Mittwoch, 16. Dezember 2020
Buch: Cape to Cape - Jonas Deichmann, Philipp Hympendahl, Tim Farin
Vom Nordkap nach Kapstadt - 18.000 Kilometer mit dem Fahrrad. Mieser Vergleich: Das ist etwa viermal so viel, wie ich im Jahre fahre. Nur eben nicht in 365 Tagen, sondern in 73 Tagen und durch alle möglichen Länder und Klimazonen. Keine Frage, das Abenteuer ist groß, die Geschichte gibt einiges her und ist super spannend. Der Extrem-Abenteurer Jonas Deichmann und der Fotograf Philipp Hympendahl sind diese Herausforderung angetreten. Philipp ist mir ein Begriff, weil wir beide aus Düsseldorf kommen und manchmal mit der gleichen Rennradgruppe unterwegs sind, deshalb habe ich die Reise im letzten Jahr schon über Social Media verfolgt. Seit kurzem gibt's im Delius Klasing Verlag das Buch dazu: Cape to Cape*. Ich habe mein Rezensionsexemplar im Herbst mitgenommen, als ich einen Nachmittag bei einem Gravel Event einen Verpflegungspunkt betreut habe. Bei Sonnenschein auf der Wiese verging die Zeit ruckzuck - und am nächsten Vormittag war ich durch mit den 160 Seiten. Definitiv eine kurzweilige Lektüre!




Samstag, 7. Dezember 2019
Stirnlampe im Test: Petzl Swift RL
Nun ja, der Nachteil daran, wenn andere eine Lampe haben und du nicht: Läufste einmal hintereinander, siehste gar nix mehr. Und so habe ich letztens dann tatsächlich fertig gebracht, was ich bisher immer belächelt habe: Ich bin beim Laufen gestürzt. Wurzel nicht gesehen, gestolpert, einmal der Länge nach den Boden geküsst. Außer blauen Flecken und einer aufgeschürften Hand ist zwar nichts passiert, aber solche Stunts möchte ich in Zukunft doch lieber vermeiden. Trotzdem möchte ich auch mal abends eine waldige Strecke laufen. Eine Stirnlampe muss also her.
Anforderungen an eine Stirnlampe zum Laufen
Als bisheriger Stirnlampenverweigerer habe ich natürlich keinerlei Ahnung, was so eine Maschine alles können muss außer leuchten. Deshalb habe ich auf Instagram mal nachgefragt, was euch bei einer Stirnlampe wichtig ist und herausgekommen ist dabei das:- geringes Gewicht
- hohe Leuchtkraft
- soll bequem sein und nicht rutschen
- breite Ausleuchtung
- mit Rücklicht
- preiswert
- Akku sollte hinten sein
- Verstellbarkeit des Winkels; Abblenden können bei Gegenverkehr
- lange Akkulaufzeit
- mehrere Stufen
- Nachhaltigkeit: Akku statt Batterie
- wasserdicht
Wow krass, was so ein simples Gerät wie eine Stirnlampe theoretisch alles können kann. Die eierlegende Wollmilchsau, also eine leichte, helle und günstige Stirnlampe zum Laufen wird wahrscheinlich schwierig zu finden sein. Mein Testobjekt Petzl Swift RL* ist schon mal weder super leicht noch besonders günstig, aber dafür extrem hell. Hier aber erst einmal die harten Fakten:
Petzl Swift RL
- 900 Lumen maximale Leuchtkraft
- intelligente Lichtstärkeanpassung Reactive Lighting
- Lithium-Ionen-Akku mit 2350 mAh
- ergonomisches Kopfband
- 100 Gramm
- IPX4-Zertifizierung (spritzwassergeschützt)
- UVP: 99 Euro, online zurzeit ca. 80 Euro
Klingt erst einmal nach einem ziemlichen Monster - für das, was die Lampe kann, ist sie aber tatsächlich vergleichsweise kompakt und leicht. Petzl unterscheidet zwischen Active und Performance Stirnlampen - die Active Reihe eignet sich für normales Laufen, während die Performance Lampen auch für Trailrunning, Mountainbiken und Skitouren empfohlen werden. Sie passen ihre Leuchtkraft automatisch der Helligkeit der Umgebung an. Es kommt also ganz darauf an, wo die Stirnlampe eingesetzt werden soll: Fürs Laufen in der Stadt oder auf Straßen, wo von Zeit zu Zeit eine Laterne steht, reicht definitiv auch eine kleinere, schwächere Lampe - die dann auch leichter und preiswerter ist. Auf Instagram wurde mir mehrfach die Petzl Bindi* empfohlen, die auf jeden Fall in die Kategorie superleicht und klein fällt. Ein Mittelding zwischen Bindi und Swift ist beispielsweise die Petzl Actik*.
Swift RL*
Actik*
Bindi*
Laufen mit Stirnlampe: Der erste Test
Da ich ja in der Stadt sowieso ohne Stirnlampe laufe, habe ich die Swift RL direkt mal mit in den Wald genommen. Beim ersten Lauf nur in ein kleines Wäldchen und beim zweiten Test direkt mal bei Regen in den "richtigen" Wald. Das Band ist weich gepolstert und wie bei einer Schwimmbrille hinten zweigeteilt - der Sitz ist wirklich bombenfest und nicht unangenehm - trotzdem war es für mich anfangs ungewohnt, jetzt auf einmal was am Kopf zu haben. Beim ersten Lauf habe ich die Lampe nach sechs Kilometern an meine Begleitung abgegeben, weil ich Kopfschmerzen bekommen habe - da spielte aber sehr wahrscheinlich auch mit rein, dass es mir an dem Tag generell beim Laufen nicht so gut ging und alles irgendwie doof war. Der Akku ist bei der Swift RL vorne, daher ist das Gewicht nicht so gut verteilt. Beim zweiten Lauf waren zehn Kilometer alleine mit Lampe allerdings kein Thema mehr - ohne Kopfschmerzen.Im Vergleich zu den weniger starken Lampen, die ich von meinen Laufbegleitungen so kenne, kann ich mit der Swift RL auf jeden Fall angeben: Sie ist heller als alle Stirnlampen, die ich bisher erlebt habe. Was mir mindestens genauso wichtig ist: Sie leuchtet nicht nur einen winzigen Kreis vor meinen Füßen halbwegs aus, sondern schön breit den gesamten Weg und zwar auch einige Meter vor mir. So habe ich überhaupt nicht mehr das Gefühl, einem kleinen funzeligen Lichtschein durch ein dunkles Nichts hinterher zu rennen, sondern ich habe mehr Überblick und kann auch weiter Entferntes wahrnehmen. Je nach Einstellung leuchtet die Petzl Swift RL 35 bis 150 Meter weit - mit der geringsten Leuchtkraft laut Hersteller bis zu 50 Stunden lang. Das habe ich nicht ausprobiert!

Ein Knopf für alles
Die Swift RL hat zur Bedienung genau einen Knopf, mit dem man die zwei verschiedenen Modi (Standard oder Reactive Lighting) und jeweils drei Stufen auswählen kann. Es gibt eine mechanische Tastensperre, so dass die Lampe sich nicht beim Transport unabsichtlich einschalten kann - ziemlich gut. Dass sonst alle Funktionen über nur eine Taste zu steuern sind, finde ich nicht besonders praktisch, zumindest den An/Aus Knopf hätte ich gerne extra. Wenn ich aus einer helleren Stufe nämlich in eine schwächere schalten möchte, geht die Lampe immer die Reihe durch: Bin ich beispielsweise in Stufe 2 und möchte in 1, muss ich erst in 3 schalten, dann aus, dann wieder in 1. Ist natürlich logisch, denn woher soll die Stirnlampe wissen, ob ich es gern heller oder dunkler hätte - aber den kurzen Moment, in dem es beim Laufen ganz dunkel ist, könnte man mit einem extra Schalter für Ein und Aus vermeiden.Das Wechseln zwischen den Stufen übernimmt die Petzl Swift RL auch alleine, wenn man möchte. Im Reactive Modus misst ein Sensor die Helligkeit und passt die Leuchtkraft automatisch an - das funktioniert auch tatsächlich sehr zuverlässig. In diesem Modus verspricht der Hersteller eine längere Leuchtdauer, einen höheren Sichtkomfort und natürlich weniger manuelles Umstellen.
Test-Fazit Petzl Swift RL
Positiv zu erwähnen ist auf jeden Fall die umweltfreundliche Verpackung. Statt Plastik-Hülle ist alles in Pappe sicher verstaut. Schön wäre es, wenn bei der Lampe in dieser Preisklasse direkt ein Etui zur Aufbewahrung oder Transport dabei wäre - tatsächlich gibt es eines, was man für ein paar Euro dazu kaufen kann. Es gibt auch weiteres Zubehör wie Ersatz-Kopfbänder (die man übrigens abnehmen und waschen kann), Ersatz-Akku sowie Haken zur Befestigung am Helm. Das Laden funktioniert über Micro-USB, was ich recht praktisch finde - immerhin nicht noch ein zusätzliches Kabel, das zuhause rumfliegt. Der Anschluss ist allerdings nicht über eine Gummilippe oder ähnliches geschützt - da er unter der Lampe angebracht ist, passiert bei Regen trotzdem nichts.Dass der Akku nicht hinten ist und das ganze Gewicht vorne lastet, hat mich nur beim ersten Lauf gestört - danach hatte ich mich daran gewöhnt. Das Kopfband sitzt wirklich gut und ist reflektierend, so dass man auch gesehen wird. Die Verstellbarkeit des Winkels nutze ich gerne und viel, da ich je nach Bodenbeschaffenheit lieber direkt vor mir oder etwas weiter in die Ferne sehe.
Braucht jetzt jeder eine so helle Stirnlampe? Ich denke nein. Hätte ich eine Stirnlampe in der Preisklasse gekauft? Wahrscheinlich nicht. Würde ich sie wieder hergeben? Auf keinen Fall. Im Vergleich zu den funzeligen Lampen, die ich vorher kannte, löst die Swift RL für mich genau das Problem, was mich bisher vom Laufen mit Stirnlampe abgehalten hat: Ich sehe nicht nur einen winzigen Kreis vor mir, sondern den Weg in seiner gesamten Breite und kann auch mehrere Meter vor mir noch genug erkennen. Wer also eine schwächere Lampe hat und damit zufrieden ist, braucht definitiv nicht zu wechseln. Sollten die Sportarten aber schneller oder anspruchsvoller werden, wie beispielsweise beim Mountainbiken oder Trailrunning, dann hat eine leistungsstärkere Stirnlampe schon ihre Berechtigung.

Werbehinweis: Die Petzl Swift RL wurde mir von Petzl kostenfrei überlassen. Danke dafür! Auf die Art oder die Inhalte des Testberichts wurde keinerlei Einfluss genommen.
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Mittwoch, 14. August 2019
Test: Garmin Vivoactive 3 Music

Warum die Garmin Vivoactive 3 Music?
Wie gesagt: Ich habe es fünf Jahre lang geschafft, ohne Uhr zu laufen - #nogarminnorules. Ich war rein nach Gefühl unterwegs, habe die Läufe mit der Strava-App getrackt und später einen kurzen Blick auf Distanz und Geschwindigkeit geworfen. Da ich noch nie nach Trainingsplan trainiert habe, bin ich bisher nicht in die Verlegenheit gekommen, Intervalltrainings oder ähnliches durchführen zu müssen. Bei Wettkämpfen habe ich manchmal eine alte Polar Pulsuhr benutzt, bei der mich hauptsächlich die sekundengenaue Zeitanzeige interessiert hat. Bei jeder Kilometer-Markierung ging dann das Rechnen los. So habe ich diverse Triathlons und sämtliche Läufe bestritten, darunter auch zwei Marathons.
Auf 42 Kilometern einen groben Überblick zu haben, schadet garantiert nicht. Bei einigen Halbmarathons hingegen habe ich sogar auf die Uhr mit ihren rudimentären Funktionen verzichtet und war im völligen Blindflug unterwegs. Ich meine immer noch: Eine gute Übung fürs Körpergefühl.
Warum werfe ich diese Taktik jetzt über Bord und meine auf einmal, eine GPS-Uhr zu brauchen? Tatsächlich ist der Grund so simpel wie dämlich: Mein neues Handy ist zu groß, um es beim Laufen mitzunehmen. Das war der ausschlaggebende Punkt, so dass ich mich langsam mit dem Gedanken angefreundet habe, auch unterwegs meine Geschwindigkeit zu kennen. Und den Puls. Und was man halt sonst noch so wissen will.
Warum jetzt ausgerechnet diese Uhr? Ich bin bisher davon ausgegangen, die Vivoactive Reihe hätte mit Laufen nicht viel zu tun und würde sich eher an Menschen richten, die gelegentlich ein bisschen Fitness betreiben und generell aktiver sein möchten. Ich habe sie eher für einen Fitness-Tracker als für eine Laufuhr gehalten - und die meisten Lauf-Nerds sehen das wahrscheinlich genauso. Nach genauerem Hinsehen und Budget-Check habe ich festgestellt, dass es für meine Bedürfnisse allerdings keine Forerunner und keine Fenix sein muss. Da ich meine Radfahrten schon mit einem Garmin Edge 1000 aufzeichne und daher sowieso Garmin Connet nutze, wollte ich am liebsten eine Garmin Uhr, um mich nicht bei noch einer weiteren Plattform anmelden zu müssen.

Was unterscheidet die Garmin Vivoactive 3 Music von den typischen Garmin Laufuhren? Der deutlich günstigere Preis schlägt sich natürlich in der Leistung nieder, zum Beispiel bei der Akkulaufzeit. Für die Garmin Vivoactive 3 Music sind hier 13 Stunden im GPS-Modus und 5 Stunden im Musikmodus angegeben. Für meine Anforderungen reicht das - für Ultraläufer oder Langdistanz-Triathleten wohl eher weniger. Das ist aber auch gar nicht die Zielgruppe dieser Uhr. Im Vergleich zu den Laufuhren, zum Beispiel aus der Forerunner-Serie, spuckt die Vivoactive 3 Music weniger Daten zur Analyse aus. Erholungszeit, Laufzeit-Prognose, Bodenkontaktzeit sind einige Beispiele, die hier theoretisch fehlen - die ich aber nicht vermisse.
Funktionen der Garmin Vivoactive 3 Music
Ich würde sagen: Die Garmin Vivoactive 3 Music ist ein guter Fitness-Tracker mit ein bisschen Smart Watch, der sich auch zum Laufen eignet. Neben Laufen können auch andere Aktivitäten aufgezeichnet werden - von Radfahren oder Inlineskaten über Skifahren bis zu Rudern usw. Einen Multisport-Modus für Triathlon bietet die Uhr von selbst nicht - eine passende App lässt sich aber kostenlos über Garmin Connect IQ herunterladen. Gleiches gilt für Freiwasser-Schwimmen. Die Datenfelder lassen sich in den Aktivitäts-Apps wie bei anderen Uhren oder dem Edge auch individuell anordnen.Die Garmin Vivoactive 3 Music kann für meine Begriffe ansonsten recht gut mit den umfangreichen Funktionen der teuren Konkurrenten mithalten, wenn man eben nicht zu sehr ins Detail gehen möchte. Sie zählt beim Schwimmen die Bahnen und erkennt den Schwimmstil, sie bietet diverse Golf-Funktionen (die ich vermutlich niemals nutzen werde), sie dient mir beim Radfahren als Herzfrequenzsensor am Handgelenk und überträgt die Daten auf mein Edge 1000. In Garmin Connect lassen sich Trainings - beispielsweise Lauftrainings - erstellen und auf die Uhr übertragen.

Die Uhr misst Herzfrequenz und Stress, zählt Schritte, Stockwerke, Kalorien und wöchentliche Aktivitätsminuten. Ziele können natürlich angepasst werden. Für viele praktisch ist sicher die Verknüpfung zu My Fitness Pal, so dass verbrauchte und zugeführte Kalorien sich in beiden Apps automatisch synchronisieren. Andere nützliche Spielereien wie Timer, Stoppuhr und Taschenlampe sind auch enthalten.
Wetter, Benachrichtigungen und Termine kann man sich übrigens auch anzeigen lassen - natürlich nur, wenn das Handy über Bluetooth verbunden und in der Nähe ist. Die Garmin Pay Funktion finde ich interessant, vor allem wenn man beim Laufen keine Lust hat, Geld mitzunehmen. Momentan ist Garmin Pay nur in wenigen Uhren integriert, nämlich in der fenix 5 Plus Serie, der MARQ Serie, der Forerunner 645 und eben der Garmin Vivoactive 3 Music. Aktuell habe ich die Funktion noch nicht eingerichtet - das Feature bei einer eher niedrigpreisigen Uhr neben den Top-Modellen einzusetzen, ist aber schon ziemlich nice.
Die Bedienung der Garmin Vivoactive 3 Music funktioniert über den Touchscreen und eine Taste an der Seite. Ich finde sie nicht komplett intuitiv, so dass ich hier tatsächlich ins Handbuch schauen musste - wenn man einmal das Prinzip verstanden hat, ist die Handhabung allerdings einfach. Viele Testberichte kritisieren das Touchdisplay als zu träge. Für mich ist es genau richtig, denn ich hatte vorher Bedenken, beim Sport aus Versehen daran zu kommen und irgendetwas umzustellen - diese Sorge halte ich inzwischen für absolut unbegründet. Keine Probleme mit dem Touchscreen beim Laufen!
Musik von Spotify auf die Vivoactive 3 Music übertragen
Die Garmin Vivoactive 3 Music lässt sich über Bluetooth einfach mit dem Handy verbinden. WLAN ist ebenfalls fix eingerichtet und beschleunigt die Synchronisation. Über Connect IQ muss zunächst die passende Musik-App heruntergeladen werden. Zur Auswahl stehen aktuell Spotify, Deezer und Runcasts und damit ist für mich das wichtigste abgedeckt. Um Playlisten, Alben oder Podcasts aus Spotify auf die Uhr zu laden, muss man in der Spotify-App auf der Uhr auf das Bibliothek-Symbol tippen und anschließend "Musik und Podcasts hinzufügen" wählen. Das geht auch über Garmin Connect und ist mit ein wenig Scrollen verbunden, klappt aber problemlos. Soll die Musik dann schließlich von der Garmin Vivoactive 3 Music abgespielt werden, müssen nur noch noch passende Bluetooth-Ohrhörer verbunden werden und das Handy kann zuhause bleiben. Ziemlich lässige Lösung, finde ich!
Welche Bluetooth Kopfhörer sind mit der Garmin Vivoactive 3 Music kompatibel?
Ganz ehrlich: Darüber habe ich mir gar keine Gedanken gemacht. Uhr bestellen, Bluetooth Ohrhörer bestellen, miteinander verbinden und loslaufen. Pustekuchen. Bei dieser Variante wäre ich beinahe taub geworden, weil ich keine Funktion gefunden habe, die Lautstärke von der Vivoactive 3 Music aus zu regeln. Google hat geholfen und immerhin verraten, wo ich suchen muss. Die Lautstärke ließ sich jedoch trotzdem nicht einstellen. Mit anderen Kopfhörern das gleiche Problem. Selbst meine kleine Philips Bluetooth Box habe ich testweise mit der Uhr verbunden - nur um festzustellen, dass es auch hier keine Chance gibt, die Lautstärke zu verändern.Etwas intensiveres Googlen hat die von Garmin empfohlene Liste mit kompatiblen Kopfhörern für diverse Uhren mit Music-Funktion ausgespuckt. Super, Garmin empfiehlt Bluetooth Ohrhörer, die auf jeden Fall mit meiner Vivoactive 3 Music funktionieren. Endlich die Lösung des Problems! Dachte ich, bis ich die Liste studiert hatte. Darin lauter Modelle von Premium Herstellern wie Bose - die sind sicher super gut und lassen sich wahrscheinlich prima mit der Uhr verbinden - ich wollte sie aber nicht ausprobieren, wenn sie mehr kosten als die Uhr selbst. Um auf langen Läufen hin und wieder ein bisschen Musik oder Podcasts zu hören, muss ich keinen dreistelligen Betrag für Kopfhörer ausgeben.
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Für wen ist die Garmin Vivoactive 3 Music geeignet?
Die Uhr ist definitiv mehr als ein simpler Fitness-Tracker. Für mich ist sie eine gelungene Kombination aus eben diesem, Smart Watch und Laufuhr. Ich bin nicht bereit, den Preis für die Top-Modelle unter den Laufuhren zu bezahlen und bin von der Vielfalt ihrer Funktionen sowieso völlig erschlagen. Ich wollte mein Handy beim Laufen zuhause lassen und eine Uhr, die Läufe aufzeichnet und Musik abspielt. Darüber hinaus bekomme ich bei der Garmin Vivoactive 3 Music noch einige Zusatz-Funktionen wie Garmin Pay und eben die Fitness Tracking Features. Als erste Laufuhr ist sie für meine Bedürfnisse auf jeden Fall gut geeignet. Wer es simpel mag und nicht nach jedem Lauf einen Haufen Daten auswerten möchte, ist mit der Garmin Vivoactive 3 Music ebenfalls gut beraten - vorausgesetzt, die Akkulaufzeit ist ausreichend.Wenn der seltene Fall eintritt und ich mir ein neues technisches Gerät zulege, dann muss nicht nur das Preis-Leistungsverhältnis stimmen, sondern ich möchte das neue Gadget auch einfach schön finden. Das ist hier absolut der Fall - das graublaue Armband (das übrigens wechselbar ist) und die roségoldenen Details passen perfekt zusammen. Und wie die Verkäuferin bei der letzten Armbanduhr im gleichen Format schon sagte: "Sie können es ja tragen mit Ihren Handgelenken!"

Dienstag, 16. April 2019
Radeln im Dunkeln? - Testbericht: Busch & Müller Ixon Space
Nun bin ich also besser ausgestattet, als es mein studentisches Budget jemals zugelassen hätte. Weil ich reine Testberichte so schnarchig finde und zudem überhaupt kein Technik-Experte bin, schreibe ich stattdessen über meine Faszination am Radeln im Dunkeln. Die Infos zur Busch & Müller IXON SPACE findest du weiter unten.

Vor ein paar Wochen habe ich in der Insta Story gefragt, wer schon mal im Dunkeln Rennrad gefahren ist - mehr als die Hälfte hat geantwortet: ich nicht. Warum eigentlich nicht? Natürlich würde ich auch nicht ohne Beleuchtung nachts auf einer Landstraße fahren - aber mit einem guten Licht vorne und hinten, auf Strecken mit wenigen bis gar keinen Autos, am besten in einer Gruppe Radfahrer ist das absolut möglich. Tatsächlich hat das Fahren in der Gruppe im Dunkeln auch etwas für sich: Du musst dich unglaublich konzentrieren und sehr gut aufpassen. Das ist anstrengend, hilft aber auch unheimlich für Tageslicht-Gruppenfahrten, bilde ich mir jedenfalls ein.
Ich kann mich noch ziemlich genau erinnern, wie wir mitten in der Nacht in Essen aufgebrochen sind, um 333 Kilometer ans Meer zu fahren. Da war es stockdunkel, die Gruppe fremd und ich müde - erst einmal unbehaglich, aber die frische, kalte Luft hat mich so schlagartig aufgeweckt, dass ich mich schnell daran gewöhnt hatte. Dass wir so früh gestartet sind, hat der ganzen Mission gefühlt noch einmal einen Hauch mehr Wichtigkeit verpasst. Als hätten wir uns auf einem Eroberungszug von Essen bis zur Nordsee befunden. Ganz anders ging es mir bei der ersten Nachtfahrt beim 24h-Rennen bei Rad am Ring. Der Wecker ging um 4:15 Uhr, um 5 Uhr saß ich auf dem Rennrad. Warum zur Hölle? Dabei ging mir anfangs vor allem "wie bescheuert bist du eigentlich?" durch den Kopf, bis mir eingefallen ist, dass ich das mache, weil ich es möchte. Weil es Spaß macht. Weil es etwas anderes ist als das, was du jeden Tag erleben kannst.

Eine Trainings-Nachtfahrt kann man auch zuhause relativ einfach einbauen. Was bei mir immer noch auf der To-Do-Liste steht, ist der Wald bei Nacht. Mit dem Crosser war ich bisher zwar im Dunkeln auf ein paar holprigen Feldwegen unterwegs, aber nicht auf schwierigen, technischen Passagen. Ich werde noch etwas Üben und es dann Ausprobieren! Hilfreich dabei ist natürlich eine vernünftige Beleuchtung und daher jetzt mal zu den Details:
Was kann der Busch & Müller IXON SPACE*?
Erst einmal bietet er 150 Lux - und dass das verdammt viel ist, weiß sogar ich. Der integrierte Lithium-Akku lässt sich über USB aufladen. Andersrum bietet die Lampe sogar eine Powerbank-Funktion und kann das Smartphone oder Garmin laden. Die Lichtstärke lässt sich per Touch-Slider wählen - ohne Probleme mit einem Finger während der Fahrt. Praktischerweise zeigt das leuchtende Display die Restleuchtzeit in der jeweiligen Stufe an (je nach Stufe 2-30 Stunden). Der IXON SPACE kombiniert die Nahfeld-Ausleuchtung mit einem Großflächen-Lichtfeld - das bedeutet, im Gegensatz zu meinem alten Scheinwerfer sehe ich nicht nur den kleinen Bereich direkt vor dem Rad, sondern habe die Fahrbahn breit und weit ausgeleuchtet. Der Akku-Scheinwerfer ist StVZO-zugelassen sowie spritz- und regenwasserdicht. Natürlich gibt es einen Haken, denn wer so viel kann, hat seinen Preis und braucht Platz. Der IXON SPACE ist ganz schön gewaltig: Er ist 12 Zentimeter lang und bringt gut 250 Gramm auf die Küchenwaage. Der UVP ist 199€; der günstigste Online-Preis, den ich gefunden habe, liegt bei ca. 140€. Wie das beeindruckende Lichtfeld in den jeweiligen Stufen genau aussieht, ist am besten auf den Beispielbildern bei Busch & Müller zu sehen.

Meine Meinung:
Erst einmal: Natürlich bin ich völlig befangen. Meine alte Lampe ist kaputt, da hat's ein neuer Scheinwerfer, und dann auch gleich in der Größenordnung wie der IXON SPACE, natürlich erst mal ziemlich leicht. Tatsächlich war mein allererster Eindruck: Heilige Scheiße, was für ein riesiges Gerät! Gerade am Rennrad hat man ja ungern irgendwas Großes zusätzlich am Lenker. Aber ganz ehrlich: Wenn es dunkel ist, ist es auch total egal, wie groß die Lampe ist. Zur Sicherheit gehört selbst etwas sehen und gesehen werden - um beides mache ich mir hiermit definitiv keine Sorgen. Richtig praktisch finde ich die Befestigung, mit der sich der Scheinwerfer superschnell an- und abmontieren lässt, ohne dass eine extra Halterung am Lenker nötig ist. Die Bedienung mit dem Touch-Slider und die Infos im Display sind fette Pluspunkte. Ob die wirklich nötig sind, muss jeder selbst entscheiden - für mich persönlich eher die Kategorie "nice to have". Natürlich darf und sollte das Top-Modell mit komfortabler Bedienung und ein paar Extras aufwarten.
Ich nehme den IXON SPACE auch zum Bikepacking mit - nicht nur wegen des Lichtes, sondern auch wegen der praktischen Funktion, den Scheinwerfer im Notfall als Powerbank nutzen zu können.

Auf der letzten Rennradtour zu zweit im Dunkeln haben wir auf einem ruhigen Weg ausprobiert, was passiert, wenn die Lampe am zweiten Rad ausgeschaltet ist. Beim nebeneinander Fahren ändert sich gar nichts, der IXON SPACE erleuchtet den kompletten Weg und reicht locker für zwei - bevor sich jemand Sorgen macht: Natürlich würde ich das im Straßenverkehr nicht empfehlen und natürlich haben wir den zweiten Scheinwerfer schnell wieder eingeschaltet.
Die anspruchsvollste Strecke, auf der ich jemals im Dunkeln geradelt bin, ist der Nürburgring. Deshalb frage ich mich bei sämtlichen Lampen, ob ich sie auf die Nordschleife nehmen würde - für mich der ultimative Härtetest. Beim IXON SPACE muss ich nicht lange überlegen: Die hellste Stufe habe ich noch nie gebraucht - der ist definitiv Rad-am-Ring-tauglich!
Werbehinweis: Der IXON SPACE wurde mir von Busch & Müller kostenfrei überlassen. Danke dafür! Auf die Art oder die Inhalte des Testberichts wurde keinerlei Einfluss genommen.
Mit * markierte Links sind Werbelinks. Wenn du über diese Links einkaufst, bekomme ich von Amazon eine Provision. Für dich verändert sich der Preis nicht.
Samstag, 3. November 2018
Bikepacking: So wird aus dem Rennrad ein Packesel

Wo schlafen?
So ging es mir mit dem Bikepacking. Die Idee, mehrere Tage mit dem Rad unterwegs zu sein, beschäftigt mich schon das ganze Jahr. Ich würde gerne nur das allernötigste einpacken, irgendwo hin radeln, unter freiem Himmel übernachten, morgens weiter fahren und abends irgendwo anders das Lager aufschlagen. Romantische Vorstellung, aber leider funktioniert das für mich so (noch) nicht. Ich bin nicht draußen zuhause und ich finde Camping schon mit Zelt blöd. Einfach so irgendwo im Wald schlafen? Ohne mich. (Ergänzung 2020: Inzwischen war ich auch mit Zelt bikepacken. Meine Infos zu Zelt und Isomatte findest du ganz unten.)Also Bikepacking mit Hotel-Übernachtung? Zu teuer. Und irgendwie auch uncool. Ich finde keine Antwort auf die Übernachtungsfrage und lege die Reisepläne daher so lange auf Eis, bis mir jemand durch Zufall von warmshowers erzählt - eine Art couchsurfing-Portal für Radfahrer. Das fühlt sich richtig an und ist der Startschuss für meine Planung: Ich überlege, wo ich ein bisschen Zeit her nehmen kann und schaufele mir drei Tage Anfang Oktober frei.

Wo geht's hin?
Drei Tage sind verdammt wenig. Wenn ich zuhause in Düsseldorf losfahren würde, könnte ich im Prinzip nur ein Dreieck fahren und käme nicht sonderlich weit. Nur in eine Richtung und mit dem Zug zurück? Wäre eine Idee, um mehr Strecke zu schaffen, aber möchte ich trotzdem bei dieser ersten Tour vermeiden. Langsam reift die Idee, nicht zuhause zu starten, sondern auf dem Rückweg vom Münsterland Giro eine Nacht bei Freunden zu bleiben, am nächsten Tag Richtung Holland zu radeln, per warmshowers zu übernachten, am zweiten Tag zurück in Deutschland bei anderen Freunden unterzukommen und am letzten Tag zurück nach Hause zu fahren. Das genaue Ziel in Holland bestimmt eine Mischung aus Kilometern, die ich mir zutraue und dem Ort der warmshowers-Zusage: Ein Pärchen in der Nähe von Amersfoort will mich aufnehmen.Ich will mit dem Rennrad fahren und plane die Strecken mit Strava. Kleinigkeiten passe ich an, beispielsweise möchte ich lieber außen um Städte rum anstatt mittendurch. Wenn bei Google maps irgendetwas spannend aussieht, baue ich einen Umweg ein. Abgesehen von einer Bundesstraße, die definitiv nicht für Fahrräder erlaubt ist und um die ich einen kleinen Schlenker fahre, sind meine Strecken prima. Viele kleine Straßen, Wirtschaftswege, teilweise echte Highlights (Nationalpark Veluwezoom!). Die Navigation funktioniert per Garmin und im Zweifel bei spontanen Änderungen wie einer gesperrten Brücke per maps.

Was muss mit?
Schneller als ich gucken kann, stehen 50 Teile auf der Packliste. Für nur drei Tage? Brauche ich das wirklich alles? Am meisten Kopfzerbrechen bereitet mir das Wetter. Temperaturen sind von 5-25° angesagt, dazu nass, trocken, windig. Ich erinnere mich an die 333-Kilometer-Tour zur Nordsee, bei der es mehrere Stunden geregnet hat. Im Sommer kein Problem. Aber bei 5° komplett durchnässt sein? Zur Windjacke kommt also noch eine Regenjacke sowie ein zusätzliches langes Trikot, so dass ich mich im Notfall wieder trocken legen könnte.birzman hat mir ein ganzes Sortiment an Packtaschen zur Verfügung gestellt. Ich will alle ausprobieren und sortiere daher nicht wahnsinnig streng alles möglicherweise Überflüssige aus. Für meine erste Tour gilt: Lieber haben als brauchen! Ich packe meinen Koffer und nehme mit ...
Radklamotten
Trikot kurz, Trikot lang, Thermo-Trikot lang, Hose kurz, Hose lang, Armlinge, Windjacke, Regenjacke, Baselayer, Sport-BH, 3x Socken, Überschuhe, Buff, Handschuhe lang, Handschuhe kurz, Sonnenbrille, Helm, Radschuhe.Alltagskleidung
Leggings, T-Shirt, dünner Pulli, BH, Ballerinas.Fahrradzeug
Ersatzschläuche, Luftpumpe, Reifenheber, Multitool, Schloss (zum Beispiel so ein kleines Kabelschloss*)Technik
Handy, Garmin, Powerbank (ich benutze diese kleine und leichte von Intenso*), Ladekabel.Kulturbeutel
Zahnbürste, Zahnpasta, Deo, Shampoo, Duschgel, Haargummis, Sonnencreme, Pflaster, Kopfschmerztabletten, Haarbürste, Schere.Sonstiges
Reisehandtuch, Geld, EC-Karte, Krankenkassenkarte, Notfall-Armband, Handyhülle, Kabelbinder, Riegel.Diese Sachen habe ich nicht angezogen: Überschuhe, Armlinge, Thermotrikot, Regenjacke. Alle anderen Klamotten hatte ich (mehrfach) an. Nicht gebraucht habe ich ansonsten das Handtuch und Notfallsachen wie Schläuche und Tools.

Wohin damit?
Den meisten Stauraum bietet mit 6 Litern die Sattelstützentasche (Packman Travel Saddle Pack*). Die Befestigung entpuppt sich allerdings an meinem recht kleinen Rad als kompliziert. Ich orientiere mich an den Bildern auf der Website, probiere verschiedene Möglichkeiten und zwei Fahrräder aus, frage beim Händler nach - und kriege schon auf dem allerersten Kilometer einer kurzen Testfahrt die Unterseite der Tasche kaputt, weil sie bei jeder Unebenheit den Hinterreifen küsst - ganz egal, wie stramm ich alles festzurre. Weil das so definitiv nicht klappt und ich auf die Tasche nicht verzichten möchte, rüste ich einen Gepäckträger nach. Das Rennradfahrerherz weint, aber diese Lösung ist für mich und mein Rad ziemlich praktisch. Natürlich hat das Rennrad keine Ösen für die Befestigung, aber mit den entsprechenden Schellen ist da schnell nachgeholfen. Mit einer Kombination aus der Befestigung an der Sattelstütze und zwei Spanngurten sitzt die Tasche bombenfest und wackelt im Gegensatz zur normalen Variante seitlich kein bisschen. Sieht halt scheiße aus, ist aber praktisch.Im Saddle Pack finden sämtliche Kleidungsstücke (Fahrrad und normal), die Schuhe, das Handtuch und der Kulturbeutel (Plastiktüte mit Probierpackungen) Platz. Statt der Sattelstützentasche wäre auch eine Lenkertasche möglich gewesen - da passt theoretisch etwas mehr rein, allerdings ist das Problem mit dem Abstand zum Reifen bei kleinen Rahmen hier ähnlich. Außerdem sind die meisten Lenkertaschen breiter als mein 38-Zentimeter-Lenker und bieten dann doch gar nicht mal so viel Platz - wird schwierig.

Die zwei Rahmentaschen (Packman Travel Frame Pack Planet und Satellite*) passen nach Abschrauben der Trinkflaschenhalter haargenau ins Rahmendreieck. Der Planet fasst 3 Liter, der an ihm befestigte Satellite 2,5. Meine außen verlegten Züge stören sich an den Klett-Befestigungen der Taschen überhaupt nicht. In der unteren Tasche sind die schweren Gegenstände wie Werkzeug, Fahrradschloss und anderer Schickschnack. Oben ist alles, woran ich während der Fahrt ohne Kramen in der großen Tasche drankommen will: Armlinge, Handschuhe, Ersatzschläuche usw. Besonders gut bei den beiden Rahmentaschen: Der Reißverschluss ist versteckt, so dass es nicht direkt rein regnen kann.
Die Oberrohrtasche (Packman Travel Top Tube Pack*) kenne ich schon von der Tour an die Nordsee. Hier sollten nur leichte Gegenstände verstaut werden, weil die Tasche sonst zu stark nach rechts und links kippt und gegen die Knie stößt. Ich habe die Powerbank, das Handy und diversen Krimskrams wie Schokoriegel hier auf dem Platz von 0,8 Litern untergebracht.
Die Flaschenhalter mussten den Taschen weichen, wohin also mit den Flaschen? Ich habe eine Flaschen-Tasche (Packman Travel Bottle Pack*), die an Lenker und Vorbau befestigt wird. Das klappt wahrscheinlich mit einem längeren Vorbau und mehr Platz besser, hält aber auch an meinem Rad. Eine Flasche findet Platz - ich würde für längere Touren also zwei Taschen empfehlen oder woanders noch eine Flasche zum Nachfüllen unterbringen.

Alle Taschen machen auf den ersten Blick einen sehr hochwertigen und gut verarbeiteten Eindruck. Meine Erfahrung mit der sofort aufgescheuerten Unterseite des Saddle Pack trübt dieses Bild - das Material sieht super stabil aus, war aber wirklich nach wenigen Berührungen mit dem Reifen durch. Wenige Zentimeter Abstand reichen also nicht, weil die Tasche während der Fahrt noch etwas nach unten rutscht. Wer ein großes Rad fährt, sollte kein Problem haben, wer ebenfalls eher klein ist, braucht vielleicht eine andere Lösung. Praktisch finde ich, dass jede Tasche verschiedene Möglichkeiten bietet, die Klettverschlüsse zur Befestigung anzubringen - das bei der Oberrohrtasche herauszufinden, hat bei mir zugegeben etwas gedauert. Der Gummizug des Saddle Pack hat außerdem meine Regen- und Windjacke sowie holländische Rosinenbrötchen zuverlässig festgehalten. Im Regen habe ich lediglich die Oberrohrtasche auf der Fahrt zur Nordsee testen können - hier ist die Powerbank darin trocken geblieben. Da der Reißverschluss an dieser Tasche jedoch nicht geschützt ist, wäre ich bei längerem und stärkerem Regen skeptisch. Um die Kleidung im Saddle Pack würde ich mir keine Sorgen machen. Insgesamt reicht das Platzangebot so auch definitiv für mehr als drei Tage. Wer noch Camping-Utensilien auf die Bikepacking Tour mitnehmen möchte, muss entweder geschickter packen, auf manches verzichten oder an die Taschen außen anbauen.
Hier findest du alle Birzman Packman Produkte bei Amazon in der Übersicht.*
Wie war's?
Nach einem nicht so geilen Renntag in Münster ist die Stimmung kurz vor dem Start meiner Tour auf dem Tiefpunkt. Die Vorstellung, drei Tage lang alleine durch fremde Gegenden zu radeln, ist auf einmal völlig abwegig. Ich will nicht raus aus der Komfortzone, sondern einfach nur nach Hause. Gut, wenn es Menschen gibt, die dich daran erinnern, dass du diese Bikepacking-Sache unbedingt machen wolltest und wie sehr du dich darauf gefreut hast.Trotzdem fährt der Kopf Achterbahn: Schaffe ich die Strecken, die ich mir vorgenommen habe? Wie fährt sich das Rad mit all dem Gepäck überhaupt? Brauche ich das alles? Habe ich etwas Wichtiges vergessen? Was mache ich eigentlich den ganzen Tag alleine auf dem Rad? Was, wenn mir langweilig wird? Wenn ich gar nicht mehr kann? Wenn das Wetter richtig dreckig wird? Wenn die Streckenplanung scheiße war?

Zum Glück verfliegt die Unsicherheit mit dem Losfahren. Ich liebe das Unterwegssein ab dem ersten Meter: Ja, das Rad ist mit all dem Zusatzgewicht etwas schwerfällig, vor allem bergauf (10% Steigungen lassen mich eine neue Definition von Langsamkeit entdecken). Es ist aber völlig egal, ob das Radeln etwas mühsamer ist als sonst, denn ich habe überhaupt keinen Stress. Es ist mir komplett egal, wie langsam ich bin. Ob das noch was mit Rennradfahren zu tun hat, ob das Ganze jetzt Bikepacking oder Bike-Touring heißen muss - ich scheiße darauf und genieße einfach diese drei Tage, die mir tagsüber ganz alleine gehören und die ich abends nur zu gerne mit meinen Gastgebern teile.
Die Streckenplanung entpuppt sich als absoluter Volltreffer. Am ersten Tag geht es gut 125 Kilometer von Borken nach Amersfoort, über einsame Landstraßen, Wirtschaftswege, mit Gegenwind pünktlich ab der niederländischen Grenze und mit einigen Hügeln. In den Nationalpark Veluwezoom bin ich auf Anhieb völlig verliebt und möchte definitiv zurück kommen. Egal ob mit dem Rennrad, MTB oder zum Wandern.

Der zweite Tag hält 100 Kilometer von Amersfoort nach Kleve bereit und führt mich erst an einen kleinen Kanal (Tipp des Gastgebers), dann durch die Hügel um Amerongen und schließlich an Nederrijn und Waal entlang. Immer am Fluss, lange geradeaus, einmal mit der Fähre rüber. Zuletzt zwischen Nijmegen und Kleve durch Berg en Dal, was seinem Namen alle Ehre macht.
An Tag drei stehen wieder rund 100 Kilometer auf dem Plan: Zurück von Kleve nach Düsseldorf. Der erste knackige Anstieg wartet direkt zu Beginn, danach geht es durch menschenleere hügelige Gegenden. Ich entdecke ein Dorf, in dem Unsere kleine Farm gedreht worden sein muss, außerdem Wiesen mit Hundewelpen, Känguruhs und Alpakas.

Kurz: Mir ist nicht langweilig geworden. Keine Sekunde lang. Stattdessen bin ich ziemlich angefixt und sicher, dass das nicht die letzte Tour war. Manchmal braucht man wohl einen kleinen Schubs in die richtige Richtung - denn eigentlich weiß ich von den letzten Malen ins kalte Wasser springen doch schon längst: Die Dinge, die dich reizen und die dir gleichzeitig ein bisschen Angst machen, sind oft die allerbesten. Deshalb unbedingt machen!
Danke an Denise & Björn, Sharon & Daniel, Nadine & Tim, die mich alle so herzlich aufgenommen und die Tour ermöglicht haben. Het was leuk met jou!
birzman hat mir die Bikepacking Taschen kostenlos zur Verfügung gestellt und die Tour so ebenfalls unterstützt. Dankeschön!
Ergänzung: Bikepacking mit Zelt, Isomatte und Schlafsack
Ich hatte das Glück, ein Tarptent Squall 2* gebraucht übernehmen zu können. Dieses Modell gibt es mittlerweile nicht mehr, dennoch hat Tarptent einige leichte Zelte mit geringem Packmaß im Sortiment. Beides hat für mich eine Rolle gespielt, außerdem die Tatsache, dass das Zelt sich für zwei Personen eignet.
Meine Isomatte ist neu und von Deeplee*. Sie wiegt keine 500 Gramm, lässt sich super klein verstauen (25x10x10cm) und schnell aufblasen. Ich habe sie bisher wenige Male benutzt, kann also noch nichts zur Lebensdauer sagen. Zum Sitzen ist sie weniger gut geeignet, da man bei punktuellem Druck schnell den Boden spürt. Im Liegen hatte ich allerdings gar keine Probleme, auch nicht auf der Seite. Tatsächlich finde ich sogar das integrierte Kissen bequem. Für den Preis erwarte ich natürlich keine Wunder, aber für die ersten Erfahrungen reicht mir die Matte auf jeden Fall.
Als Schlafsack habe ich genommen, was da war. Das hat für den ersten Versuch gereicht, hier werde ich aber nochmal aufrüsten müssen. Mein Schlafsack ist hat zwar ein okayes Packmaß, aber ist mir nicht warm genug. Hier kann ich noch keine Empfehlung geben.