen abenteuerlichen Bereichen die Herzfrequenz da so rumgeturnt ist. War mir aber auch egal, ich wollte nur radeln. Als mir gegen Ende der Schneeregen wie Nadelstiche ins Gesicht piekste, wollte ich nur noch nach Hause. Gabi auch.

Wir haben für knapp 23 Kilometer eine knappe Stunde gebraucht. Ja, mit ein paar Höhenmetern, aber in erster Linie mit einer geschafften Maren und einer bedrohlich knarzenden Gabi. Muss noch rausfinden, was da los ist.
Handschuhe von Shimano: für gut befunden! Am Anfang etwas zu luftig, aber sobald die Hände einmal warm waren, genau richtig. Die Windbeat-Überschuhe von Rose sind innendrin noch mit Fleece oder irgendwas Flauschigem leicht gefüttert und eigentlich bestimmt nicht für diese Temperaturen gemacht. Haben meine Füße trotzdem ausreichend warm gehalten und wie ich hinterher bemerkt habe: auch ein bisschen feucht. Ok, alles besser als zehn taube Zehen so wie beim letzten Mal.
Um den Triathlon rückwärts dann noch komplett zu machen, war ich abends schwimmen - nichts Ungewöhnliches für einen Samstag. Ich hab den Tipp befolgt und bin nach dem Einschwimmen direkt gekrault - ganz normal und ohne alles. Und weil ich mir vorgenommen habe, dass ab jetzt jede Woche eine Bahn drangehängt wird, mussten es am Samstag also vier sein. Die hab ich auch geschafft, allerdings nur mit kurzen Pausen und Luftholen zwischendurch. Ähm. Direkt im Anschluss hab ich noch sechs mit Pullbuoy drangehängt, am Ende noch ein paar Brust und weil mir danach war Rücken. Das Laufen und Radeln steckten mir natürlich in den Knochen, so dass ich es echt langsam angegangen bin. 100 Meter Kraul können jetzt also abgehakt werden (ja, mit Päuschen!). Ich habe mir ausgerechnet, wie lange es mit der Methode dauert, bis ich 1000 Meter schaffe. Zu lange. Ich hoffe, dass der Knoten irgendwann platzt und es wie beim Laufen auf einmal "läuft". Hat noch wer Tipps, um Kondition fürs Kraulen aufzubauen? Außer Kraulen? Dachte ich mir ...
Auf dem Weg von der Umkleide zum Schwimbecken plötzlich in der Hand entdeckt. Der Kopf hat sich scheinbar schon ausgeschaltet und meint, das wäre eine angemessene Badekappe. Ich sehe das etwas anders.