Montag, 27. April 2015

Was mir bei 54 km/h auf dem Rad durch den Kopf schießt

Gabi verlangt nach Aufmerksamkeit. Ich habe das Radeln und Spinning echt so sehr vernachlässigt, dass es allerhöchste Zeit ist. Bis zum Start in Gladbeck sind es noch 5 1/2 Wochen und ich krebse zurzeit auf dem Rad im Schnitt bei 21 km/h herum. Darf man eigentlich gar nicht erzählen. Aber naja, vor Ratingen im letzten Herbst hatte ich auch nicht mehr Vorbereitung. Wird schon werden.

Letzte Woche war ich trotzdem zwei Mal radeln. Einmal nachmittags mit Papa, obwohl nicht allzu viel Zeit war. Ich hatte absolut keine Lust auf eine unserer Standard-Runden und deshalb haben wir uns zur Abwechslung Richtung Mülheim auf den Weg gemacht. Überraschende Erkenntnis: Unten an der Ruhr ist es ganz schön windig. Ich hasse Wind. In Mülheim selbst wurde es nicht viel besser - zwar war es einigermaßen windstill, ging dann aber auf einmal richtig knackig bergauf. Was zur Hölle! Meine Beine möchten sowas nicht. Ich warte eigentlich nur darauf, dass die Pulsuhr irgendwann mal nur noch "Error" anzeigt. Oder piepst und explodiert. Oder irgendwas, was angemessen wäre. Stattdessen steht da einfach nur immer unerbittlich: 93%. 95%. 98%. Irgendwann ist doch mal Schluss!
Mal was anderes: Über Mintard nach Mülheim, durch den Uhlenhorst runter nach Duisburg und am Entenfang zurück. Klein aber fein. 
Zum Glück haben wir uns einmal verfahren und haben eine Abzweigung verpasst, denn so haben wir durch Zufall die nächste genommen und sind auf dem Worringer Reitweg gelandet - Teil der heiß diskutierten Radstrecke des DUit-Triathlons. Ich kannte die Straße nicht und hatte mir unter Reitweg auch was ganz anderes vorgestellt. Aber: Wenn man aus unserer Richtung kommt und nach Bissingheim runter fährt, geht es bergab. Erst mal ganz moderat und dann auf einmal so richtig. Erster Gedanke: "Ach du Scheiße!!" Während Gabi die 54 km/h geknackt hat (neuer Rekord!), schossen mir dann solche schönen Fragen durch den Kopf wie: "Was wäre, wenn du jetzt bremsen MUSST?" Oder: "Wie sähe hier wohl ein Sturz aus? Nur mit ein bisschen abgeschürfter Haut kommste ja wohl nicht davon!" Natürlich ist gar nichts passiert. Trotzdem ganz schön huiiiiii...

Beim DUit ist das Ganze übrigens eine Wendepunktstrecke. Ich würde im Leben nicht da hoch wollen. Und weil es so schön ist und der DUit eine Mitteldistanz ist, dürfen die Menschen (denen mein Respekt und mein Mitleid jetzt aber sowas von sicher ist!) da gleich 4x rauf und runter fahren. Krasse Sache.

Insgesamt sind wir 25,5 km geradelt und haben dafür 1:11 Std gebraucht. Bis auf die Abfahrt war es auch gar nicht mal so spaßig.

Was das Radeln übrigens für mich mit sich bringt, sind pieksende Waden. Im Winter kann ich laufen, auch Spinning fahren, laufen, laufen - nix passiert. Und kaum sitze ich einmal (oder öfter) wieder auf dem Rennrad, melden die Waden sich. Mit Vorliebe in den nächsten Tagen, garantiert aber beim nächsten Lauf. Auf einmal ziept und piekst es überall, das Laufen fühlt sich falsch, wackelig und eirig an. Mit Dehnen habe ich es probiert, bringt minimal bis gar nichts. Deshalb wollte ich unbedingt mal blackrollen, aber bevor ich 30€ für eine Schaumstoff-Rolle ausgebe, lieber erst mal testen. Praktischerweise haben wir die Dinger im Fitnessstudio.
Eine wirklich schwarze Blackroll. Und meine neue Sporttasche.
Ich bin also mit meinen Waden über die Rolle gerollt, mal rechts, mal links, mal mit beiden. Ich hatte ziemliche Horrorstories gelesen von Schmerzen, die man beim ersten Versuch gar nicht aushalten kann - ich habe nichts gemerkt. Also bin ich noch eine Zeit lang mit dem rechten Bein lustig vor und zurück gerollt und hatte dann schnell keine Lust mehr. Spaßeshalber hab ich das Ganze auch mal am Rücken ausprobiert und WAS ZUR HÖLLE - das tut weh!

Fun fact: Einen Tag später macht mein linkes Bein die üblichen Faxen, während sich das rechte anfühlt wie neu. Aha! Ok, so ein Teil muss her, denn: Ich bin nächste Woche auf Mallorca. Zum Radeln. Ich habe Angst vor den Bergen und meinen Waden. Die könnten zum Beispiel am zweiten Tag in den Streik treten. Deshalb muss die Wunderwaffe mit und ich bin gespannt, was geht!

Bevor ich das zweite Mal in einer Woche auf dem Rad saß - was ziemlich genau zwei Mal mehr als sonst ist - habe ich mich aufs Pferd gesetzt. Kommt auch viel zu selten vor, dabei ist ein Ausritt durch den Wald eine wunderbare Beschäftigung für Sonntage, an denen man sonst nicht viel vor hat (was auch ungefähr nie vorkommt). Außerdem ist danach dieses Bild entstanden, dafür hat es sich doch schon gelohnt:
Nachdem der halbe Tag dann rum war, stand ich vor der Frage: Radeln oder meiner Schwester beim Handball zuschauen? Antwort: Beides. Die Halle liegt in Mülheim, an der Grenze zu Essen, also nicht ewig weit weg. Warum nicht dort hin radeln? Es war keine Zeit, sehenswerte Touren auszuhecken, also bin ich einfach die Bundesstraße runter gefahren, was gar nicht mal so schlecht ist. Nach der Ruhrbrücke gibt es einen Anstieg, der ziemlich zum Kotzen ist, deshalb habe ich mir einen Umweg über das Mülheimer Zentrum ausgedacht - so weit so gut. Bis kurz vor dem Ziel. Ich habe wunderschöne Ecken gesehen, an denen ich sonst nie vorbei gekommen wäre, die Berge waren eher Hügel und ich war nur so spät dran, weil ich an jeder Kreuzung anhalten und nachschauen musste, wo es lang geht.

Und dann gings nach einer Kurve plötzlich rauf. Aber so richtig. Mitten im Wohngebiet. Auf einer winzigen Straße. Sie heißt Priesters Hof. Und sie führte geradewegs in die Hölle. Spaziergänger und Menschen in Vorgärten haben mich mitleidig angesehen. Einen Kilometer lang klebten Gabi und ich so sehr am Asphalt, dass ich dachte, zu Fuß wäre ich schneller. Einen Kilometer später war die Halle endlich erreicht. Eineinhalb Stunden Pause, in denen ich mich sehr schnell geärgert habe, nichts wärmeres zum Anziehen mitgenommen zu haben.

Dann der Rückweg. Obwohl ich einen etwas anderen Weg gefahren bin, war ja irgendwie klar: Was ich eben hochgekraxelt bin, gehts jetzt runter. Und so war es: einen wunderschönen Kilometer ging es ganz toll durchs Grüne und vor allem bergab. Dann noch ein kleiner, aber nicht schlimmer Anstieg und dann kam meine Lieblings-Abfahrt: 1,5 km runter zur Ruhr. An die 50 km/h sind wir hier zwar nicht ganz rangekommen, aber immerhin habe ich eine andere Radlerin nur im Rollen überholt. Insgesamt: 31,5 km, 1:27. 250 Höhenmeter bergauf. Kommt mir suuuuper viel vor, aber wir reden nach Mallorca nochmal.