Dienstag, 8. April 2014

Raceday - Citylauf Lintorf

Sonntag. Der große Tag. Raceday. Fing erst mal sehr entspannt an – wobei, nein. 9 Uhr, zweiter Blick ging nach dem Wecker direkt aufs Thermometer. 18 Grad? Ach. Du. Scheiße. Aber morgens war das hervorragend. Ich habe das Pferd besucht und war mit ihm in der Sonne gemütlich grasen. Bevor die Weidesaison anfängt, muss man die empfindlichen Mägen da jedes Jahr langsam dran gewöhnen. Das ist entspannt (außer auf dem Rückweg, wenn man 500kg davon überzeugen muss, sich jetzt doch bitte von dem frischen, leckeren Grün zu trennen).
Frühstück (für den Vierbeiner)
Der Lauf war für 12.15 Uhr angesetzt. Und – ich weiß nicht, ob ich es bereits erwähnt habe – er fand in meinem Heimatdorf statt. In dem Ort, in dem ich zur Schule gegangen bin. In dem meine Eltern wohnen. In dem ich im Fitness-Studio arbeite. Sprich: Etwa jedes zweite Gesicht kam mir bekannt vor. Zu allem Überfluss hatte meine ehemalige Schule ein eigenes Team am Start: Lehrer gegen Schüler. Gegen den alten Mathe- und Sportlehrer (doppelter Schrecken in einer Person!) zu laufen, stand auf meiner To-Do-Liste bisher jedenfalls nicht. Scheiße, Sonntag war es so weit. Warum ein Sportlehrer nicht 10 Kilometer läuft, sei mal dahingestellt – jedenfalls startete er wie ich beim 5-Kilometer-Lauf. Und genau wie mein Philosophie-Lehrer. Dass der mehr tanzen als laufen würde, hatte ich ja fast geahnt. Immerhin amüsant.
Die Sonne hatte sich inzwischen verabschiedet und es war ganz gut bewölkt, aber nicht schwül. Perfekt. Ein paar Regentropfen kurz vor dem Start – nicht schlimm. Viel Zeit, mich verrückt zu machen, war jedenfalls nicht. Ständig hier und da mal hallo sagen, der Lokalzeitung ein kurzes Interview geben („Wollen Sie eine bestimmte Zeit erreichen?“ – „Ich will ankommen. Nur ankommen. Aber schreiben Sie da nicht meinen Namen dazu, es geht nur um 5 Kilometer.“), schnell noch zur Toilette. Startnummer ans Shirt frickeln, Runtastic und Pulsuhr einschalten. Oh, Startschuss. Unter 240 Läufern gemütlich lostraben.
Kurz vor dem Start
Die Uhr hat den Puls nicht gefunden. Ich wollte eigentlich sowieso nur ab und an auf die Zeit schauen, ansonsten geht das nämlich so: „Oh, 97% Herzfrequenz? Ich geh lieber mal ein Stück.“ Aber gar kein Puls hat mich dann doch etwas aufgeregt. Etwa einen Kilometer lang. Dann hatte ich keinen Bock mehr. Ehrlich: Ich hab mich schon ganz am Anfang gefragt, was der Mist eigentlich soll. Klar, das Tempo war zu hoch, das hab ich sofort nach dem Start gemerkt und mich direkt zurückfallen lassen. 5 Kilometer sind 2 Runden rund um den (wirklich winzigen) Ortskern. Nach 2/3 der ersten Runde war ich kurz davor, zu gehen. Oder aufzuhören. Oder auf der Stelle zu verschwinden, irgendwas. Nur nicht weiter laufen.

Meine Schwester, die sich bei dem Tempo wahrscheinlich tödlich gelangweilt hat und nebenbei auch noch mein Genörgel anhören musste, hat getan, was sie tun musste und angesagt, dass wir die erste Runde ja wohl verdammt nochmal komplett laufen. So. Haben wir dann auch. Mit Ach und Krach. Wie gern wäre ich einfach nur eine Runde gelaufen. Wie blöd, wenn man ganz genau weiß, wie lang und anstrengend das war und dann den ganzen Mist nochmal vor sich hat. Jaha, wir reden hier von Runden mit 2,5 Kilometern. Aber mehr bin ich am Stück ja auch noch nie gelaufen. Während der zweiten Runde reifte in mir wieder die alte Überzeugung, fürs Laufen einfach nicht gemacht zu sein. Also Gehpause. Puls wurde immer noch nicht angezeigt, war aber garantiert in abenteuerlichen Höhen, die Atmung ging auch eher hechelnd als alles andere. Ganz aufhören ging aber nicht. Wäre schön gewesen, aber auch schön peinlich. Außerdem: Wer eine Runde schafft, schafft auch die zweite. Irgendwie. Ab dann wollte ich – aber konnte nicht mehr. Also laufen, gehen, laufen, gehen.
Gut zu wissen: Wir waren nicht die letzten. Ich hätte vor dem Start geschworen, dass wir als allerletzte ins Ziel kommen und dafür mindestens eine Dreiviertelstunde brauchen. Auch gut: Ich war nicht die einzige, die zwischendurch gehen musste. Besonders gut: Neben ein paar super unsportlichen Mädels (aber Hauptsache Bandage ums Knie!) war der gute alte Philosophielehrer einer von denen, die zwischendurch ne Pause brauchten. Haha. Wie gern hätte ich den am Ende noch überholt. Wurde aber leider nichts draus, er kam eine Minute vor uns ins Ziel.

Streckenposten kann man ja in der Pfeife rauchen. Okay, manche sind wirklich toll. Die meisten kannte ich, bei manchen habe ich einfach nicht hingeschaut (und sie sicher trotzdem gekannt), manche hatte ich noch nie gesehen. Während die meisten einfach klatschen, können sich andere blöde Sprüche nicht verkneifen. Ich weiß nicht, wen das motivieren soll. Leute, die faul am Rand stehen (jaa, und die Veranstaltung ermöglichen) und genau sehen, dass man gerade ziemlich abkackt – und dann rufen „Go, go go! Hopp hopp!“ Ich finde das zum Kotzen. Herzlichen Dank an eine liebe Kollegin aus dem Studio, an der ich vorbei gegangen statt gelaufen bin und die ohne blödes Rumschreien meinte: „Hauptsache, ihr lächelt dabei!“ und dann: „Die letzten Meter schafft ihr auch noch!“. Sowas ist gut, vielen Dank liebe Frau Bärlauch.

Die allerletzte Gerade wurde dann wieder gelaufen – tatsächlich gab es einige Zuschauer an der Hauptstraße im Dorf, unmöglich also, hier vorbei zu spazieren. Und: Wir sind angekommen. Nach 36 Minuten und 19 Sekunden. Wer hätte das gedacht. Insgesamt bin ich so 88. und in meiner Altersklasse 9. – klingt gut, aber scheinbar haben nicht viele Frauen im Alter zwischen 20 und 30 teilgenommen. Muss man ja keinem erzählen. Ein Typ hat übrigens tatsächlich fast 45 Minuten gebraucht, der Schnellste knappe 17 Minuten. Respekt.
Endlich angekommen. Das Schwesterlein sieht noch genauso aus wie vorher.
Das Verrückte: Trotz 10 km Radfahren am Vortag (zum ersten Mal draußen seit mindestens eineinhalb Jahren) und Wasserballtraining tat mir beim Lauf nichts weh. Füße, Beine, Knie, alles in Ordnung. Die Kondition ist das Problem. Seitenstiche sind kein Spaß. Auch das Gefühl, nicht genug Luft zu kriegen, kann ich nicht ignorieren und einfach weiterlaufen. Ja, die Lunge ist ok. Nennen wir es doch beim Namen: 1. Konditionsproblem, 2. Motivationsproblem.
So geht es weiter: Ich habe mir den nächsten 5km-Lauf rausgesucht. In 2 Monaten. Ziel: Komplett durchlaufen und zwar in einer besseren Zeit. Sollte ja wohl drin sein! Zwei andere Sachen gibt es noch zu berichten, die diesen Post hier aber sprengen würden. Ich erzähle euch demnächst, wieso wir für Laufen gegen Leiden gestartet sind, wieso ich jetzt einen Polar Loop habe und was der mit mir macht. Bis dann!