Mittwoch, 2. Dezember 2015

8 Fragen an... Nadin von Eiswuerfelimschuh

Nadin von Eiswuerfelimschuh tanzt ein kleines bisschen aus meiner Interview-Reihe. Gefühlt ist sie schon immer gelaufen und hat die beschwerlichen Anfänge längst vergessen - ein Glück, wenn man als Kind beginnt und die Leichtigkeit behält. Trotzdem - oder vielleicht auch deshalb? - finde ich sie unheimlich inspirierend und folge ihr schon lange auf Instagram und Twitter. Beim Triathlon in Hamburg habe ich sie in diesem Jahr zum ersten Mal im echten Leben getroffen - wenn auch nur ganz kurz zum Quatschen - und schließlich am nächsten Tag während des Rennens angefeuert. Zuletzt war sie auf Hawaii und hat die Daheimgebliebenen unter anderem mit solchen Bildern und Geschichten neidisch gemacht. Aber jetzt zu den Lauf-Fragen, dankeschön fürs Mitmachen! Los gehts:


Kannst du dich an deinen ersten Lauf erinnern? 
Ehrlich gesagt kann ich mich daran nicht erinnern. Ich war bereits als Kind sehr aktiv und in Vereinen immer auch mit laufen beschäftigt. Es gab aber einen Moment, den ich für mich als den Moment beschreiben würde, als ich wusste, dass ich eigentlich eine Läuferin bin und auch nur laufen möchte. Ich muss etwa 16 Jahre alt gewesen sein. Ich war in einem Handballverein und trainierte mehrmals die Woche. Ich bildete mir ein, dass das Training allein nicht ausreichte und die kurze Zeit der Erwärmung mich nicht weiterbrachte. Also entschied ich mich kurzerhand etwa 5 km zur Halle zu laufen und nach dem Training auch wieder zurück. Eine Freundin, die mit mir im Verein war, begleitete mich mit dem Rad und nahm meine Sachen mit. Als ich ein Jahr später umzog, verließ ich die Mannschaft. Ich wohnte dann auf dem Land und hatte keine andere Möglichkeit Sport zu treiben. Also lief ich – und es war großartig. Wir hatten einen Hund, der mich begleitete und die Runden wurden immer länger und immer länger. Damals noch ohne technisches Zubehör und immer nur mit einer groben Schätzung, was die Strecke anging.

Warum läufst du? Haben sich deine Motive mit der Zeit verändert?
Nein, im Prinzip lief ich schon immer einfach nur ums Laufen Willen. Ich trainierte immer schon recht viel, um vor allem mein Asthma in Schach zu halten. Natürlich gab es auch Zeiten, als ich mir meinen Hintern, Bauch, meine Oberschenkel und was nicht alles ablaufen wollte. Aber eigentlich geht es mir um Ausgleich, Gesundheit und Wohlbefinden. Dass ich mittlerweile auch so intensiv Wettkämpfe bestreite, ist ein sehr schöner Nebeneffekt, eine besondere Herausforderung und auch Motivation.


Welches Ziel möchtest du als nächstes erreichen?
Im Prinzip richten sich meine sportlichen Ziele immer ein wenig nach dem Saisonverlauf. Manchmal muss ich sie aufgrund meines Asthmas revidieren oder möchte einen Wettkampf einfach nur genießen, weil er an so einem besonderen Ort stattfindet. Da ist das Ziel dann einfach wirklich nur das Ziel. Aber natürlich möchte ich hin und wieder auch Bestzeiten aufstellen. Das gilt für jeden Bereich – sowohl bei Laufwettkämpfen als auch bei Triathlons.

Was ist momentan dein wöchentliches Pensum?
Momentan trainiere ich etwas weniger, weil ich mich in meinem Regenerationsmonat befinde. Da kommen vielleicht um die sechs Stunden in der Woche zusammen. Ich lasse mich etwas treiben und nehme meinen Trainingsplan nicht ganz so ernst. Wenn es dann aber wieder losgeht mit meiner Saisonvorbereitung für das nächste Jahr, werde ich recht zügig das normale Pensum auf 8-10 Stunden in der Woche erhöhen. Wenn es dann richtig ernst wird, können 9-12 Stunden zusammenkommen. In sehr intensiven Trainingswochen oder im Trainingslager auch schon einmal deutlich mehr.
Anmerkung: Nadin hat die Fragen im Oktober beantwortet. Mittlerweile ist sie wieder stärker im Training und hat auch ihr Run-Swim-Run wieder gestartet, was ich immer gerne auf diversen Kanälen verfolge und bewundere ;-)


Muss Training Spaß machen oder weh tun?
Training muss Spaß machen, kann aber auch mit Zähne zusammenbeißen kollidieren. Für mich ist das ganz einfach. Was mir keinen Spaß macht, mache ich nicht. Es ist mein Hobby und soll mir Freude und Ausgeglichenheit schenken. Ich möchte dadurch noch ein Stückchen glücklicher werden. Aber ich bin auch bereit, dafür zu kämpfen und hart an meinen Zielen zu arbeiten. Natürlich bin ich auch mal enttäuscht, wenn etwas nicht gut läuft, ich mir Träume nicht erfüllen kann. Mittlerweile habe ich aber zumindest eine gewisse Ruhe erlernt, die alles relativiert und ich habe Wege gefunden, trotz harter Zeiten den Spaß nicht zu vernachlässigen.

Was ist das Schöne an deiner Lieblings-Laufstrecke?
Das ich alles haben kann: Natur, Stadt, Ruhe, Menschen. Ich kann hinaus aufs Land laufen und stundenlang niemanden sehen und hören. Ich kann aber die Strecke auch so wählen, dass ich andere Läufer treffe. Ich kann durch die Stadt laufen oder ein Stück weiter zum Wasser. Ich kann mich draußen im Wind auf Feldern austoben oder durch stille Wälder laufen. Ich kann auch zu Sportplätzen laufen und dort trainieren. Die Strecken können so lang sein, wie ich laufen kann. Sie lassen eigentlich nichts vermissen und bieten alles, was ich mir wünschen könnte.



Wie fühlst du dich, wenn du eine Ziellinie überquert hast?
Ich bin jedes einzelne Mal froh, in Ziel gekommen zu sein. Dann kommt es immer darauf an, was mein Ziel war. Wollte ich einfach nur denn Wettkampf genießen? Ging es um eine Zeit? Ging es um eine Platzierung? Konnte ich all das erreichen, was ich wollte? In diesem Jahr hatte ich alles. Jedes Gefühl war irgendwie vertreten – Glück, Zufriedenheit, Enttäuschung. All das gehört aber auch dazu. Selbst in Wettkämpfen, die enttäuschend enden, gab es garantiert immer auch Momente, die Spaß machten, die vor Euphorie strotzten, die mich glücklich machten.

Wie bringst du den Schweinehund zum Schweigen?
Machen. Einfach machen. Mein Trainingsplan ist mein bester Partner in diesen Momenten. Wenn gar nichts helfen will, bitte ich meine Familie um Hilfe. Die schafft mich dann schon vor die Tür.

Was würdest du Anfängern raten?
Nicht zu übertreiben und keine Angst vorm Hinfallen zu haben. Realistische Ziele sind sicher ebenso wichtig wie ein Maß an Willen.