Donnerstag, 21. Mai 2015

Saison 2015 - Update

Bisher sah der Plan für 2015 so aus:

29. März
TG81 Düsseldorf Frühjahrslauf 10 km

4. Juni
ELE Triathlon Gladbeck Volksdistanz

wahrscheinlich:
28. Juni
T3 Triathlon Düsseldorf Sprintdistanz

13. September
Stadtwerke Ratingen Triathlon Kurzdistanz

Das habe ich Ende Februar behauptet. Inzwischen habe ich das ein bisschen umsortiert. Zuerst mal: T3 is nich. Ich komme gerade so halbwegs mit dem Schwimmen klar und es wird jetzt noch keinen Triathlon im Freiwasser für mich geben. Kommt auf die To-Do-Liste für 2016. Zuschauen werde ich aber auf jeden Fall!
Ja, das Bild kennt ihr schon - ich finde die Kombination aus Hose und Pflastersteinen aber irgendwie immer noch toll ;-)
Hinzugekommen ist die Breitscheider Nacht, bei der ich am 30. April 10 km gelaufen bin. Im Laufe des Jahres werden bestimmt noch ein paar 10er folgen, ich schaue mal, was zeitlich passt und nett aussieht. Ich ahne schon, dass mir dann alle möglichen Veranstaltungen so gut gefallen, dass ich die 2016 womöglich alle wieder melden muss. Aaaah!

Tja, und auch neu ist der Martinslauf in Düsseldorf am 8. November. Halbmarathon. 21,0975 km. WAS ZUR HÖLLE? Wikipedia meint dazu: "Der Halbmarathon ist ein beliebter Lauf für Amateure, da er eine ernste Herausforderung darstellt, ohne das gleiche Training wie ein Marathon zu benötigen." Es ist also echt hart und scheiße, aber man muss dafür nicht ganz so viel tun wie für einen Marathon? Na prima.

Den vorsichtigen Gedanken, dass eventuell auch Distanzen über 10 km drin sein könnten, hatte ich zum ersten Mal, nachdem ich 13 km um die beiden Seen gelaufen bin. Klar, das sind nur 3 mehr als 10, aber wenn 13 klappen, wieso dann nicht auch 15? Oder 17? 18? 20? Ich stelle mir das bei Weitem nicht so einfach vor, wie sich das vielleicht anhört - schon die 10 km sind ja außerhalb meiner Vorstellungskraft und einfach "ziemlich lang". An 20, oder sogar 21,1 will ich eigentlich gar nicht denken. Da war nur dieser zaghafte Gedanke: ja, vielleicht, irgendwann mal, ganz eventuell... Und dann habe ich die Ausschreibung für den Martinslauf gesehen. In Düsseldorf. Im Wald. An "meinen" beiden Seen. Erst im November. 8 Wochen nach der Kurzdistanz. Ein guter Abstand und ein Grund, danach weiter zu machen. Ich hatte erst kurz mit dem Kölnmarathon geliebäugelt (dem halben, natürlich!), aber irgendwas stimmte da nicht: schon 3 Wochen nach dem Triathlon, riesige Veranstaltung, falsche Stadt, teure Startgebühr. Beim Martinslauf passte alles und deshalb habe ich nicht lange gezögert und mich angemeldet. Ich denke, das passt mit der Kurzdistanz ganz gut zusammen - dafür muss ich ja 10 km laufen, und damit die mir nach dem Schwimmen und Radeln nicht so lang vorkommen, wollte ich die Distanzen im Training sowieso raufschrauben. Nicht so wie beim letzten Mal, als ich gerade kurz vorher zum ersten Mal überhaupt 5 km am Stück gelaufen bin...
Auf zu neuen Ufern!
So sieht es jetzt also aus, weitere sportliche Überraschungen hält das Jahr für mich vermutlich nicht bereit. Und falls doch, werde ich berichten!

Mittwoch, 13. Mai 2015

Schwimmen: läuft!

Anfang April habe ich mir noch Kiemen gewünscht, aber so langsam habe ich den Eindruck, es klappt auch mit Schwimmen und Atmen. Irgendwie. Ich habe fleißig versucht, bei den letzten Trainingseinheiten auf die Dinge zu achten, die meine liebe Vereinskameradin Rebecca mir genannt hat: Arme länger machen und weiter vorn eintauchen, Arm unter Wasser ganz durchziehen, nicht ganz so steif im Wasser liegen, sondern mehr Rotation in der Längsache, Füße etwas mehr eindrehen. Natürlich geht das nie alles gleichzeitig und ich bin sicher, ich tauche immernoch an der gleichen Stelle ein. Aber ich habe es auf dem Schirm und ich werde bei der nächsten Gelegenheit nochmal jemanden draufschauen lassen.
Das größte Problem ist ja ein anderes: die Kondition. Oder ihr Nicht-Vorhandensein. Als ich letztes Jahr zum ersten Mal wieder ins Schwimmbecken gestiegen bin, war ja nicht mehr als eine Bahn - also 25 m - Kraul drin. Und auch seit ich wieder regelmäßig schwimme, hat sich das nicht sonderlich gesteigert. Eine Bahn Brust und eine Kraul abwechselnd, ok. Zwei Bahnen Kraul, eine Brust ging irgendwann auch. Aber so richtig zielführend war das alles nicht. Deshalb habe ich - natürlich! - noch ein bisschen gegoogelt und folgenden Plan ausgeheckt:

4x50 m Kraul mit jeweils 15 sec Pause. Danach 30 sec, dann von vorn. Meint: 50 m kraulen, 15 sec Pause - das ganze 4x hintereinander und nach dem letzten Mal 30 sec Pause. Und nochmal. In der Anleitung stand: Wenn die Pausenzeit nicht ausreicht, um danach die gleiche Distanz nochmal schwimmen zu können, ist man zu schnell. Ich habe gemerkt: ich bin zwar unheimlich langsam, aber scheinbar trotzdem zu schnell. Also noch langsamer schwimmen. Unfassbar, wie kurz 15 Sekunden sein können! Mit der noch langsameren Variante habe ich beim ersten Mal 2x4x50 m + 2x50 m geschafft = 500 m.
Tut nichts zur Sache, aber: Ich bin übrigens ein großer Fan vom Rettungsschwimmen, weil einige Prüfungen verlangen, dass man im Schlafanzug erscheint. Ich bin im Moment dabei, meinen Rettungsschwimmer Silber zu wiederholen.
Beim nächsten Mal waren es dann 3x4x50 m, dann 4x4x50 m. Ich habe die Pausenzeiten auf 10 sec verkürzt und nur die 30 sec nach 4x50 m beibehalten. Das hat wirklich wunderbar geklappt - ich bin nur noch gekrault, habe kein Brustschwimmen zum Erholen mehr gebraucht, sondern stand halt nur zwischendurch mal ein paar Sekunden am Rand und kam trotzdem irgendwie auf meine Distanzen. Der Plan schlägt dann vor, die Strecke zu verlängern. Und so habe ich vor dem letzten Training überlegt, ob ich es mit 3 Bahnen, also 75 m versuchen soll. Oder gleich 4. Und dann kam mir im Auto auf dem Weg zum Schwimmbad der Gedanke, was eigentlich der Quatsch mit den Pausen soll, ich schwimme jetzt einfach mal so lange, wie es geht.
Den Kollegen hier kann man schon mal abschleppen.
Das war Dienstag. Und ich bin geschwommen. Ganz ohne Pausen. Ziemlich langsam, inzwischen übrigens mit einer 3er-Atmung und mit bemüht lang gestreckten Armen/Schultern und etwas mehr Rotation. Und zwar 500 m. Yeah! Drei Wochen vor dem Volkstriathlon in Gladbeck bin ich jetzt zumindest die Strecke schon mal ohne Pausen durchgeschwommen. Natürlich langsamer, als wenn ich Brustschwimmen würde, aber nicht allzu viel. Damit ich es nicht ganz verlerne, habe ich jedenfalls noch recht zügige 200 m Brust drangehängt.

Die 500 m Kraul fühlten sich ein bisschen so an wie die ersten 5 Kilometer, die ich am Stück gelaufen bin - beim ersten Mal beim Lauftreff, ich kann mich noch ganz gut erinnern. Hoffentlich geht das mit der Schwimmerei so weiter. Naja, es bleiben ja noch drei Wochen Zeit, daran zu feilen - und ganz zur Not kann ich immer noch alles umschmeißen und doch noch Brustschwimmen. Hat in Ratingen schließlich auch mit viel weniger Training geklappt!

Samstag, 9. Mai 2015

Mallorca Tag 6 - Letzter Tag und Rückblick

Tag 6 ist Abreisetag. Der Flug geht um 21.55 Uhr, das heißt Abholung am Hotel ist erst um halb 7 abends. Und das heißt auch: ab mittags haben wir kein zuhause mehr. Der Plan sieht deshalb so aus: auschecken, radeln, am Pool die letzten Sonnenstrahlen tanken.
Das Leih-Rad erwartet mich mit einem komplett platten Hinterreifen. Nach dem provisorischen Aufpumpen rollen wir vorsichtig zur Radstation: bevor ich am letzten Tag umständlich anfange, den Schlauch zu wechseln, sollen die Profis sich das lieber mal ansehen. Und: nix. Ich kriege nochmal ordentlich Luft drauf und es kann losgehen.

Wir haben nur den groben Plan, nochmal in Richtung Muro zu fahren, weil ich am Vortag ein Feld voller Mohnblumen gesehen hatte, bei dem wir nicht angehalten hatten. Seitdem habe ich das Bild im Kopf, wie Roland der Revolvermann in Stephen Kings The Dark Tower - Achtung Spoiler! - den dunklen Turm endlich erreicht. Der steht im Buch zwar in einem Meer von roten Rosen, in meinem Kopf sind es jetzt aber Mohnblumen und das Meer möchte ich nochmal sehen.
"Der Mann in Schwarz floh durch die Wüste, und der Revolvermann folgte ihm"
Nachdem das Feld erreicht und dokumentiert ist, halten wir uns in Richtung Sa Pobla. Das ist eine gute Wahl, denn es geht über schöne kleine Straßen quer durch die Felder. Hier ist es richtig ländlich und die Bauern pflügen ihre Felder mit abenteuerlichen Geräten. Artischocken, Zwiebeln und Knoblauch wächst hier - riecht irgendwie nach Mittagessen.
Während uns gestern kaum welche begegnet sind, wimmelt es heute hier nur so von Radfahrern.
Wir biegen vor Sa Pobla in Richtung Alcúdia ab, die letzte Tour muss ja nicht die längste werden. Zurück gehts quer durch S'Albufera: ein Naturschutzgebiet direkt an der Küste, das ziemlich sumpfig aussieht. Die Straßen führen ewig lange geradeaus, während rechts und links übertrieben hohe Felder aus Schilf in den Himmel wachsen. Die Sicht ist also ziemlich eingeschränkt und der Gegenwind pustet ordentlich.

Zurück in Can Picafort möchte ich nochmal zum Strand nach Son Bauló, weil ich für meine kleine Sand-Sammlung am Strandtag gar kein Mitbringsel eingepackt hatte. Und wenn man schon mal mit dem Rad unten am Meer ist, kann man ja die Gelegenheit für ein paar letzte Bilder nutzen:
Das wars! Die letzte Ausfahrt war 35 km lang und bis auf den mörderischen Gegenwind sehr schön. Es geht zurück zu Hürzeler und schweren Herzens trenne ich mich vom liebgewonnenen Cube. Am ersten Tag hat es für Nackenschmerzen gesorgt, ansonsten haben wir uns prima verstanden - ist doch was ganz anderes als Gabi und macht wirklich Spaß. Das Sparschwein wird fleißig gefüllt und vielleicht klappt es ja noch dieses Jahr mit einem Nachfolger für die alte Dame.

Weil wir das Reparaturset mit dem Ersatzschlauch nicht gebraucht haben (ha!), dürfen wir es behalten oder gegen Socken eintauschen. Ich nehme die Socken, ist irgendwie ein besseres Andenken bzw. kann man öfter benutzen. Den Rest des Tages braten wir dann wie geplant noch am Pool in der Sonne, treiben die Mitarbeiter an der Rezeption in den Wahnsinn, weil wir ungefähr 37x in den Gepäckraum müssen und dürfen im Spa-Bereich des Hotels duschen. Doch gar nicht so übel ohne zuhause. Ich habe mir alle Mühe gegeben, die typische Radfahrer-Bräune noch auf die übrigen Körperregionen auszuweiten und habe jetzt zwar ein richtig bescheuertes Muster auf dem Rücken, dafür aber einigermaßen gleichmäßig braune Beine (ok.. mit dunkelbraunen Knien) und einen braunen Bauch. Immerhin.
Hotel Vell Marí in Can Picafort: Bis auf den Animationsquatsch empfehlenswert.
In 6 Tagen Radurlaub auf Mallorca habe ich gelernt:

Die richtigen Radfahrer haben ziemlich schöne Beine.
Man braucht im Radurlaub eigentlich keine Unterwäsche: Der Übergang von Radhose zu Badesachen zu Shorts zum Schlafen ist fließend.
Man erkennt die Amateure wie uns am Kettenfett an der rechten Wade.
Ein Tag ohne Oliven geht nicht.
Ein bisschen Spanisch schadet selbst auf Mallorca nicht.
Die Schweizer Post hat eigene Briefkästen auf der Insel, die man nicht findet, wenn man sie sucht - und wenn man dann durch Zufall über einen gestolpert ist, sieht man sie plötzlich überall.

Insgesamt haben wir mehr als 271 km mit dem Rad zurückgelegt und dabei über 14 Stunden im Sattel gesessen. Beim nächsten Mal werde ich außerdem die Anzahl der verbrauchten Baguettes, Oliven und geschleppten Wasserkanister statistisch erfassen. Die kann ich jetzt nur schätzen: viele. Schön wars!

Donnerstag, 7. Mai 2015

Mallorca Tag 5 - Muro, Inca, Sineu

Nach dem Strandtag darf es jetzt wieder aufs Rad gehen - wir sind ja schließlich nicht zum Spaß hier! Wir beschließen, nochmal die nähere und vermeintlich flache Umgebung zu erkunden. Deshalb gehts von Can Picafort erst mal nach Muro. Die Strecke ist wunderschön und farbenfroh: grüne Felder wechseln sich mit vertrockneter roter Erde ab. Windmühlen, kleine Häuschen und Mohnblumen so weit das Auge reicht. Das alles überragen die Berge im Hintergrund - eine tolle Kulisse.
Ich habe mich noch gar nicht satt gesehen, schon sind wir in Muro. Das Städtchen ist klein und alt und sehr schön. Noch bevor wir den Ortskern erreichen, biege ich ab und folge dem Schild nach Llubí, dem nächsten Ziel auf der Strecke. Irgendwie fehlt was, wir sind schon wieder fast außerhalb von Muro - also nochmal zurück und wenigstens kurz die Kirche anschauen.
Dann gehts tatsächlich nach Llubí: Der Ort ist noch kleiner, dieses Mal sehen wir wirklich nicht allzu viel, aber schlagen uns wieder zur Kirche durch. Dafür gehts einen Hügel rauf und nach einem kurzen Stopp oben auch direkt wieder runter. Ein Schild, das aussieht, als würde es eine Sehenswürdigkeit versprechen, führt ins in Richtung "Ermita". Wir landen bei einer komischen verlassenen Kapelle, die wir kurz inspizieren.
So langsam wird es heiß. Auf einem Feld steht ein kleines Pony unter einem der wenigen Bäume. Es lässt sich von mir trotz vielfach erprobter Pony-Lockgeräusche nicht anlocken und guckt nur unbeeindruckt, als wollte es sagen: "Ich seh doch, du hast nix für mich!" Dann eben nicht.

Nach Llubí beschließt mein rechtes Knie, das die Tour hier auch enden könnte. Erst ist es ein stechender Schmerz an der Seite, dann irgendwie mittig. Aber egal wo genau - Belastung ist immer Mist. Erst ist bergauf zu viel, dann reichen auch hohe Gänge auf flacher Strecke. Prima.

Ich beiße die Zähne zusammen und wir landen in Inca. Der Ort ist groß und hässlich. Vielleicht haben wir die schönen Stellen verpasst? Wir bummeln durch die Fußgängerzone (hässlich), decken uns im Supermarkt (hässlich) mit neuem Wasser ein und verlassen die Stadt (gut).

Es geht nach Sineu. Als der Ort endlich hinter einem Hügel auftaucht, habe ich ihn schon von weitem ins Herz geschlossen. Es fühlt sich so an, als hätten wir von Inca nach Sineu eine Zeitreise direkt ins Mittelalter unternommen. Sehr alte Häuschen, verwinkelte, schmale Gassen und - natürlich - eine Kirche in der Mitte. Als wir ankommen, baut offenbar gerade ein Flohmarkt seine Zelte ab - die schmalen Straßen sind also verstopft mit Autos, halb zusammengebauten Ständen und allerlei Killefitt. Wir schieben die Räder durch das Chaos und so langsam kippt bei mir die Stimmung: das Knie tut weh und ich hab verdammt nochmal Hunger. So viel Hunger, dass Riegel oder Gels getrost mal in der Tasche bleiben können.
Wir legen also eine Pause ein. Sineu liegt ziemlich in der Mitte der Insel und obwohl wir ganz offensichtlich nicht die einzigen Touristen hier sind, spricht die Kellnerin nur gebrochen Englisch und kein Deutsch - eine ziemliche Seltenheit hier, aber irgendwie schön. So komme ich tatsächlich noch dazu, meine rudimentären Spanisch-Kenntnisse auszupacken und sorge dafür, dass Papa sein Bier tatsächlich sin alcohol trinken kann und wir außerdem Oliven, Brot und Aioli bekommen. Dazu gibts für ihn einen Salat des Hauses und für mich Tumbet - mallorquinische Gemüsepfanne. Ich freue mich, endlich mal etwas einheimisches essen zu können, was bei dem ganzen Fleisch und Fisch auf der Speisekarte sonst ziemlich schwierig ist. Mein Gemüse schmeckt zwar nach Grill und Fleisch, aber die Oliven sind ganz wunderbar und außerdem lobt die Kellnerin mich tatsächlich für mein Spanisch - Laune gerettet.
Der Rückweg ist eine echte Quälerei. Erst mal ist der Bauch voll (toll! aber auf dem Rad gar nicht mal so praktisch) und außerdem macht das Knie echt Faxen. Ich beginne also wieder, die Kilometer runter zu zählen, bis wir endlich da sind. Noch 10. 7. 5. 3.

Auf der Uhr stehen am Ende: 70,51 km, 3:41 Std und gut 600 Höhenmeter. Schöne Strecke bis auf den Abstecher nach Inca, den ich beim nächsten Mal auslassen würde.

Mittwoch, 6. Mai 2015

Mallorca Tag 4 - Strandtag

Nach der Quälerei zum Cap war klar: der nächste Tag wird ein Strandtag. Morgens ist es wieder bewölkt - eher ungünstig, wenn man in der Sonne liegen will, also beschließen wir, zuerst mal eine kleine Runde zu laufen.
Ich bin ein großer Fan meiner neuen Laufhose: perfekte Länge!
Wir starten um 9, es ist noch schattig und einigermaßen kühl. Doch das ändert sich schnell. Ziemlich schnell. Nach knapp 2 Kilometern sind wir an der Strandpromenade in Can Picafort, die so früh wunderbar leer ist. Ein paar vereinzelte Läufer haben sich hier hin verirrt, aber das wars.
Auf einmal kommt die Sonne raus und schlagartig ist es übertrieben warm. Ich tropfe. Die Suppe läuft mir durchs Gesicht. Wir machen einen kurzen Abstecher zum Wasser, nur mal gucken und die Chance auf eine kleine Pause nutzen.
Uäh, Wasser!
So sollte das Bild eigentlich aussehen, bevor die Welle kam. 
Nach nur 20 Minuten beschließe ich, dass wir uns jetzt auch auf den Rückweg machen können. Ich möchte Frühstück, gemütlich auf dem Balkon sitzen und vor allem: raus aus dieser scheiß Sonne! Bevor ich zerfließe, lege ich eine Gehpause ein. Und noch eine. Den letzten Kilometer gehts bergauf zum Hotel, ich will unbedingt nochmal laufen. Nach wenigen Hundert Metern ist schon wieder Schluss und wir spazieren zurück zum Hotel. Naja. Besser als gar nicht laufen.
Den Rest des Tages üben wir uns im Nichts-Tun und liegen tatsächlich nur am Strand herum. Direkt neben Can Picafort liegt San Bauló, etwas kleiner und ruhiger und vollkommen ausreichend, um einen halben Tag in der Sonne zu braten. Als es uns zu heiß wird, ziehen wir um ins Aparment und erledigen wichtige Dinge wie Fotos sichten, bloggen, lesen. Auf dem Balkon weiter sonnen. Anstrengendes Leben hier. Morgen gehts wieder aufs Rad.
Kichererbsen-Gemüse, Spargel mit Pesto und ganz wichtig: Oliven. Kein Tag ohne Oliven!

Dienstag, 5. Mai 2015

Mallorca Tag 3 - Oberschenkelbrenner deluxe: Cap de Formentor

Tag 3 startet bewölkt. Es ist nicht ganz so heiß, also beschließen wir: Wenn wir zum Cap de Formentor radeln wollen, dann heute. Ich war vor ein paar Jahren schon mal mit dem Auto dort und kann mich nur erinnern, dass man von einem Aussichtspunkt 300 Meter in die Tiefe gucken konnte. Berge, Klippen, Felsen und türkis-blaues Wasser.
Schon vor dem Abflug hatte ich mit dem Gedanken gespielt, nochmal dort hin zu fahren, denn es ist wirklich schön. Dann habe ich mir das Streckenprofil angesehen und den Gedanken verworfen. Meine Schulkameradin Svenja, die vor kurzem auch auf Mallorca radeln war, riet mir auf Instagram, ich solle es unbedingt machen und nur ein Stück durch einen Tunnel sei etwas knackig, der Rest ok. Dass ich mit der 400-Höhenmeter-Tour am ersten Tag schon bedient war, konnte sie da ja nicht ahnen.

Mit gemischten Gefühlen radele ich also los. Erstens ist es bewölkt und zweitens haben wir ja gestern schon die Beine geschont. Wann, wenn nicht jetzt?
Die ersten 20 km sind die gleichen flachen wie gestern bis Porto de Alcudia und noch etwas weiter nach Porto de Pollença. Weil es irgendwie gut läuft, fahren wir hier mal locker einen Schnitt zwischen 28 und 30 km/h. Kann man ja mal machen. Schön blöd, wenn man eigentlich weiß, was noch bevorsteht. Der Radweg in der Bucht von Porto de Pollença ist super - schön breit und direkt neben dem Strand. Nach einem kurzen Abstecher durch den Ort und sehe ich die ersten Schilder: Cap de Formentor.
Kurz bevor es dann tatsächlich den ersten Berg rauf geht, versammeln sich am Straßenrand einige Radfahrer, als müssten sie die Mission besprechen. Ich fahre vor und hänge mich an ein Paar dran, die Frau fährt ein angenehmes Tempo. Ja, es geht hoch, und zwar ordentlich, aber es lässt sich aushalten. Bei den Serpentinen sind die Kurven am Schlimmsten, weil es dort am Steilsten ist. Der Rest geht. Aber es zieht sich. Und zieht sich. Hinter jeder uneinsehbaren Kurve hoffe ich darauf, dass der erste Berg endlich geschafft ist. Ist er nicht. Und wieder nicht. Irgendwann ist Ende. Für mich. Das ist kein "och du könntest noch weiter, du willst nur nicht" - es ist aus und vorbei und zwar in genau diesem Moment und keinen Meter weiter. Die letzten 200 Meter lege ich zu Fuß zurück.
Erschöpft und genervt.
Am ersten Aussichtspunkt zeigt sich die Zwei-Klassen-Gesellschaft: Langweilige Auto- oder sogar Busfahrer und die Radfahrer. Wir Radler sitzen alle im gleichen Boot, jeder weiß, was der andere geleistet hat (auch, wenn er die letzten Meter gegangen ist). Mir kommt es so vor, als belächelten wir kollektiv insgeheim die Autofahrer, die es sich kein Stück erarbeitet haben, hier die Aussicht zu genießen. Andersrum halten sie uns wahrscheinlich für wahnsinnig.
Es ist Zeit zum Luft holen, Beine lockern, Aussicht genießen und Fotos machen. Dann müssen wohl oder übel taktische Überlegungen angestellt werden: Ich weiß, der Rest der Strecke ist nicht ohne. Es geht den Berg von gerade auf der anderen Seite wieder runter, dann ein Stückchen flach, nochmal ordentlich nach oben, fast genauso hoch wie wir jetzt sind, wieder etwas runter und nochmal ein wenig hoch. Und wenn wir dann da sind, müssen wir die ganze Scheiße ja nochmal zurück.

Ich möchte nicht nach Hause kommen und erzählen, dass ich das halbe Cap de Formentor hochgeradelt bin. Ich weiß aber ehrlich nicht, ob der Rest überhaupt im Bereich des Möglichen ist.

Deshalb quatsche ich eine größere Gruppe an, die Deutsch spricht und mit einer Karte herumhantiert. Sie zeigen mir das Höhenprofil: wir sind am höchsten Punkt, aber ein Mal geht es nochmal ziemlich lange steil bergauf. Und halt zurück. Der erste meint: "Klar schaffst du das!" Mit dem Einwand, dass ich schon bis hier hin die letzten Meter schieben musste, meint der nächste "Oh tja, dann weiß ich es auch nicht." Der erste mischt sich wieder ein: "Ach ihr trinkt euch jetzt hier 1, 2 Bier und dann geht das! Machen wir auch immer so. Und schön langsam fahren!" Und weg sindse.

Wir trinken kein Bier, aber fahren auch weiter. Nicht zurück. DNF is no option. Egal was kommt. Es geht bergab, kilometerlang. Ich will überhaupt gar nicht so weit runter, das müssen wir ja alles wieder hoch. Scheißdreck. Danach gehts ein Stück sanft auf und ab durch ein ziemliches grünes Wäldchen, angenehm kühl hier. Aber es riecht nach Ziegen.
Auf einmal habe ich einen älteren Herrn vor mir, der eben noch ein Foto von uns gemacht hat (und wir von ihm). Er ist wirklich sehr langsam, aber so habe ich wenigstens jemanden, an dem ich mich orientieren kann. Und so kriechen wir mit 8 kmh den nächsten Berg rauf. Dann kommt der Tunnel, vor dem ich die ganze Zeit schon das Schlimmste befürchtet habe. Er ist überhaupt nicht schlimm, das einzig blöde ist nur, dass man mit Sonnenbrille da drin erst mal gar nichts sieht. Es dauert eine Weile, bis ich auf die Idee komme, die Brille abzusetzen.
Nach dem Tunnel habe ich es bei dem Schneckentempo irgendwie geschafft, meinen Vater abzuhängen. Also fahre ich an die Seite und warte. Und warte. Und warte. Genug Zeit, ein Gel zu nehmen ("Apfelgeschmack, nicht klebrig und süß"), was ungefähr das ekelhafteste und süßeste ist, was ich in letzter Zeit gegessen oder getrunken habe. Urgs. Papa taucht zu Fuß auf (Beine streiken), staubt noch den Rest vom Gel ab und dann geht es weiter.
Entweder hat meine lange Pause geholfen oder das Gel, auf einmal sind Kräfte da, die vorher nicht da waren. Auf einmal will ich unbedingt ankommen. Ich hole eine Radlerin ein, die eben an mir vorbei kam, als ich gewartet habe. Sie ist mir aufgefallen, weil ich ihre Hose so schön fand. Jetzt kassiere ich sie ein. Der nächste Berg ist schnell bewältigt und nach der Abfahrt kommt der letzte überschaubare Anstieg.

Wir sind da! Die letzten Meter wieder zu Fuß, weil Stau ist und Gegenverkehr und noch mehr Stau. Na toll, das wäre auch noch mit dem Rad drin gewesen, aber: wir sind da! Ich trage das Rad die Treppenstufen rauf. Als ich oben ankomme, erkennen mich einige aus der Gruppe mit der Karte von vorhin wieder: sie brechen in Jubel und Applaus aus - was für ein Empfang!
Wieder sind hier oben sehr viele Radfahrer, die nichts anderes als die Tatsache vereint, dass sie hier sind. Nach einer ausgedehnten Pause und einer kalten Cola (mit Zucker!) machen wir uns auf den Rückweg. Aber schon auf den ersten Metern beim ersten Anstieg steht fest: ist nicht. Ich muss schon jetzt auf meine Füße umsteigen und schiebe den Berg rauf. Dann läufts auf einmal wieder, der nächste (viel schlimmere) Anstieg ist okay. Ich hänge mich an eine größere Gruppe älterer Herren in gelben Trikots und überhole die letzten beiden - die sind wirklich noch langsamer als der noch ältere Typ vom Hinweg.
Nach der Abfahrt kommt der schlimmste Anstieg, der zurück zum ersten Aussichtspunkt. Und hier ist leider ziemlich schnell klar, dass nichts mehr geht. Auch nicht bei 8 km/h. Und so wird das Ganze zum Wandertag. Die Strecke zieht sich so sehr, dass ich irgendwann auch nicht mehr laufen will. Die Herzfrequenz sinkt auch beim Gehen nicht mehr unter 85%, zwischendurch überlege ich, ob nicht doch Radeln besser wäre, entscheide mich dann aber dagegen (besser 85 als 97% und brennende Beine). Wir werden überholt und besorgt gefragt: "Alles ok mit den Rädern?" - "Ja, nur mit dem Körper nicht." Ein nettes, besorgtes Volk, diese Radler.

Beim Aussichtspunkt brauchen wir eine Pause vom Gehen. Noch 25 km bis zum Hotel. Ich habe keine Lust auf die letzte Abfahrt, ich möchte am liebsten flach nach Hause radeln. Runter müssen wir dann doch noch. Ich habe Angst vor dem Seitenwind, vor dem Gegenverkehr in uneinsichtigen Kurven und vor lächerlichen Leitplanken, die eigentlich gar keine sind. Daher bremse ich ziemlich viel. Bei gut 45 km/h überholt mich ein Geschoss, dass irgendwie nicht von dieser Welt ist. Wie schnell kann man mit so einem Rennrad eigentlich fahren? Gibts da ne Grenze nach oben? Brennen die Reifen irgendwann durch?
Noch 20 km. Noch 10. Noch 5. Ich zähle den Countdown. Endlich angekommen. Ich nehme mit dem Rad den Aufzug in den zweiten Stock. Zu erschöpft zum Duschen. Ich schaffe es gerade so, auf der Couch zu sitzen. Brot schmieren geht auch. Schließlich schlepppe ich mich doch noch unter die Dusche: wie schön, die Kruste aus Salz und Staub endlich abzuwaschen.

Der Tag in Zahlen:
Ich saß knapp 82 km und 4:30 Std. auf dem Rad.
Dabei haben wir 2098 Höhenmeter bergauf laut Runtastic zurückgelegt.
Ich habe am Leuchtturm 24,40€ für 1,5 Liter Wasser, 2 Dosen Cola und 4 Postkarten ausgegeben. Dafür habe ich, als ich das allererste Mal absteigen musste, 50 ct gefunden.
Der 18 km/h Schnitt ist mir sowas von egal, wir sind das scheiß Cap rauf gefahren und zurück gefahren/gewandert! Yay!