Dienstag, 10. November 2015

8 Fragen an... Susi von runskills

Es gibt wohl niemanden, der die Selfie-Stange so selbstverständlich verwendet wie Susi von runskills - sie kann aber nicht nur tolle Fotos machen, sondern ist auch noch eine Rakete auf sämtlichen Distanzen der Laufstrecke (was sie jetzt sicher sofort revidieren wird). Ich folge Susi und Dennis schon lange auf Instagram und habe letztes Jahr sogar ein kleines Weihnachts-Überraschungspaket von den beiden erhalten, weil sie sich kurzerhand überlegt hatten, Sportler mit besonderen Geschichten aus ihrer Timeline zu überraschen. Da denke ich immer noch dran, wenn ich die Kiste bei mir hier stehen sehe! Schade, dass es die beiden jetzt so weit weg nach München verschlagen hat, aber vielleicht begegnen wir uns ja trotzdem demnächst mal im richtigen Leben ;-)

Während ich meinen Lauf vom Sonntag noch etwas sacken lasse und am Artikel tippe, könnt ihr Susis Antworten auf meine Interviewfragen lesen. Los gehts:


Kannst du dich an deinen ersten Lauf erinnern?
Oh ja, mein erster Lauf nach über 10 Jahren Laufabstinenz war im Sommer 2012. Ich war ja als Kind und Jugendliche im Leichtathletik und hatte seitdem ein kleines "Lauftrauma". Es ging damals nur um Siege und Bestzeiten, der Spaß blieb dabei auf der Strecke. Deshalb hat es ein ganzes Jahrzehnt gedauert, bis ich mich wieder in Laufschuhe getraut habe. Mir war das Ganze so peinlich, dass ich mit dem Fahrrad zum Park gefahren bin und dort in den dunkelsten Ecken meine Runden gedreht habe. Nach knapp zwei Kilometern war Schluss - nix ging mehr. Ich bin natürlich viel zu schnell losgelaufen, mit Schuhen die über 6 Jahre alt waren und so einer dicken Jogging-Hose. Währenddessen und danach ging es mir, auf gut deutsch gesagt, beschissen. Mir tat alles weh, ich hatte tierischen Muskelkater und ich dachte, dass ich niemals im Leben fünf Kilometer schaffen würde. Ehrlich gesagt, ich war ein bisschen deprimiert. Aber ich bin am Ball geblieben und hab nicht aufgegeben, denn mein Ehrgeiz war stärker als mein Schweinehund.


Warum läufst du?
Als ich wieder mit dem Laufen angefange habe, wollte ich eigentlich nur einen Ausgleich zum Bürojob finden. Dieses 8-Stunden-Sitzen war total neu für mich, da ich ja vorher noch studiert hatte. Ich habe gemerkt, dass ich einen Ausgleich brauche und mich nach Möglichkeiten umgesehen. Ein Verein kam für mich nicht in Frage, da das für mich nur wieder Druck bedeutete. Also habe ich mir das Einfachste gesucht - Laufen. Natürlich hat sich meine Motivation in den letzten Jahren verändert. Zuerst wollte ich mich "nur" bewegen, dann wollte ich unbedingt eine halbe Stunde durchlaufen können und schon bald kam der Wunsch nach meinem ersten Halbmarathon. Ehrlich gesagt will ich immer mehr. Entweder müssen die Distanzen länger werden oder ich setze mir neue Zielzeiten. Manchmal ist es ganz nett, einfach "nur" zu laufen, aber meistens ist ein Plan schon ganz gut, um neue Ziele zu definieren. Mittlerweile bin ich einen Marathon gelaufen und grübele schon die ganze Zeit, was als nächstes kommt. Ich brauch einfach neue Herausforderungen und möchte wissen, wozu mein Körper noch in der Lage ist.


Welches Ziel möchtest du als nächstes erreichen und was ist momentan dein wöchentliches Pensum? 
Ich habe dieses Jahr alles erreicht, was ich erreichen wollte - meinen ersten Marathon zu absolvieren. Leider läuft es dieses Jahr, im wahrsten Sinne des Wortes, nicht so gut. Ich habe häufig mit Verletzungen zu kämpfen und deshalb ist mein aktuelles Ziel: Schmerzfrei Laufen! Denn das ist die Grundvorraussetzung für neue Ziele. Im Herbst werde ich nochmal einen Halbmarathon laufen (ist sie auch! Und zwar in Köln) und ein paar kleinere Läufe inklusive Staffel. Darauf freue ich mich schon sehr. Für nächstes Jahr ist ein Triathlon geplant, denn das ist totales Neuland für mich. Und ein längerfristiges Ziel wäre der Ironman. Im Moment trainiere ich 4 bis 6 mal die Woche.

Muss Training Spaß machen oder weh tun? 
Ein Training sollte in erster Linie Spaß machen, denn sonst ist man schnell gefrustet und schmeißt alles hin. Ich bin aber der Meinung, dass man häufiger seine Komfortzone verlassen sollte - dann kann's auch schonmal weh tun. Aber so lernt man auch seinen Körper besser kennen und kann seine Grenzen testen. Deshalb rate ich jedem, mal ein Intervalltraining einzubauen oder alternative Sportarten wie Schwimmen zu integrieren.


Was ist das Schöne an deiner Lieblings-Laufstrecke? 
Ich habe direkt hinter meinem Haus einen Park und einen großen See, dort fühlt es sich oft an wie im Urlaub - vor allem am Morgen. Keine Menschenseele, man sieht viele Tiere, hört Vogelgezwitscher und kann einfach die Ruhe genießen.

Wie fühlst du dich, wenn du eine Ziellinie überquert hast? 
Unbeschreiblich. Genau auf diesen Moment trainiert man Wochen oder Monate hin. Eigentlich kann ich diesen Moment nicht in Worte fassen, man muss DIESEN Moment selbst erleben. Nach meinem Zieleinlauf beim Marathon habe ich innerhalb weniger Sekunden alle Gefühlslagen durchlebt, die es gibt. Von Erleichterung, über Wut bis hin zu Stolz, war alles dabei. Da kommen einem auch schonmal die Tränen, denn man durchlebt in einem Rennen eine wahre Gefühlsachterbahn.


Wie bringst du den Schweinehund zum Schweigen? 
Ich glaube ich habe gar keinen mehr. Es gibt zwar Tage, an denen ich nicht soooo große Lust habe, aber mittlerweile ist Sport so stark in mein Leben integriert, dass ein Tag ohne Sport ein verlorener ist. Falls sich der Schweinehund aber doch mal meldet, dann denke ich immer an den Moment NACH dem Sport. Dieses Gefühl, dass man aktiv war und sich dann ein leckeres Stück Kuchen verdient hat, ist einfach unbezahlbar!

Was würdest du Anfängern raten? 
Anfängern rate ich immer, es langsam angehen zu lassen. Gerade Laufen ist ein Ausdauersport, die Disziplin erfordert. Die Erfolge stellen sich nicht von heute auf morgen ein, es dauert schon ein paar Wochen, bis man sich verbessert hat. Außerdem sind Ruhetage sehr wichtig. Leider wird das oft vergessen, aber der Körper wird nicht während des Trainings besser, sondern in den Ruhephasen. Vor allem Anfänger sollten 2-3 sogenannte Restdays einplanen. Am Ball bleiben! Nicht gleich aufgeben, nur weil es mal nicht so läuft. Rückschläge gehören dazu und schlechte Läufe auch, denn auch daraus lernt man wieder. Hol dir wichtige Ratschläge von Leuten, die bereits aktiv sind, denn sie können oft aus Erfahrung wertvolle Tipps geben. Und last but not least: Glaub immer an dich selbst und setz dir Ziele!