Mittwoch, 16. November 2016

2016 - das Jahr der Ersten Male. Ein Rückblicksdreikampf

Ich finde Rückblicke langweilig und doof. Trotzdem schreibe ich jetzt schon den dritten in Folge: 2015 gabs einen unter dem Motto "Double Up", weil ich in diesem Jahr alle Distanzen verdoppelt hatte. 2014 hieß es "Von Null auf Triathlon", weil ich noch im Januar nicht länger als ein, zwei Minuten am Stück laufen konnte und im September meinen ersten Triathlon über die Bühne gebracht hatte. Das waren mal noch Inhalte! Was hab ich jetzt zu bieten? Langweiligen Freizeitsportler-Alltag. Hier ein bisschen Training, dort mal ein Rennen, da mal ein bisschen die Zeit verbessern. Gähn.

Ich kanns aber trotzdem nicht lassen und mache deshalb aus dem Rückblick 2016 einen Dreikampf, passt ja irgendwie auch: Für die Statistik-Fans (ich versuche gerade, einer zu werden) gibt es einen Haufen Zahlen. Für die sensationshungrigen Dinger unter euch schreibe ich danach über einige erste Male. Und zum Schluss verrate ich, was ich aus dem ganzen Spaß mitgenommen habe. Los gehts:


Zahlen, Daten, Fakten 2016

Anzahl der Startlinien, an denen ich in diesem Jahr gestanden habe: 18
Davon im Wasser: 4
Davon auf dem Rad: 5
Bleiben für Laufschuhe übrig: 9

Insgesamt zurückgelegte Rennkilometer: 494,62 km (das ist ungefähr so weit wie von Düsseldorf bis Kiel)
Davon zu Fuß zurückgelegte Kilometer: 148,3 km (so weit wie von Düsseldorf nach Koblenz)
Auf dem Rad: 343,1 km (ungefähr so weit wie von Düsseldorf nach Norderney)
Schwimmend: 3,25 km (so weit wie von mir zuhause bis zum Büro)
Kürzestes Rennen (Strecke): Rad Race Battle in Hamburg, 2x190 Meter
Längstes Rennen (Strecke): Münsterland Giro, 72 km

Insgesamt verbrachte Rennstunden: 27 Stunden, 16 Sekunden
Kürzestes Rennen (Zeit): auch das Rad Race Battle, aber da es keine Zeitmessung gab, geht diese Runde an den Düsseldorfer Brückenlauf über 5 km in 26:13 Minuten
Längstes Rennen (Zeit): Bayer Triathlon Krefeld, Olympische Distanz in 3:06:24 Stunden

Härtestes Rennen: Olympische Distanz in Krefeld. Bei 1000°.


Größte Schnapsidee: Donnerstags spontan entscheiden, sonntags in Duisburg Halbmarathon zu laufen. Bei 1000°.

Magischster Rennmoment: Die Nebelwand nach dem Anstieg in den Baumbergen beim Münsterland Giro.


Schönster Lauf: Der erste des Jahres: 10 km bei der Duisburger Winterlaufserie. Nach kleiner Verletzungspause voller Demut und Dankbarkeit und Spaß an der Freude. Spaß! Wirklich!

Schönstes Finish: Hamburg Triathlon. Weil Hamburg einfach großartig ist, weil das Rennen super gelaufen ist (swim, Kotzgrenze, run) und weil der Rathausmarkt einfach ein saugeiler Ort für einen Zieleinlauf ist. 


Zufall: Von 18 Ziellinien lagen genauso viele in Duisburg wie in Düsseldorf, nämlich jeweils 5. Das entspricht einer Quote von je rund 28 Prozent, zusammen also mehr als der Hälfte aller Rennen. Ich mag Duisburg!

Medaillen: Gab es für 9 von 18 Veranstaltungen und hängen jetzt so ab.

Trainingskilometer 2016, Januar bis Mitte November:
Laufen: 754 km (oder 3770 Runden in der Leichtathletikhalle)
Rad: 2694 km (oder exakt so weit wie von Hannover nach Gibraltar, was mit Sicherheit eine schöne Strecke ist);
12.338 hm (oder so viel wie gut zehnmal von der Ostseite hoch auf den Mont Ventoux radeln)
Schwimmen: Geschwommen bin ich auch.

Trainingsstunden 2016, Januar bis Mitte November:
Laufen: 79 Stunden 17 Minuten (in etwa so lange wie Walking Dead Staffel 1-6 plus mehr als zwei Staffeln Breaking Bad)
Rad: 109 Stunden, 54 Minuten (in der Zeit hätte ich auch zehn Mal am Stück alle Episoden von Band of Brothers und dann nochmal mehr als die erste Hälfte gucken können)
Schwimmen: So lang wie nötig, so kurz wie möglich.
An dieser Stelle wollte ich eigentlich gern die dabei verbrauchten Kalorien in Tafeln Schokolade umrechnen und die wiederum in Fußballfelder (Danke, Diana!). Allerdings reichen knapp 250 Tafeln Ritter Sport Marzipan nicht mal ansatzweise für ein Fußballfeld. Challenge für 2017: Schokolade finden, die weniger Kalorien auf größerer Fläche unterbringt oder einfach mehr trainieren.


Erste Male 2016

Ich finde es gut und richtig und wichtig, Neues zu entdecken. Weil dieses Jahr für mich keine neuen Distanzen auf dem Plan standen, habe ich mir einfach andere Dinge zum ersten Mal erlebt:

Das erste Radrennen beim Velothon in Berlin. Und weils so derbe viel Spaß gemacht hat, bin ich danach gleich noch bei den Cyclassics und dem Rad Race Battle in Hamburg, dem Race am Rhein in Düsseldorf und dem Münsterland Giro gestartet. Natürlich hatte ich vorher Schiss, aber ich bin unendlich froh, dass ich mich getraut habe - es gibt nämlich keine Worte, um zu beschreiben, wie unglaublich großartig sich dieser Radrenn-wie-Fliegen-Geschwindigkeitsrausch anfühlt. Beim Velothon habe ich überlegt, ob ich jemals etwas cooleres erlebt habe. Ja, ein einziges Mal: Der Sprung mit dem Fallschirm aus einem Flugzeug.


Trotz Angst vor Monstern habe ich die ersten Triathlons im Freiwasser überlebt. Ohne gefressen zu werden. Mit Abstand schönstes Gewässer: Der Elfrather See in Krefeld. Mit Abstand ekligstes Gewässer: Die Alster in Hamburg. Ich hatte mir das mit dem Schwimmen draußen einfacher vorgestellt und bin auf den harten Boden der Realität geplumpst: Nicht alles funktioniert im ersten Anlauf. Auch nicht im zweiten. Oder dritten.


Ich bin zum ersten Mal einen 10er unter 60 Minuten gelaufen, was für mich eine magische Grenze war. Die nächsten beiden 10er sind unter 55 Minuten geblieben und damit mehr als zehn Minuten schneller als noch Anfang des Jahres. Zehn Minuten! Plan für 2017: Die sub50 knacken. Zum Glück ist das Jahr lang!

Ich habe zum ersten Mal bei einer Siegerehrung auf einem Treppchen gestanden - und das nicht etwa bei einem Radrennen (knapp verfehlt!), sondern bei einem Triathlon. Und dann auch noch ganz oben: Platz 1 in der Altersklasse bei der Olympischen Distanz in Krefeld. Ok, von 2 Starterinnen. Aber hey, immerhin nicht Platz 1 von 1! Der Preis: Ruhm, Ehre und ein Buch über Autobahnen.


A pro pros Bahn: Ich bin zum ersten Mal auf der Bahn geradelt. Zum ersten Mal fixed gefahren. Es ist anders, es ist großartig, ich will das öfter haben und ich schätze: Da wird nächstes Jahr einiges kommen.


Was bleibt

Akzeptanz
Vom Schwimmen im Freiwasser nehme ich mit: Ja, es gibt Situationen, in denen ich Panik bekomme, ich kann besser ohne als mit Neo schwimmen und es kann gut sein, dass ich auch zukünftig noch in einigen Wettkämpfen Brust schwimmen werde, obwohl ich kraulen kann. Nur eben nicht immer im Freiwasser. Wäre ja auch zu langweilig, wenn es keine Baustellen gäbe!

Ehrgeiz
Aufs Treppchen dürfen ist ein tolles Gefühl! Das möchte ich auch nochmal haben - aller Wahrscheinlichkeit nach stehen die Chancen am besten beim Radfahren. Mal sehen, was geht!

Leichtigkeit
Hab ich mir konkret vorgenommen und ist noch immer vorhanden. Macht die Dinge komischerweise ... leichter.


Stolz 
Ich habe mich noch im April über die sub60 auf 10 km gefreut, mittlerweile ist eine 5er Pace auch im Training Alltag und ich schiele schon langsam in Richtung 4 vor dem Doppelpunkt. Moment mal! Wie wärs, wenn wir mal kurz innehalten und uns überlegen, wie die Ziele noch Anfang des Jahres aussahen? Was wirkte damals groß, vielleicht unerreichbar weit weg? 
Ich bin stolz, dass ich heute Geschwindigkeiten laufen kann, die mir endlich mal Spaß machen. Ich bin stolz, dass ich Distanzen am Stück laufen kann, die vor einem Jahr noch ein sehr, sehr harter Kampf waren. Ich bin stolz, dass diese Sache mit dem Radfahren so vollkommen aus dem Nichts ziemlich gut klappt und dazu noch so unheimlich viel Spaß macht. Aber es schadet definitiv nicht, sich mal ein paar Monate zurück zu erinnern.

Mut
Ich bin für meinen Mut belohnt worden. Ich hätte auch im Radrennen böse stürzen können, ich hätte beim Spontan-Halbmarathon ein DNF kassieren können, eventuell wäre ich gestorben, wenn ich auf dem Fixie aufgehört hätte, zu treten - man steckt ja nie drin! Da all das nicht geschehen ist, nehme ich mit, was sowieso schon gilt: Sei Pippi, nicht Annika!


Dankbarkeit #1
Dafür, dass alles genau so gelaufen ist, wie es gelaufen ist. Für Gesundheit und Verletzungsfreiheit. Für einen Körper, der das macht, was er eben macht.

Dankarkeit #2
Für Zuschauer am Streckenrand. Für Helfer, die Veranstaltungen möglich machen. Für lächelnde Gesichter, wenn man selbst mal derjenige ist, der das Wasser reicht. Deshalb findet ihr mich nächstes Jahr definitiv wieder als (kochende!) Helferin beim Citylauf in Ratingen, außerdem sehr wahrscheinlich als Volunteer bei der Tour de France in Düsseldorf und wer weiß wo sonst noch alles.


#crewlove
Es ist großartig, wie die Triathlonfamilie größer wird und zusammen wächst, wie Bekannte zu Freunden werden, wie aus Trainingspartnern liebste Racing Buddies werden, wie die Triathlon-Gang einfach die Triathlon-Gang ist. Support sonntagsmorgens um 7, Kreidebotschaften und Konfettikanonen sind schwer zu toppen (außer vielleicht mit zündenden Konfettikanonen), ihr habt die Messlatte verdammt hoch gelegt. Man kann diesen Triathlonkram auch alleine machen... aber dann wäre es nicht mal halb so schön. Danke! No hay dolor!


Was kommt

Die Planung für die Saison 2017 verdient einen eigenen Artikel, der voraussichtlich im Dezember kommt. Kleiner Teaser: Nächstes Jahr werden die Distanzen wieder länger. Versprochen!