Freitag, 12. Februar 2016

Laufanalyse und Einlagen gegen Knieprobleme

Die letzten Lauf-Wochen vor dem Start der Winterlaufserie kurz zusammengefasst: Sie haben nicht stattgefunden. Nach dem Halbmarathon im November war erst mal die Luft raus und ich bin höchstens mal 5 Kilometer durch den Park getrabt. Anfang Dezember stand der Nikolauslauf im Kalender und ich bin halbwegs aus dem Nichts 10 Kilometer durch den (für mich) hügeligen Ratinger Wald gelaufen - keine gute Idee. Schon während des Laufs musste ich immer wieder Gehpausen einlegen, weil mein rechtes Knie ziemlich deutlich gesagt hat, dass mit laufen nix is. Am Tag danach war dann selbst gehen schmerzhaft und den Fuß nach innen drehen komplett unmöglich. Prima.

Also selbst verordnete Laufpause. Nach einer Woche mal wieder vorsichtig probiert - Schmerzen ab Kilometer 3. Gleiches Knie, gleiche Stelle. Kniekehle, Außenseite. Mit Voltaren eingeschmiert, mit Pferdesalbe eingeschmiert, gekühlt, alles probiert. Wieder pausiert. Wieder vorsichtig gelaufen, wieder Schmerzen. Längere Pause eingelegt. Und die ganze Zeit der Kopf so: "Was willst du überhaupt, es tut ja gar nicht so schlimm weh, dass du nicht laufen könntest - das bisschen Zwicken, das geht schon vorbei..." Ging es nicht. Und beunruhigt hat mich, dass es am Knie war.

Nachdem ich den Spaß also nicht losgeworden bin und nie weiter als 5 Kilometer mehr oder weniger schmerzfrei gekommen bin, habe ich beschlossen, dass die Schuhe auf den Prüfstand müssen. Und die Beine gleich mit. Dass es auch die Füße treffen würde, habe ich da noch nicht geahnt. Also einen Termin beim orthopädischen Schuhmacher geholt, erster Gedanke: "Bloß keine Einlagen!"


Laufanalyse, 1. Termin
Der Experte begutachtet zuerst die alten Laufschuhe, die jetzt ein Jahr auf dem Buckel haben. Die wollte ich eigentlich noch gar nicht aussortieren, denn so wahnsinnig viel bin ich in dem Jahr jetzt auch nicht gelaufen - denkste. Das gleiche Paar in neu habe ich auch noch dabei, bin aber noch nicht sicher, ob ich es behalten sollte oder lieber umtausche, falls sich herausstellt, dass meine Füße doch nicht für die Brooks Ravenna gemacht sind.

Und dann heißt es: "Einmal bitte die Socken ausziehen!" Was? Ich dachte, ich ziehe jetzt die Laufschuhe an und turne hier ein bisschen auf dem Laufband rum? Die Füße sind in genau diesen Socken gerade zwei Stunden Grundschülern durch eine Turnhalle hinterher gerannt. Na Prost Mahlzeit. Also Socken aus. Zum Vorschein kommen schwitzige Füße mit schlecht lackierten Nägeln - konnte ja keiner ahnen! Ich möchte niemandem wünschen, da jetzt mit bloßen Händen ran zu müssen - aber genau so ist es. Er biegt meine Zehen in alle möglichen Richtungen, ich bemerke erst mal nichts komisches und darf dann endlich aufs Laufband - barfuß.


Ein iPad filmt von hinten, als nächstes kommen die neuen Schuhe, dann die gleichen Schuhe in alt. Ich habe noch ein zweites Paar neue Schuhe, die ich günstig im Sale ergattert habe und die zumindest theoretisch für mich geeignet sein müssten - die Mizuno Wave Inspire 11. Auch hier bin ich nicht sicher, ob ich die Schuhe behalten will oder nicht - seit ich die Nike Structure umtauschen musste, obwohl sie eigentlich passten, bin ich ein bisschen vorsichtig und hätte lieber erst mal einen Expertenrat. Dann gibts auch noch ein anderes Modell von Brooks im Laden, was ich ebenfalls testen soll: der Adrenaline GTS.

Während ich laufe, darf ich aus dem Fenster schauen und die Tanne anstarren. Ich laufe und laufe und das erste Fazit ist: Die Ravennas sind gar nicht so übel für mich. Gut, ich laufe das Modell jetzt ein Jahr problemlos und den Vorgänger im Jahr davor. Aber irgendwas stimmt ja trotzdem nicht. Auf den Videoaufnahmen fällt auf, dass mein linker Fuß leicht nach außen gedreht ist - ich nenne ihn Pinguinfuß. Das ganze linke Bein macht außerdem eine Ausweichbewegung - eigentlich nur eine nette Umschreibung von "die Knie sind zu fett". Aber komisch, dass das rechte Bein das nicht macht.

Typisch ist dieser Bewegungsablauf mit meinen Beschwerden wohl für O-Beine. Damit kann ich nicht dienen, meine Beine sind gerade und die Vermessung ergibt: Auch die Hüfte steht gerade. So weit so gut. Weil wir dem Problem immer noch nicht so recht auf die Spur gekommen sind und der Schuhtechniker mich mittlerweile als Herausforderung bezeichnet, darf ich runter vom Laufband und auf den Boden. So laufe ich endlich natürlich und das bedeutet für mich: Fersenlauf. Auf dem Band hatte ich das Gefühl, es ginge bergauf (ging es nicht) und bin so automatisch weniger auf der Ferse gelaufen. Und jetzt, wo ich endlich so durch den Laden trabe, wie ich immer laufe, heißt es: Die Schuhe sind vielleicht doch nicht so ideal. Die anderen mit Stütze allerdings auch nicht. Beide stützen meine leichte Überpronation nicht genug, aber da muss noch etwas anderes sein. Wir machen noch mehr Filmaufnahmen und verabreden uns für die kommende Woche.

Brooks Ravenna alt und neu, Brooks Adrenaline GTS und Mizuno Wave Inspire. Schuhchaos.
Laufanalyse, 2. Termin
In der einen Woche bis zum zweiten Termin traue ich mich nicht zu laufen. Ich habe Angst, das Knie könnte schlimmer werden, außerdem bin ich mit den Schuhen verunsichert und dazu kommt eine Erkältung. Also gehe ich tatsächlich Walken, fürchterlich langsam einmal um den See und komme mir dabei fürchterlich bescheuert vor.

Matthias Schmitz begrüßt mich beim zweiten Treffen mit den Worten, er habe sich die Videos jetzt an die 50 mal angesehen und habe einen starken Verdacht, wo der Hund begraben sein könnte. Der rechte große Zeh ist schuld. Schon beim Test auf die Beweglichkeit beim Biegen der Zehen ist wohl aufgefallen, dass der eine etwas zu steif ist. Das kann von einem simplen gegen irgendeine Kante Rennen kommen, was mir ungefähr jeden zweiten Tag mit Bett, Schrank, Kommode, Türrahmen etc. passiert. In der Folge kann der rechte Fuß weniger gut abrollen als der linke, so dass der Fuß sich verdreht und ein O-Bein entsteht, obwohl es eigentlich gar keins ist. Die Ferse dreht sich nach außen, das Knie nach innen - das würde meine Beschwerden erklären. Schön zu sehen auf dem Bild rechts:


Um zu testen, ob es was hilft, bekomme ich Einlagen. Das wollte ich vermeiden. Ich teste dann trotzdem. Der versteifte große Zeh hat jetzt etwas mehr Platz. Ein Unterschied ist schon auf dem ersten Video zu sehen (und auf dem Bild oben, vergleicht mal die beiden rechten Füße). Krass, ich staune erst mal nicht schlecht und will jetzt wissen, ob das auch beim Laufen draußen hilft. Der erste Lauf ist nicht ganz schmerzfrei, aber deutlich besser als bisher. Beim zweiten Lauf habe ich leichte Schmerzen von Kilometer 1,5 bis 3, danach gar nichts mehr. Gar nichts! Außer Blasen. Üble Blasen. Ich meine, so richtig üble. Riesige. An beiden Füßen. An Stellen, die eigentlich nie Blasen bekommen. Im Gegensatz zu den Knieschmerzen sind die Blasen aber das geringere Übel, auch wenn sie so hartnäckig sind.

Das Ganze war zwei Wochen vor Beginn der Winterlaufserie. Ich hätte den Startplatz verkauft, wenn ich noch gekonnt hätte. Als ich spontan eine Woche vorher wieder 8 Kilometer schmerzfrei laufen konnte, wollte ich starten. Und den Rest der Geschichte kennt ihr: Ich wollte nur ankommen, bin ohne Uhr gelaufen und habe in Duisburg beim ersten Lauf eine neue 10-km-Bestzeit aufgestellt. Ich bin unheimlich froh, dass ich wieder laufen kann und das Problem so schnell gefunden und behoben wurde - danke dafür!

Zwischen Teil 1 und 2 der Serie liegen nur drei Wochen, so dass ich nächste Woche Samstag am Start für den 15-km-Lauf stehen werde. Ich mache mir darüber aktuell wenige Sorgen - im Urlaub bin ich unter typischen Nordsee-Bedingungen relativ locker 14 km gelaufen, das Knie hält und eine bestimmte Zeit muss ich nicht erreichen. Duisburg, du kannst kommen!