Montag, 31. Dezember 2018

Rückblick 2018: Slow down

Wenn ich 2018 mit den letzten Sport-Jahren vergleiche, ist dieses vielleicht das Jahr der Entschleunigung. 2017 bin ich meinen ersten Marathon gelaufen, habe die erste Triathlon Mitteldistanz gefinisht, bin das erste Cyclocross-Rennen gefahren, das erste Mountainbike-Rennen und das erste Kriterium auf der Straße (nochmal lesen? Hier entlang: 2017 - schneller, weiter, dreckiger). Ziemlich viel für ein Jahr. Wenn es um 2018 geht, muss ich erst Mal überlegen: Habe ich überhaupt etwas zum ersten Mal gemacht? Was habe ich ausprobiert und was habe ich dabei erlebt?

Erste Male 2018

333 Kilometer ans Meer

Ich bin mit dem Rennrad von Essen nach Ostfriesland gefahren. Meine längste Rennradtour war bis dahin 120 Kilometer lang. 333 sind anders. Ich habe sie geliebt und gehasst, oft beides zugleich. Am Ende überwiegt die Liebe, wenn du schon längst das Gefühl für Zeit und Raum verloren hast und auf einmal mit dem Rad zum Strand abbiegst. 300 sind schwer zu begreifen und noch schwerer zu erklären. Ich kann sie nur empfehlen, genau wie die Organisation und Begleitung der wunderbaren Menschen von der ERG 1900 e.V.

Rad am Ring

Zum ersten Mal bin ich bei einem 24-Stunden-Rennen gestartet und ich hätte mir kein besseres dafür aussuchen können als Rad am Ring. Auch kein besseres Team und keine bessere Strecke. Der Nürburgring ist besonders und er hat mir gehörigen Respekt eingeflößt. Auch noch Monate später hüpft das Herz, wenn ich daran denke, wie ich zum ersten Mal auf die Nordschleife abgebogen bin, auf diese wunderbar breite Rennstrecke, die sich durch die hügelige Eifel schlängelt. Wie ich zum ersten Mal die Fuchsröhre runter und die Hohe Acht hoch geradelt bin, wie das bei Tageslicht war, wie mitten in der Nacht. Wie sich über 80 km/h auf dem Rennrad anfühlen. Wie ich zum ersten Mal Ersthelfer geworden bin, wie perfekt mich das Team aufgefangen hat und wie viel Herzblut einfach alle in dieses eine Wochenende gesteckt haben.

Inline-Marathon

Marathon unter zwei Stunden? Kein Problem mit Inlineskates statt Laufschuhen. Beim Berlin-Marathon Inlineskating habe ich mein Debüt auf Rollen gegeben und dabei festgestellt, dass mir das Skaten der Marathon-Distanz ziemlich viel Spaß macht. Leider scheint der Sport nicht mehr so populär zu sein, denn es gibt kaum noch große Marathons. Ist mir ein Rätsel, weil man für ein solides Finish viel weniger Aufwand als beim Laufen betreiben muss und außerdem eine schonende Ausgleichssportart hat. Aktuell sind meine Inlineskates in der Winterpause, aber ich werde sie 2019 definitiv wieder ausfahren.

Bikepacking 

Schon länger geisterte die Idee einer Radreise in meinem Kopf herum, dieses Jahr habe ich sie dann halbwegs spontan endlich umgesetzt. Meine erste Bikepacking Tour führte vom Niederrhein nach Holland und zurück nach Düsseldorf, gut 325 Kilometer an drei Tagen. Ganz alleine, komplett in meinem Tempo und durch wirklich wunderschöne Gegenden (Veluwezoom!). Vielleicht die beste Auszeit des Jahres. 

Auf der Bühne

Noch etwas Neues für mich: auf der Bühne stehen und reden. Hab ich dieses Jahr gleich mehrfach gemacht, obwohl ich nicht die leiseste Ahnung hatte, ob ich das überhaupt kann. Ich wusste nur, dass mir das Thema am Herzen liegt und dass ich es unbedingt will, egal ob ich gut darin bin. Immerhin war die Aufgabe denkbar einfach: Stell dich hin und erzähl etwas über dich, wie du als Frau zum Radsport gekommen bist. Klar - die Geschichte kenn ich. Und obwohl ich so viel lieber schreibe als spreche, haben mir die insgesamt vier Vorträge auf der Draussen in Bremen und der VELOBerlin unheimlich viel Spaß gemacht! Mein Lampenfieber: riesig. Die direkten Reaktionen des Publikums: unbezahlbar.

Vor der Kamera

Im Vergleich zu den anderen großen Jedermannrennen hat Rund um Köln mindestens ein Ass im Ärmel: einen Pressesprecher, der keine halben Sachen macht. Stefan Schwenke habe ich es zu verdanken, dass ich mich auf einmal zwischen all den wichtigen Organisatoren-Herren als einzige Dame auf der Rund um Köln-Pressekonferenz wiedergefunden habe. Eigentlich dachte ich, ich halte nur die Fahne für die Frauenquote hoch, erzähle ein bisschen was über meine Teilnahme am Jedermannrennen und grinse in die Kamera. Dem WDR war das nicht genug, so dass mich zuerst ein Kamerateam zuhause besucht und anschließend während des Renntages begleitet hat. Hab ich schon erwähnt, dass ich nicht gerne rede? Und schon gar nicht vor Kameras?
Das Ergebnis gibts ab Minute 26:40 hier zu sehen: WDR Beitrag zu Rund um Köln.

Sa Calobra 

Ich war schon mehrfach auf Mallorca radfahren, aber noch nie die legendäre Strecke nach Sa Calobra. Ich habe bergauf schon oft und viel geflucht, aber ich habe es noch nie geliebt. Dieses Jahr war das anders. Ich bin mit Freudentränen am Cap Formentor angekommen, weil es einfach so wunderschön war. Und ich bin Sa Calobra sowohl heil runter als auch wieder hoch gekommen, was ich vorher beides bezweifelt hatte. Vor allem die 10 Kilometer hoch haben mir mehr Spaß gemacht, als ich jemals für möglich gehalten hätte. Vielleicht wirds doch noch was, mit mir und den Bergen. Irgendwann. 

Triathlon

Ich bin dieses Jahr nur bei einem einzigen Triathlon gestartet - und zwar zum ersten Mal beim 333 in Willich. Nicht etwa, weil mir die Zahl seit der Nordsee-Tour besonders gut gefällt (das auch!), sondern weil die Distanzen wie für mich gemacht sind: 300 Meter schwimmen, 33 Kilometer Radfahren, 3 Kilometer laufen. Das Schwimmen hab ich verflucht, aber ansonsten liefs prima und hat Spaß gemacht. Das Wichtigste bei kleinen Veranstaltungen im Dorf nebenan: die Freunde, die ebenfalls am Start sind und der Kuchen im Anschluss!

Strongmanrun

Erinnert sich irgendjemand? 2014 hatte ich mit dem Laufen nur deshalb angefangen, weil ich einmal an einem Hindernislauf teilnehmen wollte. Dieser Plan lag vor lauter Triathlon und Radeln und Laufen tatsächlich so lange auf Eis, bis die Anfrage von Strongmanrun kam, ob ich nicht mit ein paar Freunden beim Event in Köln teilnehmen möchte. Da musste ich mich nicht lange bitten lassen! Zwar haben mir die wirklich schweren Hindernisse gefehlt, aber wir hatten einen lustigen Tag und ich kann an die Sache mit den Hindernissen vorerst einen Haken machen. Die Geschichte mit dem Matsch kann ja noch kommen ;-)

Bestzeiten 2018

Ich habe dieses Jahr weniger trainiert und ganze zehn Wettkämpfe weniger bestritten als im Rekordjahr 2017. Und das hat mir gut getan. Wie immer war ich ohne Trainingsplan und ohne strenge Regeln unterwegs.

Halbmarathon

Nachdem ich 2016 und 2017 drei Halbmarathons jeweils knapp über zwei Stunden gelaufen bin, hat sich das Fallen der magischen Grenze angedeutet. Ziemlich spontan hat es im März geklappt, als ich aus dem Marathon-Training heraus kurzfristig einen Halben gelaufen bin: 1:57:21 ist seitdem die neue Marke. Im Juni und Oktober ist noch jeweils eine 1:58 dazu gekommen - beide Male bei quasi nicht vorhandener Vorbereitung. Diese 21 Kilometer könnten meine liebste Distanz werden ...

10 Kilometer

Seit ich 2016 einmal eine 52:44 auf 10 Kilometern gelaufen bin, habe ich es nie wieder unter die 53 Minuten geschafft. Bis zum April diesen Jahres - seitdem heißt die neue Bestzeit 51:49. Einen Mini-Pokal für die gewonnene Altersklasse gabs auch gleich noch dazu.

Marathon

Auch wenn es mir hier nicht so sehr auf die Zeit ankommt, kann ich der Vollständigkeit halber vermelden, dass der Rotterdam Marathon für mich drei Minuten früher zu Ende war als der in Düsseldorf im Vorjahr - und zwar nach 4:35:14. Drei Minuten sind bei der Distanz und der Zeit ungefähr gar nichts und mir auch relativ schnuppe, aber was an diesem Wochenende in Rotterdam und in den Monaten vorher mit dieser Trainingsgruppe passiert ist, freut mich immer noch unheimlich. Das war sehr schön!

Cross-Cup

Neu beim Bombtrack NRW Cross-Cup in diesem Jahr: Cup-Wertung auch für Hobbyfahrer! Yay! Wie so ein Crossrennen Spaß machen kann, obwohl man die ganze Zeit Blut schmeckt, hatte ich hier schon einmal aufgeschrieben. Daran hat sich nichts geändert. Die ersten beiden Rennen in Dorsten und Radevormwald sind für mich mit einem zweiten und einem dritten Platz sehr gut gelaufen. Danach hat die Gesundheit nicht mehr so richtig mitgespielt und ich bin in Kendenich und Pulheim mehr schlecht als recht irgendwie ins Ziel gerollt, Kreuzweingarten musste ich leider komplett sausen lassen. In der Gesamtwertung hat's trotzdem für Platz 4 gereicht. Nur 15 Hobby-Damen bei insgesamt sechs Rennen ist aber durchaus noch ausbaufähig!

Saisonplanung 2019?

Was kommt nächstes Jahr? Die ehrliche Antwort ist: So ganz genau weiß ich es noch nicht. Was ich weiß, ist, dass mein Studium nächstes Jahr noch mehr Zeit benötigen wird als jetzt. Deshalb fallen mir große Pläne mit viel Trainingsaufwand zurzeit schwer.

Eine große Sache steht nach langer Überlegung aber trotzdem schon fest: der Berlinmarathon. Durch das Finish beim Inlinemarathon habe ich mir den Startplatz gesichert. Seit ich das erste Mal zugeschaut hab, hat Berlin mich fasziniert, einmal muss es also sein. Günstiger wirds nicht ... Und obwohl 2019 bei mir für einen Herbstmarathon wirklich alles andere als perfekt ist, möchte ich ihn laufen.

Nächstes Jahr erfülle ich mir noch einen anderen kleineren Traum und starte zum ersten Mal bei einer Marathon-Staffel. Wie könnte es anders sein als zuhause beim Metro Marathon in Düsseldorf und in der Mädels-Variante der Raketenstaffel? Wir werden nicht ansatzweise so schnell sein wie die Jungs, aber ich freue mich riesig drauf! Die Strecke meines ersten Marathons nochmal im Team zu erleben - das wird wunderbar.

Dazu wird sich noch der eine oder andere Halbmarathon gesellen. Was sich rad- und triathlonmäßig so ergibt, wird sich zeigen. Komischerweise plane ich bisher nur Läufe - vielleicht mit dem Ziel im Herbst nicht die schlechteste Idee ...

Ich muss nicht unbedingt wieder ein Fernsehteam in meinem Wohnzimmer stehen haben, aber ich werde auch nächstes Jahr nicht müde werden, Jedermänner und vor allem -frauen fürs Radeln zu begeistern. Sei es durch die Erfahrungsberichte hier im Blog und auf Social Media oder als Speaker bei Veranstaltungen. Da hab ich echt Bock drauf!


Danke an alle, die irgendwie daran beteiligt waren, dass dieses Jahr so fantastisch geworden ist. An alle Leser und Zuhörer, Freunde, Familie, Trainingpartner, Windschattenspender, Team-Mitglieder, Gästezimmer-Anbieter, Kuhglocken-Schwinger, Fotografen, Kooperationspartner, Medien und Kollegen. Das hat ziemlich viel Spaß gemacht!