Mittwoch, 16. Dezember 2020
Buch: Cape to Cape - Jonas Deichmann, Philipp Hympendahl, Tim Farin
Vom Nordkap nach Kapstadt - 18.000 Kilometer mit dem Fahrrad. Mieser Vergleich: Das ist etwa viermal so viel, wie ich im Jahre fahre. Nur eben nicht in 365 Tagen, sondern in 73 Tagen und durch alle möglichen Länder und Klimazonen. Keine Frage, das Abenteuer ist groß, die Geschichte gibt einiges her und ist super spannend. Der Extrem-Abenteurer Jonas Deichmann und der Fotograf Philipp Hympendahl sind diese Herausforderung angetreten. Philipp ist mir ein Begriff, weil wir beide aus Düsseldorf kommen und manchmal mit der gleichen Rennradgruppe unterwegs sind, deshalb habe ich die Reise im letzten Jahr schon über Social Media verfolgt. Seit kurzem gibt's im Delius Klasing Verlag das Buch dazu: Cape to Cape*. Ich habe mein Rezensionsexemplar im Herbst mitgenommen, als ich einen Nachmittag bei einem Gravel Event einen Verpflegungspunkt betreut habe. Bei Sonnenschein auf der Wiese verging die Zeit ruckzuck - und am nächsten Vormittag war ich durch mit den 160 Seiten. Definitiv eine kurzweilige Lektüre!




Freitag, 10. Juli 2020
Auf ne Pizza nach Hannover - 280 Kilometer mit dem Rennrad
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Ferdi, auch bekannt als Koootsch der Raketenstaffel und ich und Hannover. |
Zwei Wochen später ist eine Übernachtungsgelegenheit gefunden (danke, Lisa und David!), die Zugtickets für die Rückfahrt sind gebucht, die Taschen gepackt, die Route geplant und um kurz vor 5 sitzen wir freitagsmorgens auf den Rädern. Los geht's von Düsseldorf nach Hannover, gut 280 Kilometer für eine Pizza und mindestens 27 Tiramisu.
Wir sind beide alles andere als Frühaufsteher, aber die grobe Kalkulation der Zeitplanung und das Schließen der Pizzeria um 22 Uhr lassen uns keine Wahl. Falls ich aus meiner 333-Kilometer-Tour an die Nordsee eines gelernt habe, dann ist es das: Wenn du den ganzen Tag Sport machen willst, ist vorher nicht schlafen das Blödeste, was du machen kannst. Ich schlafe also immerhin vier Stunden statt damals nur eine und verbringe den Rest der Zeit des Im-Bett-Liegens mit Sorgen machen: Schaffen wir das zu zweit? Wird der Leistungsunterschied zu groß sein? Überlebe ich die Höhenmeter? Ist die kurzfristig und daher etwas lieblos geplante Route Mist? Macht mein Hintern das mit? Ist der neue Sattel besser oder schlechter als der alte und war es eine dämliche Idee, vor wenigen Tagen noch an der Einstellung herum zu schrauben? Kommen wir rechtzeitig an, bevor die Pizzeria schließt? Wird die Pizza noch so lecker sein wie damals nach dem Triathlon?

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Da die Frage nach den Taschen immer wieder auftaucht: Bei nur einer Übernachtung brauchen wir nicht viel. Verpflegung für unterwegs, Wechselsachen für die Nacht und die Rückfahrt im Zug passen in die Oberrohrtasche von Birzman* sowie den Backloader von Topeak*. |

Nach einem guten Drittel der Strecke haben wir bereits 500 Höhenmeter auf der Uhr - was so ziemlich genau 500 mehr sind als ich normalerweise fahre. Gut: Immerhin sind sie gleichmäßig über die ganze Strecke verteilt. Schlecht: Es kommen noch 1000.
In Stromberg müssen wir am Ortseingangsschild selbstverständlich für ein Foto anhalten. Als nächstes fahren wir durch Rheda Wiedenbrück und Gütersloh, gefühlt schon absurd weit weg von zuhause. Nur wegen der vielen Berichterstattung in der letzten Zeit kann ich ungefähr einordnen, wo wir sind. Wiedenbrück ist überraschend schön und in Gütersloh nerven die wobbelig gepflasterten Radwege so sehr, dass wir doppelt froh sind, als wir die Stadt endlich hinter uns lassen. Bielefeld liegt als nächstes auf der Route. Ich sorge mich um potentiell schlimme Anstiege im Teutoburger Wald, bekomme dank höhenmetervermeidender Routenplanung jedoch nur nervigen Stadtverkehr. Nicht viel besser.

Mittlerweile sind wir 170 Kilometer gefahren und es wird heiß. Die Stopps häufen sich. Zeit für die erste Tankstellen-Cola. In meiner Fantasie hört NRW kurz hinter Bielefeld auf, allerdings muss ich in der Realität verdammt lange auf die niedersächsische Landesgrenze warten. NRW hält allerdings noch Späße wie Bad Salzuflen (wer denkt sich denn so einen Namen aus?) und Vlotho bereit. Irgendwo zwischen hier und dort, die schmale Straße schlängelt sich gerade zwischen sehr grünen Hügeln entlang, treffen wir auf eine Gruppe Jugendliche auf Hollandrädern. Bierkiste hinten drauf, Musikboxen vorne und locker flockig zu "99 Luftballons" die Hügel rauf. So kann man auch ne gute Zeit haben. Fahrrad, Getränke, Musik, ab zum See, fertig. Wieso wollten wir nochmal unbedingt nach Hannover?

Porta Westfalica heißt wohl nicht ohne Grund so, aber Hauptsache ich muss erst 220 Kilometer bis hier hin radeln, um das festzustellen. Hier hört NRW also auf. Nach dem Ortsteil mit dem klangvollen Namen Eisbergen folgt der einzige halbwegs ernst zu nehmende Anstieg des Tages über das Wesergebirge. Klingt schlimmer, als es ist, denn es geht nie sonderlich hoch, aber immerhin mal drei Kilometer am Stück bergauf. Kenn ich nicht von zuhause, und kenn ich erst recht nicht mit 220 Kilometern und 1000 Höhenmetern in den Beinen. Auch hier funktioniert die Taktik Ablenkung wieder hervorragend, denn ich hatte zuvor bei der Routenplanung entdeckt, dass jemand ausgerechnet hier ein "Bänkle zum Verweilen" als Point of Interest markiert hat. Was kann also schief gehen?
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Tatsächlich hält Eisbergen entgegen der Ankündigung weit und breit kein Bänkle zum Verweilen bereit. Einige Kilometer später finden wir glücklicherweise doch noch eines. Mit Schatten! |
Nicht mehr so schön ist es bei Kilometer 260 kurz hinter Bad Nenndorf, als ich ankündige, dass ich eine Pause brauche, und zwar jetzt sofort. Der Kreislauf schwächelt, die Hitze tut ihr übriges und ich muss einfach kurz im Schatten sitzen. Ich habe das Gefühl, dass es eher mit dem Zug oder Bus als auf dem Rad weitergeht, aber eine Cola und ein paar Cracker ändern meine Meinung. Es geht besser. Wir einigen uns darauf, langsam weiter zu rollen und auf den Radwegen zu bleiben. Sieben Kilometer später sind wir endlich in Stemmen, dem schönsten Dorf im Landkreis 1996, niemanden interessiert das - außer uns, denn wir befinden uns ab jetzt auf der Triathlon-Radstrecke und hatten auch vor drei Jahren schon unseren Spaß mit dieser stolz präsentierten Auszeichnung.


Endlich erreichen wir ein Ortsschild von Hannover, selbstverständlich halten wir für ein Foto an. Für die Reservierung in der Pizzeria sind wir sowieso schon etwas spät dran, jetzt kommt es auf die Minute auch nicht mehr an. Hannover! Angekommen! Ob sich darüber schon mal jemand so doll gefreut hat?
Die letzten zwei Kilometer durch die Stadt schaffen wir jetzt auch noch. Auf dem Weg liegt der Stichkanal Linden, Triathlon-Schwimmstrecke. Besser könnte das alles hier gar nicht zusammenpassen. Es ist schön, schon mal hier gewesen zu sein und noch schöner ist es, mit dem Fahrrad aus eigener Kraft zurück zu kehren. Heute morgen um 5 waren wir noch zuhause in Düsseldorf und jetzt sind wir hier. Wir sind wirklich da! Pizza gibt's auch noch und der Magen macht glücklicherweise auch wieder mit - nur fürs Tiramisu reicht's bei mir dann leider nicht mehr. Müssen wir wohl nochmal wieder kommen - vielleicht in drei Jahren, wenn die Foto-App mich an diese Tour erinnert?
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Die Frage kam auch schon häufiger: Die fantastische Pizza gibt's bei Francesca & Fratelli. |
Samstag, 7. Dezember 2019
Stirnlampe im Test: Petzl Swift RL
Nun ja, der Nachteil daran, wenn andere eine Lampe haben und du nicht: Läufste einmal hintereinander, siehste gar nix mehr. Und so habe ich letztens dann tatsächlich fertig gebracht, was ich bisher immer belächelt habe: Ich bin beim Laufen gestürzt. Wurzel nicht gesehen, gestolpert, einmal der Länge nach den Boden geküsst. Außer blauen Flecken und einer aufgeschürften Hand ist zwar nichts passiert, aber solche Stunts möchte ich in Zukunft doch lieber vermeiden. Trotzdem möchte ich auch mal abends eine waldige Strecke laufen. Eine Stirnlampe muss also her.

Anforderungen an eine Stirnlampe
Als bisheriger Stirnlampenverweigerer habe ich natürlich keinerlei Ahnung, was so eine Maschine alles können muss außer leuchten. Deshalb habe ich auf Instagram mal nachgefragt, was euch bei einer Stirnlampe wichtig ist und herausgekommen ist dabei das:- geringes Gewicht
- hohe Leuchtkraft
- soll bequem sein und nicht rutschen
- breite Ausleuchtung
- mit Rücklicht
- preiswert
- Akku sollte hinten sein
- Verstellbarkeit des Winkels; Abblenden können bei Gegenverkehr
- lange Akkulaufzeit
- mehrere Stufen
- Nachhaltigkeit: Akku statt Batterie
- wasserdicht
Wow krass, was so ein simples Gerät wie eine Stirnlampe theoretisch alles können kann. Die eierlegende Wollmilchsau, also eine leichte, helle und günstige Stirnlampe zum Laufen wird wahrscheinlich schwierig zu finden sein. Mein Testobjekt Petzl Swift RL* ist schon mal weder super leicht noch besonders günstig, aber dafür extrem hell. Hier aber erst einmal die harten Fakten:
Petzl Swift RL
- 900 Lumen maximale Leuchtkraft
- intelligente Lichtstärkeanpassung Reactive Lighting
- Lithium-Ionen-Akku mit 2350 mAh
- ergonomisches Kopfband
- 100 Gramm
- IPX4-Zertifizierung (spritzwassergeschützt)
- UVP: 99 Euro, online zurzeit ca. 80 Euro
Klingt erst einmal nach einem ziemlichen Monster - für das, was die Lampe kann, ist sie aber tatsächlich vergleichsweise kompakt und leicht. Petzl unterscheidet zwischen Active und Performance Stirnlampen - die Active Reihe eignet sich für normales Laufen, während die Performance Lampen auch für Trailrunning, Mountainbiken und Skitouren empfohlen werden. Sie passen ihre Leuchtkraft automatisch der Helligkeit der Umgebung an. Es kommt also ganz darauf an, wo die Stirnlampe eingesetzt werden soll: Fürs Laufen in der Stadt oder auf Straßen, wo von Zeit zu Zeit eine Laterne steht, reicht definitiv auch eine kleinere, schwächere Lampe - die dann auch leichter und preiswerter ist. Auf Instagram wurde mir mehrfach die Petzl Bindi* empfohlen, die auf jeden Fall in die Kategorie superleicht und klein fällt. Ein Mittelding zwischen Bindi und Swift ist beispielsweise die Petzl Actik*.
Swift RL*
Actik*
Bindi*
Der erste Test
Da ich ja in der Stadt sowieso ohne Stirnlampe laufe, habe ich die Swift RL direkt mal mit in den Wald genommen. Beim ersten Lauf nur in ein kleines Wäldchen und beim zweiten Test direkt mal bei Regen in den "richtigen" Wald. Das Band ist weich gepolstert und wie bei einer Schwimmbrille hinten zweigeteilt - der Sitz ist wirklich bombenfest und nicht unangenehm - trotzdem war es für mich anfangs ungewohnt, jetzt auf einmal was am Kopf zu haben. Beim ersten Lauf habe ich die Lampe nach sechs Kilometern an meine Begleitung abgegeben, weil ich Kopfschmerzen bekommen habe - da spielte aber sehr wahrscheinlich auch mit rein, dass es mir an dem Tag generell beim Laufen nicht so gut ging und alles irgendwie doof war. Der Akku ist bei der Swift RL vorne, daher ist das Gewicht nicht so gut verteilt. Beim zweiten Lauf waren zehn Kilometer alleine mit Lampe allerdings kein Thema mehr - ohne Kopfschmerzen.Im Vergleich zu den weniger starken Lampen, die ich von meinen Laufbegleitungen so kenne, kann ich mit der Swift RL auf jeden Fall angeben: Sie ist heller als alle Stirnlampen, die ich bisher erlebt habe. Was mir mindestens genauso wichtig ist: Sie leuchtet nicht nur einen winzigen Kreis vor meinen Füßen halbwegs aus, sondern schön breit den gesamten Weg und zwar auch einige Meter vor mir. So habe ich überhaupt nicht mehr das Gefühl, einem kleinen funzeligen Lichtschein durch ein dunkles Nichts hinterher zu rennen, sondern ich habe mehr Überblick und kann auch weiter Entferntes wahrnehmen. Je nach Einstellung leuchtet die Petzl Swift RL 35 bis 150 Meter weit - mit der geringsten Leuchtkraft laut Hersteller bis zu 50 Stunden lang. Das habe ich nicht ausprobiert!

Ein Knopf für alles
Die Swift RL hat zur Bedienung genau einen Knopf, mit dem man die zwei verschiedenen Modi (Standard oder Reactive Lighting) und jeweils drei Stufen auswählen kann. Es gibt eine mechanische Tastensperre, so dass die Lampe sich nicht beim Transport unabsichtlich einschalten kann - ziemlich gut. Dass sonst alle Funktionen über nur eine Taste zu steuern sind, finde ich nicht besonders praktisch, zumindest den An/Aus Knopf hätte ich gerne extra. Wenn ich aus einer helleren Stufe nämlich in eine schwächere schalten möchte, geht die Lampe immer die Reihe durch: Bin ich beispielsweise in Stufe 2 und möchte in 1, muss ich erst in 3 schalten, dann aus, dann wieder in 1. Ist natürlich logisch, denn woher soll die Stirnlampe wissen, ob ich es gern heller oder dunkler hätte - aber den kurzen Moment, in dem es beim Laufen ganz dunkel ist, könnte man mit einem extra Schalter für Ein und Aus vermeiden.Das Wechseln zwischen den Stufen übernimmt die Petzl Swift RL auch alleine, wenn man möchte. Im Reactive Modus misst ein Sensor die Helligkeit und passt die Leuchtkraft automatisch an - das funktioniert auch tatsächlich sehr zuverlässig. In diesem Modus verspricht der Hersteller eine längere Leuchtdauer, einen höheren Sichtkomfort und natürlich weniger manuelles Umstellen.
Fazit
Positiv zu erwähnen ist auf jeden Fall die umweltfreundliche Verpackung. Statt Plastik-Hülle ist alles in Pappe sicher verstaut. Schön wäre es, wenn bei der Lampe in dieser Preisklasse direkt ein Etui zur Aufbewahrung oder Transport dabei wäre - tatsächlich gibt es eines, was man für ein paar Euro dazu kaufen kann. Es gibt auch weiteres Zubehör wie Ersatz-Kopfbänder (die man übrigens abnehmen und waschen kann), Ersatz-Akku sowie Haken zur Befestigung am Helm. Das Laden funktioniert über Micro-USB, was ich recht praktisch finde - immerhin nicht noch ein zusätzliches Kabel, das zuhause rumfliegt. Der Anschluss ist allerdings nicht über eine Gummilippe oder ähnliches geschützt - da er unter der Lampe angebracht ist, passiert bei Regen trotzdem nichts.Dass der Akku nicht hinten ist und das ganze Gewicht vorne lastet, hat mich nur beim ersten Lauf gestört - danach hatte ich mich daran gewöhnt. Das Kopfband sitzt wirklich gut und ist reflektierend, so dass man auch gesehen wird. Die Verstellbarkeit des Winkels nutze ich gerne und viel, da ich je nach Bodenbeschaffenheit lieber direkt vor mir oder etwas weiter in die Ferne sehe.
Braucht jetzt jeder eine so helle Stirnlampe? Ich denke nein. Hätte ich eine Stirnlampe in der Preisklasse gekauft? Wahrscheinlich nicht. Würde ich sie wieder hergeben? Auf keinen Fall. Im Vergleich zu den funzeligen Lampen, die ich vorher kannte, löst die Swift RL für mich genau das Problem, was mich bisher vom Laufen mit Stirnlampe abgehalten hat: Ich sehe nicht nur einen winzigen Kreis vor mir, sondern den Weg in seiner gesamten Breite und kann auch mehrere Meter vor mir noch genug erkennen. Wer also eine schwächere Lampe hat und damit zufrieden ist, braucht definitiv nicht zu wechseln. Sollten die Sportarten aber schneller oder anspruchsvoller werden, wie beispielsweise beim Mountainbiken oder Trailrunning, dann hat eine leistungsstärkere Stirnlampe schon ihre Berechtigung.

Werbehinweis: Die Petzl Swift RL wurde mir von Petzl kostenfrei überlassen. Danke dafür! Auf die Art oder die Inhalte des Testberichts wurde keinerlei Einfluss genommen.
Mit * markierte Links sind Werbelinks. Wenn du über diese Links einkaufst, bekomme ich von Amazon eine Provision. Für dich verändert sich der Preis nicht.
Samstag, 30. November 2019
Raceday No. 78 - Berlin Marathon 2019

Ich muss zugeben, dass ich bisher wenig Respekt vor richtig langen Marathon-Zeiten hatte. In acht Stunden 42 Kilometer walken kann theoretisch jeder gesunde Mensch mit zwei Beinen, es macht halt nur kaum einer. Dauert ja auch einfach ewig. In Berlin ist mir ein bisschen klarer geworden, was es eigentlich bedeutet, wenn es schon früh nicht gut läuft und man früh merkt, das wird heute lange dauern. Sehr lange. Und was es dann doch für eine Leistung ist - vor allem eine mentale - diese Ziellinie zu erreichen.
Dieser Abschnitt ist leicht falsch zu verstehen. Ich meine damit nicht, dass ein Marathon erst ab einer bestimmten Zeit "etwas zählt". Ich will damit auch nicht sagen, dass ich körperlich in Berlin nichts geleistet hätte. Ich will einfach darauf hinaus, dass etwas, was im ersten Moment verhältnismäßig einfach wirkt (nämlich lange gehen oder sehr langsam laufen), dann doch gar nicht mehr so einfach ist, wenn man sich die ganze Dauer vor Augen führt. Fünf, sechs, sieben oder gar acht Stunden. Das muss man schon ziemlich wollen.

Ich hatte mir 2018 mit dem Inlinemarathon den Startplatz für den Lauf gesichert. Also keine Lotterie, sondern sicherer Startplatz, bezahlen muss man dann natürlich zweimal. Egal, once in a lifetime. Seit ich in Berlin das erste Mal zugeschaut hatte, wollte ich dort laufen. Die Atmosphäre ist besonders, die Strecke toll, der Zieleinlauf durchs Brandenburger Tor schwer zu toppen. 125 Euro Startgebühr sind ziemlich happig, aber günstiger wirds in den nächsten Jahren wohl kaum, daher dachte ich: Jetzt oder nie. Ich habe lange überlegt, ob ich mich wirklich in diesem Jahr anmelden will, weil die Voraussetzungen für ein Marathontraining durchaus besser sein könnten als in den letzten beiden Semestern des Studiums. Klausurphase und Abschlussarbeit, dazu noch ein fast vierwöchiger Urlaub und überhaupt Training im Sommer. Viele Gründe, die dagegen gesprochen haben, aber schließlich hat das Herz sich durchgesetzt. Ich wollte laufen.

Das einzig Gute, wenn man schon vorher weiß, dass der Zeitpunkt nicht ideal ist: Keine Gelegenheit, um hohe Erwartungen entstehen zu lassen.Trotzdem schwierig, das im Kopf umzusetzen, wenn man generell dazu neigt, sich zu viel Druck zu machen. In Berlin klappt genau das. Das erste Mal ans Aufgeben denke ich nach 15 Kilometern. Danach immer wieder. Mein Deal mit mir selbst geht so: Ich laufe bis Kilometer 33, dort steht meine Freundin Steffi. Dann kann ich mit ihr zusammen nach Hause fahren. Bei Kilometer 31 oder 32 wird mir dann klar: Wenn ich es bis hier hin geschafft habe, schaffe ich es auch bis ins Ziel. Ich habe keine Beschwerden, die groß genug sind, um auszusteigen. "Es läuft einfach nicht", reicht nicht.
Ein Läufer vor mir fängt unheimlich schief an "With or without you" von U2 zu singen. Eine andere Läuferin stimmt ein. Ich singe nicht mit, muss aber ziemlich grinsen. Was für ein Moment! "I can't liiiiiiive with or without you...."

Auf dem Kudamm entschließt Steffi sich spontan, mich ein gutes Stück zu begleiten. Ich habe mich mittlerweile so sehr mit der Situation angefreundet, dass ich ihr freudig mitteile, dass es heute leider scheiße läuft und länger dauern wird. Sie erzählt mir, dass Jan bereits im Ziel ist, und zwar locker unter seiner Wunschzeit. Das freut mich unheimlich und ist genau die Sorte Nachricht, die ich gerade brauche. Ich weiß, dass die letzten 9 Kilometer noch lang werden können, aber es ist mir jetzt egal, wie lange sie noch dauern. Ich laufe, wenn ich kann, und ich gehe, wenn ich muss.
Die letzten Kilometer kenne ich schon vom Skaten im letzten Jahr und vom Halbmarathon im April. Es ist aber doch etwas anderes, gegen Ende des Marathons auf Unter den Linden abzubiegen. Die Menschenmengen, das Brandenburger Tor, all dieser Lärm. "Ihr seid alle Helden" meint ein Werbebanner. Kopfsteinpflaster, nur noch wenige Meter. Die Ziellinie ist in Sichtweite. Nach 4:47 Stunden laufe ich endlich darüber. Mein dritter Marathon ist zugleich der langsamste. Es ist mir egal. Ein anderes Schild sagt: "Strangers are proud of you". Ich bin es auch.

Mittwoch, 14. August 2019
Test: Garmin Vivoactive 3 Music

Warum die Garmin Vivoactive 3 Music?
Wie gesagt: Ich habe es fünf Jahre lang geschafft, ohne Uhr zu laufen - #nogarminnorules. Ich war rein nach Gefühl unterwegs, habe die Läufe mit der Strava-App getrackt und später einen kurzen Blick auf Distanz und Geschwindigkeit geworfen. Da ich noch nie nach Trainingsplan trainiert habe, bin ich bisher nicht in die Verlegenheit gekommen, Intervalltrainings oder ähnliches durchführen zu müssen. Bei Wettkämpfen habe ich manchmal eine alte Polar Pulsuhr benutzt, bei der mich hauptsächlich die sekundengenaue Zeitanzeige interessiert hat. Bei jeder Kilometer-Markierung ging dann das Rechnen los. So habe ich diverse Triathlons und sämtliche Läufe bestritten, darunter auch zwei Marathons.
Auf 42 Kilometern einen groben Überblick zu haben, schadet garantiert nicht. Bei einigen Halbmarathons hingegen habe ich sogar auf die Uhr mit ihren rudimentären Funktionen verzichtet und war im völligen Blindflug unterwegs. Ich meine immer noch: Eine gute Übung fürs Körpergefühl.
Warum werfe ich diese Taktik jetzt über Bord und meine auf einmal, eine GPS-Uhr zu brauchen? Tatsächlich ist der Grund so simpel wie dämlich: Mein neues Handy ist zu groß, um es beim Laufen mitzunehmen. Das war der ausschlaggebende Punkt, so dass ich mich langsam mit dem Gedanken angefreundet habe, auch unterwegs meine Geschwindigkeit zu kennen. Und den Puls. Und was man halt sonst noch so wissen will.
Warum jetzt ausgerechnet diese Uhr? Ich bin bisher davon ausgegangen, die Vivoactive Reihe hätte mit Laufen nicht viel zu tun und würde sich eher an Menschen richten, die gelegentlich ein bisschen Fitness betreiben und generell aktiver sein möchten. Ich habe sie eher für einen Fitness-Tracker als für eine Laufuhr gehalten - und die meisten Lauf-Nerds sehen das wahrscheinlich genauso. Nach genauerem Hinsehen und Budget-Check habe ich festgestellt, dass es für meine Bedürfnisse allerdings keine Forerunner und keine Fenix sein muss. Da ich meine Radfahrten schon mit einem Garmin Edge 1000 aufzeichne und daher sowieso Garmin Connet nutze, wollte ich am liebsten eine Garmin Uhr, um mich nicht bei noch einer weiteren Plattform anmelden zu müssen.

Was unterscheidet die Garmin Vivoactive 3 Music von den typischen Garmin Laufuhren? Der deutlich günstigere Preis schlägt sich natürlich in der Leistung nieder, zum Beispiel bei der Akkulaufzeit. Für die Garmin Vivoactive 3 Music sind hier 13 Stunden im GPS-Modus und 5 Stunden im Musikmodus angegeben. Für meine Anforderungen reicht das - für Ultraläufer oder Langdistanz-Triathleten wohl eher weniger. Das ist aber auch gar nicht die Zielgruppe dieser Uhr. Im Vergleich zu den Laufuhren, zum Beispiel aus der Forerunner-Serie, spuckt die Vivoactive 3 Music weniger Daten zur Analyse aus. Erholungszeit, Laufzeit-Prognose, Bodenkontaktzeit sind einige Beispiele, die hier theoretisch fehlen - die ich aber nicht vermisse.
Funktionen der Garmin Vivoactive 3 Music
Ich würde sagen: Die Garmin Vivoactive 3 Music ist ein guter Fitness-Tracker mit ein bisschen Smart Watch, der sich auch zum Laufen eignet. Neben Laufen können auch andere Aktivitäten aufgezeichnet werden - von Radfahren oder Inlineskaten über Skifahren bis zu Rudern usw. Einen Multisport-Modus für Triathlon bietet die Uhr von selbst nicht - eine passende App lässt sich aber kostenlos über Garmin Connect IQ herunterladen. Gleiches gilt für Freiwasser-Schwimmen. Die Datenfelder lassen sich in den Aktivitäts-Apps wie bei anderen Uhren oder dem Edge auch individuell anordnen.Die Garmin Vivoactive 3 Music kann für meine Begriffe ansonsten recht gut mit den umfangreichen Funktionen der teuren Konkurrenten mithalten, wenn man eben nicht zu sehr ins Detail gehen möchte. Sie zählt beim Schwimmen die Bahnen und erkennt den Schwimmstil, sie bietet diverse Golf-Funktionen (die ich vermutlich niemals nutzen werde), sie dient mir beim Radfahren als Herzfrequenzsensor am Handgelenk und überträgt die Daten auf mein Edge 1000. In Garmin Connect lassen sich Trainings - beispielsweise Lauftrainings - erstellen und auf die Uhr übertragen.

Die Uhr misst Herzfrequenz und Stress, zählt Schritte, Stockwerke, Kalorien und wöchentliche Aktivitätsminuten. Ziele können natürlich angepasst werden. Für viele praktisch ist sicher die Verknüpfung zu My Fitness Pal, so dass verbrauchte und zugeführte Kalorien sich in beiden Apps automatisch synchronisieren. Andere nützliche Spielereien wie Timer, Stoppuhr und Taschenlampe sind auch enthalten.
Wetter, Benachrichtigungen und Termine kann man sich übrigens auch anzeigen lassen - natürlich nur, wenn das Handy über Bluetooth verbunden und in der Nähe ist. Die Garmin Pay Funktion finde ich interessant, vor allem wenn man beim Laufen keine Lust hat, Geld mitzunehmen. Momentan ist Garmin Pay nur in wenigen Uhren integriert, nämlich in der fenix 5 Plus Serie, der MARQ Serie, der Forerunner 645 und eben der Garmin Vivoactive 3 Music. Aktuell habe ich die Funktion noch nicht eingerichtet - das Feature bei einer eher niedrigpreisigen Uhr neben den Top-Modellen einzusetzen, ist aber schon ziemlich nice.
Die Bedienung der Garmin Vivoactive 3 Music funktioniert über den Touchscreen und eine Taste an der Seite. Ich finde sie nicht komplett intuitiv, so dass ich hier tatsächlich ins Handbuch schauen musste - wenn man einmal das Prinzip verstanden hat, ist die Handhabung allerdings einfach. Viele Testberichte kritisieren das Touchdisplay als zu träge. Für mich ist es genau richtig, denn ich hatte vorher Bedenken, beim Sport aus Versehen daran zu kommen und irgendetwas umzustellen - diese Sorge halte ich inzwischen für absolut unbegründet. Keine Probleme mit dem Touchscreen beim Laufen!
Musik von Spotify auf die Vivoactive 3 Music übertragen
Die Garmin Vivoactive 3 Music lässt sich über Bluetooth einfach mit dem Handy verbinden. WLAN ist ebenfalls fix eingerichtet und beschleunigt die Synchronisation. Über Connect IQ muss zunächst die passende Musik-App heruntergeladen werden. Zur Auswahl stehen aktuell Spotify, Deezer und Runcasts und damit ist für mich das wichtigste abgedeckt. Um Playlisten, Alben oder Podcasts aus Spotify auf die Uhr zu laden, muss man in der Spotify-App auf der Uhr auf das Bibliothek-Symbol tippen und anschließend "Musik und Podcasts hinzufügen" wählen. Das geht auch über Garmin Connect und ist mit ein wenig Scrollen verbunden, klappt aber problemlos. Soll die Musik dann schließlich von der Garmin Vivoactive 3 Music abgespielt werden, müssen nur noch noch passende Bluetooth-Ohrhörer verbunden werden und das Handy kann zuhause bleiben. Ziemlich lässige Lösung, finde ich!
Welche Bluetooth Kopfhörer sind mit der Garmin Vivoactive 3 Music kompatibel?
Ganz ehrlich: Darüber habe ich mir gar keine Gedanken gemacht. Uhr bestellen, Bluetooth Ohrhörer bestellen, miteinander verbinden und loslaufen. Pustekuchen. Bei dieser Variante wäre ich beinahe taub geworden, weil ich keine Funktion gefunden habe, die Lautstärke von der Vivoactive 3 Music aus zu regeln. Google hat geholfen und immerhin verraten, wo ich suchen muss. Die Lautstärke ließ sich jedoch trotzdem nicht einstellen. Mit anderen Kopfhörern das gleiche Problem. Selbst meine kleine Philips Bluetooth Box habe ich testweise mit der Uhr verbunden - nur um festzustellen, dass es auch hier keine Chance gibt, die Lautstärke zu verändern.Etwas intensiveres Googlen hat die von Garmin empfohlene Liste mit kompatiblen Kopfhörern für diverse Uhren mit Music-Funktion ausgespuckt. Super, Garmin empfiehlt Bluetooth Ohrhörer, die auf jeden Fall mit meiner Vivoactive 3 Music funktionieren. Endlich die Lösung des Problems! Dachte ich, bis ich die Liste studiert hatte. Darin lauter Modelle von Premium Herstellern wie Bose - die sind sicher super gut und lassen sich wahrscheinlich prima mit der Uhr verbinden - ich wollte sie aber nicht ausprobieren, wenn sie mehr kosten als die Uhr selbst. Um auf langen Läufen hin und wieder ein bisschen Musik oder Podcasts zu hören, muss ich keinen dreistelligen Betrag für Kopfhörer ausgeben.
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Für wen ist die Garmin Vivoactive 3 Music geeignet?
Die Uhr ist definitiv mehr als ein simpler Fitness-Tracker. Für mich ist sie eine gelungene Kombination aus eben diesem, Smart Watch und Laufuhr. Ich bin nicht bereit, den Preis für die Top-Modelle unter den Laufuhren zu bezahlen und bin von der Vielfalt ihrer Funktionen sowieso völlig erschlagen. Ich wollte mein Handy beim Laufen zuhause lassen und eine Uhr, die Läufe aufzeichnet und Musik abspielt. Darüber hinaus bekomme ich bei der Garmin Vivoactive 3 Music noch einige Zusatz-Funktionen wie Garmin Pay und eben die Fitness Tracking Features. Als erste Laufuhr ist sie für meine Bedürfnisse auf jeden Fall gut geeignet. Wer es simpel mag und nicht nach jedem Lauf einen Haufen Daten auswerten möchte, ist mit der Garmin Vivoactive 3 Music ebenfalls gut beraten - vorausgesetzt, die Akkulaufzeit ist ausreichend.Wenn der seltene Fall eintritt und ich mir ein neues technisches Gerät zulege, dann muss nicht nur das Preis-Leistungsverhältnis stimmen, sondern ich möchte das neue Gadget auch einfach schön finden. Das ist hier absolut der Fall - das graublaue Armband (das übrigens wechselbar ist) und die roségoldenen Details passen perfekt zusammen. Und wie die Verkäuferin bei der letzten Armbanduhr im gleichen Format schon sagte: "Sie können es ja tragen mit Ihren Handgelenken!"

Dienstag, 18. Juni 2019
Triathlon is for everyone
Mir steht also ein Wochenende in den Bergen gemeinsam mit fünf anderen Frauen bevor, von denen die erste schon bei Triathlons rund um die Welt gestartet ist, die zweite sich gerade auf eine Langdistanz vorbereitet, die dritte im letzten Jahr bei der 70.3 WM dabei war, die vierte erst kürzlich bei einem Bergrennen auf dem Podium gelandet ist und die fünfte seit Jahren so richtig diszipliniert im Verein trainiert. Und halt ich. Noch nie nen Trainingsplan gesehen, seit bestimmt einem halben Jahr nicht mehr geschwommen, zurzeit kaum Radkilometer in den Beinen und vom Laufen wollen wir gar nicht erst anfangen. Andere Sachen sind momentan wichtiger, mir fehlen daher die Ziele und der Ehrgeiz. Das kann ja was geben.
Auch wenn ich mich zurzeit mit Triathlon nicht wirklich identifiziere und das Gefühl habe, dieses Kapitel habe ich vor zwei Jahren mit der Mitteldistanz abgeschlossen - ich gehöre irgendwie trotzdem zu dieser Gruppe. Uns vereint die Einstellung, dass alle okay sind. Dass jede dabei sein darf. Egal, was sie antreibt, wie die Voraussetzungen und Möglichkeiten sind. Für mich ist es spannend zu sehen, dass große Ziele und intensive, disziplinierte Vorbereitung nicht zwangsläufig mit Verbissenheit oder gar Besessenheit einhergehen müssen. Es ist trotzdem noch Platz für Spaß, auch wenige Wochen vor dem großen Tag. Andere wiederum zeigen, dass Spaß für sie ein größerer Antrieb sein kann als schnelle Zeiten. Und trotzdem muss sich keiner verstecken.
Warum schreibe ich das hier alles auf? Weil ich glaube, dass es sich immer lohnt, über den Tellerrand zu schauen. Herauszufinden, wie andere ticken. Was sie antreibt. Was man davon für sich selbst mitnehmen kann. Und was man anderen von sich selbst mitgeben kann. Denn eines haben wir auf jeden Fall alle mit nach Hause genommen: Eine gehörige Portion Motivation und die Erkenntnis, dass Triathlon wirklich für jeden ist.
Fotos: Liz Ke
Schaut vorbei:
Ann-Kathrin @triathlove
Nine @tri2gether
Eva @evaslaufliebe
Nadin @eiswuerfelimschuh
Liz @lizkefotografie
Dienstag, 16. April 2019
Radeln im Dunkeln? - Testbericht: Busch & Müller Ixon Space
Nun bin ich also besser ausgestattet, als es mein studentisches Budget jemals zugelassen hätte. Weil ich reine Testberichte so schnarchig finde und zudem überhaupt kein Technik-Experte bin, schreibe ich stattdessen über meine Faszination am Radeln im Dunkeln. Die Infos zur Busch & Müller IXON SPACE findest du weiter unten.

Vor ein paar Wochen habe ich in der Insta Story gefragt, wer schon mal im Dunkeln Rennrad gefahren ist - mehr als die Hälfte hat geantwortet: ich nicht. Warum eigentlich nicht? Natürlich würde ich auch nicht ohne Beleuchtung nachts auf einer Landstraße fahren - aber mit einem guten Licht vorne und hinten, auf Strecken mit wenigen bis gar keinen Autos, am besten in einer Gruppe Radfahrer ist das absolut möglich. Tatsächlich hat das Fahren in der Gruppe im Dunkeln auch etwas für sich: Du musst dich unglaublich konzentrieren und sehr gut aufpassen. Das ist anstrengend, hilft aber auch unheimlich für Tageslicht-Gruppenfahrten, bilde ich mir jedenfalls ein.
Ich kann mich noch ziemlich genau erinnern, wie wir mitten in der Nacht in Essen aufgebrochen sind, um 333 Kilometer ans Meer zu fahren. Da war es stockdunkel, die Gruppe fremd und ich müde - erst einmal unbehaglich, aber die frische, kalte Luft hat mich so schlagartig aufgeweckt, dass ich mich schnell daran gewöhnt hatte. Dass wir so früh gestartet sind, hat der ganzen Mission gefühlt noch einmal einen Hauch mehr Wichtigkeit verpasst. Als hätten wir uns auf einem Eroberungszug von Essen bis zur Nordsee befunden. Ganz anders ging es mir bei der ersten Nachtfahrt beim 24h-Rennen bei Rad am Ring. Der Wecker ging um 4:15 Uhr, um 5 Uhr saß ich auf dem Rennrad. Warum zur Hölle? Dabei ging mir anfangs vor allem "wie bescheuert bist du eigentlich?" durch den Kopf, bis mir eingefallen ist, dass ich das mache, weil ich es möchte. Weil es Spaß macht. Weil es etwas anderes ist als das, was du jeden Tag erleben kannst.

Eine Trainings-Nachtfahrt kann man auch zuhause relativ einfach einbauen. Was bei mir immer noch auf der To-Do-Liste steht, ist der Wald bei Nacht. Mit dem Crosser war ich bisher zwar im Dunkeln auf ein paar holprigen Feldwegen unterwegs, aber nicht auf schwierigen, technischen Passagen. Ich werde noch etwas Üben und es dann Ausprobieren! Hilfreich dabei ist natürlich eine vernünftige Beleuchtung und daher jetzt mal zu den Details:
Was kann der Busch & Müller IXON SPACE*?
Erst einmal bietet er 150 Lux - und dass das verdammt viel ist, weiß sogar ich. Der integrierte Lithium-Akku lässt sich über USB aufladen. Andersrum bietet die Lampe sogar eine Powerbank-Funktion und kann das Smartphone oder Garmin laden. Die Lichtstärke lässt sich per Touch-Slider wählen - ohne Probleme mit einem Finger während der Fahrt. Praktischerweise zeigt das leuchtende Display die Restleuchtzeit in der jeweiligen Stufe an (je nach Stufe 2-30 Stunden). Der IXON SPACE kombiniert die Nahfeld-Ausleuchtung mit einem Großflächen-Lichtfeld - das bedeutet, im Gegensatz zu meinem alten Scheinwerfer sehe ich nicht nur den kleinen Bereich direkt vor dem Rad, sondern habe die Fahrbahn breit und weit ausgeleuchtet. Der Akku-Scheinwerfer ist StVZO-zugelassen sowie spritz- und regenwasserdicht. Natürlich gibt es einen Haken, denn wer so viel kann, hat seinen Preis und braucht Platz. Der IXON SPACE ist ganz schön gewaltig: Er ist 12 Zentimeter lang und bringt gut 250 Gramm auf die Küchenwaage. Der UVP ist 199€; der günstigste Online-Preis, den ich gefunden habe, liegt bei ca. 140€. Wie das beeindruckende Lichtfeld in den jeweiligen Stufen genau aussieht, ist am besten auf den Beispielbildern bei Busch & Müller zu sehen.

Meine Meinung:
Erst einmal: Natürlich bin ich völlig befangen. Meine alte Lampe ist kaputt, da hat's ein neuer Scheinwerfer, und dann auch gleich in der Größenordnung wie der IXON SPACE, natürlich erst mal ziemlich leicht. Tatsächlich war mein allererster Eindruck: Heilige Scheiße, was für ein riesiges Gerät! Gerade am Rennrad hat man ja ungern irgendwas Großes zusätzlich am Lenker. Aber ganz ehrlich: Wenn es dunkel ist, ist es auch total egal, wie groß die Lampe ist. Zur Sicherheit gehört selbst etwas sehen und gesehen werden - um beides mache ich mir hiermit definitiv keine Sorgen. Richtig praktisch finde ich die Befestigung, mit der sich der Scheinwerfer superschnell an- und abmontieren lässt, ohne dass eine extra Halterung am Lenker nötig ist. Die Bedienung mit dem Touch-Slider und die Infos im Display sind fette Pluspunkte. Ob die wirklich nötig sind, muss jeder selbst entscheiden - für mich persönlich eher die Kategorie "nice to have". Natürlich darf und sollte das Top-Modell mit komfortabler Bedienung und ein paar Extras aufwarten.
Ich nehme den IXON SPACE auch zum Bikepacking mit - nicht nur wegen des Lichtes, sondern auch wegen der praktischen Funktion, den Scheinwerfer im Notfall als Powerbank nutzen zu können.

Auf der letzten Rennradtour zu zweit im Dunkeln haben wir auf einem ruhigen Weg ausprobiert, was passiert, wenn die Lampe am zweiten Rad ausgeschaltet ist. Beim nebeneinander Fahren ändert sich gar nichts, der IXON SPACE erleuchtet den kompletten Weg und reicht locker für zwei - bevor sich jemand Sorgen macht: Natürlich würde ich das im Straßenverkehr nicht empfehlen und natürlich haben wir den zweiten Scheinwerfer schnell wieder eingeschaltet.
Die anspruchsvollste Strecke, auf der ich jemals im Dunkeln geradelt bin, ist der Nürburgring. Deshalb frage ich mich bei sämtlichen Lampen, ob ich sie auf die Nordschleife nehmen würde - für mich der ultimative Härtetest. Beim IXON SPACE muss ich nicht lange überlegen: Die hellste Stufe habe ich noch nie gebraucht - der ist definitiv Rad-am-Ring-tauglich!
Werbehinweis: Der IXON SPACE wurde mir von Busch & Müller kostenfrei überlassen. Danke dafür! Auf die Art oder die Inhalte des Testberichts wurde keinerlei Einfluss genommen.
Mit * markierte Links sind Werbelinks. Wenn du über diese Links einkaufst, bekomme ich von Amazon eine Provision. Für dich verändert sich der Preis nicht.
Donnerstag, 4. April 2019
Rennradfrauen: Wir sind viele!

- Mit Abstand häufigste Antwort: "ich bin zu untrainiert", "ich bin nicht fit genug"
- Zweithäufigste Antwort: "ich habe Angst, zu langsam zu sein"
- "ich glaube, viele trauen sich nicht"
- Mehr Männer als Frauen fahren Rennrad
- Angst vor Klickpedalen und der Geschwindigkeit
- Angst vor dem Fahren in der Gruppe
- Angst vor Stürzen im Getümmel
- "ich habe noch nie darüber nachgedacht"
- "ich habe keine "Buddies" zum Biken und möchte nicht alleine bei Events fahren"
- gemeinsamer Start mit den Männern
- Frauen denken, Männer würden rabiat fahren
- Frauen sind gescheiter und wissen, wie gefährlich das ist
- mangelnde Wertschätzung gegenüber Radfahrerinnen
- keine Lust
- Frauen genießen den Sport und wollen sich nicht miteinander messen
- Frauentouren organisieren
- sich gegenseitig motivieren
- respektvoll miteinander umgehen, besonders die schnelleren mit den langsameren Frauen
- Ehrungen für Frauen (auch bei kleinen Veranstaltungen mit wenigen Starterinnen)
- getrennte Starts für Männer und Frauen
- Vorbilder sichtbar machen

Thema Vorbilder: Bei vielen der großen Jedermann-Rennen gibt es auch ein Profirennen, spontan fallen mir beispielsweise Rund um Köln, Eschborn-Frankfurt und Hamburg ein. Müsste es nicht konsequenterweise auch Frauenprofirennen im gleichen Kontext geben?
Seit dieser Umfrage sprüht mein Kopf vor Ideen, manche davon sind Hirngespinste und andere werden gerade Realität. Das werden sie aber nur, wenn man nicht nur davon redet, sondern auch Sachen macht: Heute Abend findet deshalb in Köln bei einem Bierchen die erste "Rund um Köln | Frauenrunde" statt. Ich habe mir gedacht, wenn Unsicherheit anscheinend bei vielen ein großes Thema ist, dann hilft es vielleicht, Frauen zusammen zu bringen. Ein Streckentest mit der Frauenrunde folgt Ende des Monats. Danach kann auf jeden Fall keine mehr sagen, sie kenne keine, mit der sie bei Events fahren könne ;-)
Ich würde die Diskussion gerne weiter anstoßen und freue mich auf eure Kommentare auf Facebook, Instagram oder Twitter: Was müsste passieren, damit mehr Frauen an den Startlinien stehen?

Fotos: Neil Baynes für Rund um Köln
Werbung: Wahrscheinlich ist dieser Artikel genau wie das Engagement in Köln Werbung. Die Frauenrunden sind in Absprache mit dem Rund um Köln Škoda Velodom Orgateam entstanden, jedoch auf meine Initiative hin und ohne Gegenleistung. Ich werbe dafür, sich den Sprung ins kalte Wasser zu trauen und mal bei Events teilzunehmen. Ich werbe auch für gegenseitige Bestärkung, für Mut und für das Bilden von Rudeln.
Montag, 31. Dezember 2018
Rückblick 2018: Slow down
Erste Male 2018
333 Kilometer ans Meer
Ich bin mit dem Rennrad von Essen nach Ostfriesland gefahren. Meine längste Rennradtour war bis dahin 120 Kilometer lang. 333 sind anders. Ich habe sie geliebt und gehasst, oft beides zugleich. Am Ende überwiegt die Liebe, wenn du schon längst das Gefühl für Zeit und Raum verloren hast und auf einmal mit dem Rad zum Strand abbiegst. 300 sind schwer zu begreifen und noch schwerer zu erklären. Ich kann sie nur empfehlen, genau wie die Organisation und Begleitung der wunderbaren Menschen von der ERG 1900 e.V.
Rad am Ring
Zum ersten Mal bin ich bei einem 24-Stunden-Rennen gestartet und ich hätte mir kein besseres dafür aussuchen können als Rad am Ring. Auch kein besseres Team und keine bessere Strecke. Der Nürburgring ist besonders und er hat mir gehörigen Respekt eingeflößt. Auch noch Monate später hüpft das Herz, wenn ich daran denke, wie ich zum ersten Mal auf die Nordschleife abgebogen bin, auf diese wunderbar breite Rennstrecke, die sich durch die hügelige Eifel schlängelt. Wie ich zum ersten Mal die Fuchsröhre runter und die Hohe Acht hoch geradelt bin, wie das bei Tageslicht war, wie mitten in der Nacht. Wie sich über 80 km/h auf dem Rennrad anfühlen. Wie ich zum ersten Mal Ersthelfer geworden bin, wie perfekt mich das Team aufgefangen hat und wie viel Herzblut einfach alle in dieses eine Wochenende gesteckt haben.
Inline-Marathon
Marathon unter zwei Stunden? Kein Problem mit Inlineskates statt Laufschuhen. Beim Berlin-Marathon Inlineskating habe ich mein Debüt auf Rollen gegeben und dabei festgestellt, dass mir das Skaten der Marathon-Distanz ziemlich viel Spaß macht. Leider scheint der Sport nicht mehr so populär zu sein, denn es gibt kaum noch große Marathons. Ist mir ein Rätsel, weil man für ein solides Finish viel weniger Aufwand als beim Laufen betreiben muss und außerdem eine schonende Ausgleichssportart hat. Aktuell sind meine Inlineskates in der Winterpause, aber ich werde sie 2019 definitiv wieder ausfahren.
Bikepacking

Auf der Bühne

Vor der Kamera
Im Vergleich zu den anderen großen Jedermannrennen hat Rund um Köln mindestens ein Ass im Ärmel: einen Pressesprecher, der keine halben Sachen macht. Stefan Schwenke habe ich es zu verdanken, dass ich mich auf einmal zwischen all den wichtigen Organisatoren-Herren als einzige Dame auf der Rund um Köln-Pressekonferenz wiedergefunden habe. Eigentlich dachte ich, ich halte nur die Fahne für die Frauenquote hoch, erzähle ein bisschen was über meine Teilnahme am Jedermannrennen und grinse in die Kamera. Dem WDR war das nicht genug, so dass mich zuerst ein Kamerateam zuhause besucht und anschließend während des Renntages begleitet hat. Hab ich schon erwähnt, dass ich nicht gerne rede? Und schon gar nicht vor Kameras?
Das Ergebnis gibts ab Minute 26:40 hier zu sehen: WDR Beitrag zu Rund um Köln.
Sa Calobra

Triathlon
Ich bin dieses Jahr nur bei einem einzigen Triathlon gestartet - und zwar zum ersten Mal beim 333 in Willich. Nicht etwa, weil mir die Zahl seit der Nordsee-Tour besonders gut gefällt (das auch!), sondern weil die Distanzen wie für mich gemacht sind: 300 Meter schwimmen, 33 Kilometer Radfahren, 3 Kilometer laufen. Das Schwimmen hab ich verflucht, aber ansonsten liefs prima und hat Spaß gemacht. Das Wichtigste bei kleinen Veranstaltungen im Dorf nebenan: die Freunde, die ebenfalls am Start sind und der Kuchen im Anschluss!
Strongmanrun
Bestzeiten 2018
Ich habe dieses Jahr weniger trainiert und ganze zehn Wettkämpfe weniger bestritten als im Rekordjahr 2017. Und das hat mir gut getan. Wie immer war ich ohne Trainingsplan und ohne strenge Regeln unterwegs.Halbmarathon
Nachdem ich 2016 und 2017 drei Halbmarathons jeweils knapp über zwei Stunden gelaufen bin, hat sich das Fallen der magischen Grenze angedeutet. Ziemlich spontan hat es im März geklappt, als ich aus dem Marathon-Training heraus kurzfristig einen Halben gelaufen bin: 1:57:21 ist seitdem die neue Marke. Im Juni und Oktober ist noch jeweils eine 1:58 dazu gekommen - beide Male bei quasi nicht vorhandener Vorbereitung. Diese 21 Kilometer könnten meine liebste Distanz werden ...10 Kilometer
Seit ich 2016 einmal eine 52:44 auf 10 Kilometern gelaufen bin, habe ich es nie wieder unter die 53 Minuten geschafft. Bis zum April diesen Jahres - seitdem heißt die neue Bestzeit 51:49. Einen Mini-Pokal für die gewonnene Altersklasse gabs auch gleich noch dazu.
Marathon
Auch wenn es mir hier nicht so sehr auf die Zeit ankommt, kann ich der Vollständigkeit halber vermelden, dass der Rotterdam Marathon für mich drei Minuten früher zu Ende war als der in Düsseldorf im Vorjahr - und zwar nach 4:35:14. Drei Minuten sind bei der Distanz und der Zeit ungefähr gar nichts und mir auch relativ schnuppe, aber was an diesem Wochenende in Rotterdam und in den Monaten vorher mit dieser Trainingsgruppe passiert ist, freut mich immer noch unheimlich. Das war sehr schön!
Cross-Cup

Saisonplanung 2019?
Was kommt nächstes Jahr? Die ehrliche Antwort ist: So ganz genau weiß ich es noch nicht. Was ich weiß, ist, dass mein Studium nächstes Jahr noch mehr Zeit benötigen wird als jetzt. Deshalb fallen mir große Pläne mit viel Trainingsaufwand zurzeit schwer.Eine große Sache steht nach langer Überlegung aber trotzdem schon fest: der Berlinmarathon. Durch das Finish beim Inlinemarathon habe ich mir den Startplatz gesichert. Seit ich das erste Mal zugeschaut hab, hat Berlin mich fasziniert, einmal muss es also sein. Günstiger wirds nicht ... Und obwohl 2019 bei mir für einen Herbstmarathon wirklich alles andere als perfekt ist, möchte ich ihn laufen.
Nächstes Jahr erfülle ich mir noch einen anderen kleineren Traum und starte zum ersten Mal bei einer Marathon-Staffel. Wie könnte es anders sein als zuhause beim Metro Marathon in Düsseldorf und in der Mädels-Variante der Raketenstaffel? Wir werden nicht ansatzweise so schnell sein wie die Jungs, aber ich freue mich riesig drauf! Die Strecke meines ersten Marathons nochmal im Team zu erleben - das wird wunderbar.
Dazu wird sich noch der eine oder andere Halbmarathon gesellen. Was sich rad- und triathlonmäßig so ergibt, wird sich zeigen. Komischerweise plane ich bisher nur Läufe - vielleicht mit dem Ziel im Herbst nicht die schlechteste Idee ...
Ich muss nicht unbedingt wieder ein Fernsehteam in meinem Wohnzimmer stehen haben, aber ich werde auch nächstes Jahr nicht müde werden, Jedermänner und vor allem -frauen fürs Radeln zu begeistern. Sei es durch die Erfahrungsberichte hier im Blog und auf Social Media oder als Speaker bei Veranstaltungen. Da hab ich echt Bock drauf!

Danke an alle, die irgendwie daran beteiligt waren, dass dieses Jahr so fantastisch geworden ist. An alle Leser und Zuhörer, Freunde, Familie, Trainingpartner, Windschattenspender, Team-Mitglieder, Gästezimmer-Anbieter, Kuhglocken-Schwinger, Fotografen, Kooperationspartner, Medien und Kollegen. Das hat ziemlich viel Spaß gemacht!