Freitag, 31. Juli 2015

8 Fragen an... Lena von @triathlife

Heute gehts weiter mit meiner kleinen Interview-Reihe: Die Laufgeschichten von Katrin und Conny kennt ihr ja schon, dieses Mal steht Lena von triathlife Rede und Antwort. Vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast! Lena betreibt den Blog zusammen mit Ivo, beide sind Triathleten und durch meine Rookie-Brille sind sie verdammt gut trainiert und echt schnell, alle beide. Glaubt ihr kein Wort, wenn sie hier gleich was anderes erzählt!
Auf Instagram bin ich über die beiden gestolpert, später haben wir festgestellt, dass uns auch im echten Leben gemeinsame Bekannte verbinden. Das nächste Mal laufen wir uns spätestens beim Ratingen Triathlon über den Weg. Ich freu mich schon!
Meine Lieblingsantwort ist übrigens die zum Thema Spaß oder Schmerzen.... aber lest selbst:


Kannst du dich an deinen ersten Lauf erinnern?
Ja, an meinen ersten Lauf kann ich mich noch gut erinnern. Das war ein Halbmarathon im Oktober 2012. In einem Zustand geistiger Umnachtung hatte ich mich völlig untrainiert, mit leichtem Übergewicht und mit einem Zigarettenpensum von ca. 10 Stück pro Tag beim Röntgenlauf in Remscheid über die Halbmarathondistanz angemeldet. Für die, die diesen Lauf nicht kennen: Es geht nie geradeaus, sondern eigentlich immer nur bergauf und bergab. Vor allem bergauf, so gefühlt. Ich habe komplett unstrukturiert dafür trainiert und war oft krank - immerhin habe ich in dieser Zeit das Rauchen aufgegeben. Zwei Wochen vor dem Lauf war ich kurz vor einem Schienbeinkantensyndrom. Am Wettkampftag war aber zumindest gesundheitlich eigentlich alles gut und ich bin an den Start gegangen. Es waren ca. 3 Grad an diesem Oktobersonntag und ich hatte mehr als Angst vor dieser Distanz und der dazugehörigen Strecke. Zu erwähnen ist vielleicht auch noch, dass ich ein perfekt farblich passendes Laufoutfit inkl. abgestimmtem Nagellack und Lidschatten hatte – wenn schon sterben, dann mit Stil. Ein fleischgewordenes Blau-lila-Träumchen. Im Schneckentempo bin ich die Strecke dann abgelaufen, habe nichts riskiert und hatte sogar richtig Spaß dabei. Mein Ziel war es einfach nur anzukommen und das Beste aus diesem Tag zu machen. Bei Kilometer 16 ging es mir noch so gut, dass ich mich sogar zu einem kleinen Höhenflug verleiten ließ. Auf den letzten fünf Kilometern habe ich alles rausgehauen, was noch ging und einen Läufer nach dem anderen eingesammelt. Leider kam das Ziel 300m zu spät, kurz vor dem Zielbogen ging nichts mehr. Heulend latschte ich über den Waldweg, so fertig war ich. Bin dann aber irgendwie ins Ziel gekommen nach 2:16h und war unfassbar stolz, dass ich das geschafft hatte. Der Lauf an sich ist wirklich toll, kann ich jedem nur empfehlen, ich glaube ich werde ihn dieses Jahr noch mal laufen. Und wer weiß, vielleicht gibt es ja eine neue Bestzeit auf der Strecke ;-)


Warum läufst du?
Ich bin Triathletin – da gehört Laufen dazu. Ich muss gestehen, das Laufen fällt mir nicht leicht. Ich muss mir jede kleine Verbesserung hart erarbeiten und habe oft das Gefühl etwas „untalentiert“ zu sein. Immer wieder gibt es Situationen, besonders beim Tempotraining, wo ich am liebsten die Schuhe in die Ecke werfen würde. Aber ich habe gelernt, das Laufen zu lieben. Nicht an jedem Tag, aber an den meisten. Es ist ein fester Bestandteil meines Lebens geworden und ich genieße viele meiner Laufeinheiten. Laufen ist unkompliziert und wenig zeitintensiv. Es kann eine Möglichkeit sein, allein zu sein, nachzudenken und am nächsten Tag ist es ein soziales Event mit vielen Leuten. Es gibt mir Rückmeldung darüber, wie es meinem Körper gerade geht. Die Motive haben sich eigentlich kaum verändert: Ich laufe, um schneller zu werden. Und dabei kann man ziemlich oft ganz wunderbar abschalten. Immer öfter laufe ich um des Laufens willen.


Welches Ziel möchtest du als nächstes erreichen und was ist momentan dein wöchentliches Pensum? 
Laufen ist nicht meine Hauptsportart und meine „Hauptziele“ beziehen sich daher immer auf den Triathlonsport als Ganzes. Meine Ziele für das Laufen sind vor allem: Schneller werden. Dazu arbeite ich z. B. viel an meiner - noch nicht besonders ökonomischen - Lauftechnik. Schön wäre es im nächsten Jahr die 10 km in einem 4:30er Schnitt laufen zu können. Mein wöchentliches Pensum sind ca. 30-40 Laufkilometer in Belastungswochen und ca. 15 km in Entlastungswochen.

Muss Training Spaß machen oder weh tun? 
Beides. Training ist meine Freizeit. Und meine Freizeit soll mir Spaß machen. Mir macht es vor allem Spaß, schneller und besser zu werden. Und das tut leider manchmal weh.


Was ist das Schöne an deiner Lieblings-Laufstrecke? 
Das Schönste ist, dass sie unmittelbar neben meiner Haustür im Wald beginnt. Ich muss nirgendwo mit dem Auto hin, ich bin direkt auf wunderschönen Trails unterwegs. Leider immer erstmal 1-2 km berghoch, aber nach dem Unschönen wurde ja nicht gefragt. Die Landschaft hier ist wunderbar abwechslungsreich und fordernd, die Wälder sind riesig. Im Wald erlebt man jede Jahreszeit intensiv mit und hat stets neue Optionen, die Strecken zu variieren.

Wie fühlst du dich, wenn du eine Ziellinie überquert hast? 
Ganz unterschiedlich, je nachdem wie das Rennen lief. Ein Gefühl ist aber immer da: Erleichterung, dass ich mich endlich hinsetzen kann und Durst auf ne Cola.


Wie bringst du den Schweinehund zum Schweigen? 
Das Laufen im Wettkampf ist immer anstrengend und ich komme oft an den Punkt mich zu fragen, warum ich mir das eigentlich antue. In Wettkämpfen, wenn es anstrengend wird, ist mein Schweinehund oft präsent: „Auf eine Minute kommt es nicht an“; „Komm, setz dich doch einfach hier an den Rand, das ist doch kein entspannender Sonntag.“ Er hat sehr viele tolle Sprüche. Es hilft mir dann, mir die Strecke in verschiedene kleine Abschnitte einzuteilen. Jeden Kilometer laufe ich für sich, von Punkt zu Punkt arbeite ich mich vor. Das lenkt vom Schweinehund gut ab. Im Alltag halte ich mir vor Augen, dass genau das Überwinden des inneren Schweinehundes zu früher Morgenstunde und bei miesem Wetter den Unterschied ausmacht. Deswegen lasse ich sehr selten Einheiten ausfallen. Ich bin sehr ehrgeizig und wenn ich etwas anfange, dann richtig. Halbe Sachen mochte ich noch nie. Und eigentlich weiß man ja auch: Wenn man seinen Schweinehund besiegt, ist es meistens auch ganz nett beim Training.


Was würdest du Anfängern raten? 
Ich sehe mich selbst noch eher als Laufanfänger, deswegen finde ich es schwer große Ratschläge zu geben. Ich glaube aber, ich habe ein ganz gutes Verständnis für die physiologischen Prozesse, die bei sportlichem Training und bestimmten damit verbundenen Reizen ablaufen. Das hilft mir oft, Entscheidungen zu treffen und zu bewerten, was im Training passiert. Deswegen würde ich fast jedem, der mit Laufen beginnt, raten: Mach eine Leistungsdiagnostik! Nur wer seine Trainingsbereiche kennt, kann steuern, wie intensiv er seinen Organismus belastet. Wenn man schon jahrelang Ausdauersport betreibt, mag man ein Gefühl dafür haben. Die meisten Menschen, die neu starten ins Läuferleben, haben es - meiner Ansicht nach - leider nicht.

Der zweite Punkt, den ich wichtig finde ist: Man sollte sich selbst nicht vormachen, dass man alles weiß und alles selbst kann. Ein guter Trainer, der eine Jahresperiodisierung und Strukturierung des Trainings inkl. Athletik- und Techniktraining vornimmt, ist Gold wert und die beste Verletzungsprophylaxe. Seit ich vernünftig trainiere bzw. trainiert werde, hatte ich keine Erkältung und keine Schmerzen mehr. Nicht mal im Ansatz. Alles an dem, wie ich trainiere, ist in erster Linie darauf ausgerichtet, langfristig Bestand zu haben und den Körper nicht zu schädigen. Die Verbesserung der Leistungsfähigkeit steht erst an zweiter Stelle.

Der dritte und letzte Punkt ist: Mach dir bewusst, welches Ziel du hast. Willst du einfach Spaß haben und dich ein bisschen bewegen? Willst du Wettkämpfe machen? Was willst du erreichen? Was ist dir wichtig? Dementsprechend sollte man auch sein Training gestalten. Wer Spaß haben will und einfach nur ein bisschen Bewegung an der frischen Luft sucht, muss keine Wissenschaft daraus machen. Wer sich konkrete und größere Ziele setzt, sollte auch bereit sein, sich ein bisschen mit der Sache auseinander zu setzen und auch mal etwas durchziehen, wenn es nicht so läuft. Ja, ich glaub das würde ich Einsteigern raten.