Sonntag, 30. August 2015

2 Wochen bis zur Kurzdistanz: wie läufts denn so?

Noch zwei Wochen bis zum Ratingen Triathlon. Meiner ersten Kurzdistanz. Zeit, mal kurz zu rekapitulieren, wie es denn gerade so läuft. Gefühlt im Moment: gar nicht mal so gut.

Die Kurzdistanz in Ratingen bedeutet 1000 m schwimmen, 40 km radeln, 10 km laufen. Und da gibts einige Unsicherheiten: Kann ich 1000 m unter 30 min kraulen, ohne dabei komplett wahnsinnig zu werden, weil ich die letzte im Wasser sein werde? Wie schaffen meine Beine die recht hügelige Radstrecke gleich 4x? Und das wichtigste: Wie sehr kann und will ich mich auf der Laufstrecke danach noch quälen? Grob kalkuliert werde ich länger als drei Stunden insgesamt brauchen. Das erste Mal 1000 m am Stück gekrault bin ich vor einigen Wochen und das hat ganze 28 min gedauert - hier ist noch ziemlich viel Luft nach oben. 40 km radeln geht gut in 90 min, allerdings auf flacher Strecke - wenn die Angaben von Strava stimmen, bedeuten 4 Runden insgesamt 600 hm. Meine letzte offizielle 10-km-Zeit ist aus dem April: 64 min. Aktuell könnte ich die bei einem reinen Lauf bestimmt unterbieten, aber keine Ahnung, wie das nach mindestens zwei Stunden Belastung vorab so aussieht.


Nachdem die letzte Volksdistanz in Gladbeck Anfang Juni ja nicht ganz so nach meinen Vorstellungen lief, weil ich am Ende nicht durchlaufen konnte, wollte ich die Kurzdistanz etwas besser organisiert angehen. Zum Beispiel mit einem Trainingsplan. Im Idealfall mit einem, den jemand geschrieben hat, der davon was versteht. Die Finanzen haben mir dann einen Strich durch die Rechnung gemacht: Zwischen 50 und 80 € pro Monat kann ich zurzeit einfach nicht ausgeben, damit mir jemand aufschreibt, was ich wann zu trainieren habe. Also ist mein Trainingsplan Marke Eigenbau und enthält auch keine Einheiten, sondern ist nur das Grundgerüst, an welchem Wochentag ich schwimme, radele oder laufe. Das ist schon mal deutlich organisierter als bei meinen beiden Volksdistanzen, aber natürlich weit entfernt vom Nonplusultra. Vorab: ich hab mich sowieso kaum an den Plan gehalten. Das wäre garantiert auch nicht anders gewesen, wenn ich dafür Geld ausgegeben hätte. Wichtig ist ja, ob ich damit zufrieden bin, was am Ende rauskommt. So viel zur Theorie. Was macht die Praxis?

Swim
Anfang des Jahres bis Juni war ich regelmäßig 2x die Woche schwimmen. In Gladbeck war das meine leichteste Disziplin - ich kam mit dem Gefühl aus dem Wasser, noch ewig weiterschwimmen zu können. Das ging für mich einigermaßen flott und fühlte sich einfach gut an. Dann ist mein Vereinsschwimmbad in die Sommerpause gegangen, so dass ich aufs öffentliche Freibad ausweichen musste. Aus zwei Terminen pro Woche wurde nur noch einer - denn kein Mensch geht im Sommer am Wochenende ins Freibad, um zu schwimmen. Meine wöchentliche Schwimmeinheit freitags ist seit Anfang Juli nur 1x ausgefallen und wurde 1x in den See verlegt. Trotzdem vermisse ich den zweiten Schwimmtag und fühle mich bei weitem nicht mehr so fit wie vor der Sommerpause. Mein Hallenbad hat jetzt wieder geöffnet, wir haben also wieder Vereinsschwimmen. Die nächsten beiden Wochen bleiben mir noch, um alles aufzuholen, was im Sommer irgendwie verloren gegangen ist.


Die Fakten: Ich bin die 1000 m schon am Stück gekrault, ich bin dabei nicht schnell, aber unter der vorgegebenen Zeit von 30 min. Ich werde die Strecke schaffen, zur Not mit Brust am Ende, wenn es gar nicht anders geht. 


Bike
Bruno fühlt sich gut an. Ich freunde mich mit ihm an, bin schon 100 km an einem Tag geradelt und kann jetzt Reifen wechseln. Im Rennen möchte ich das trotzdem auf keinen Fall machen müssen. Ursprünglich sah mein dilettantischer Trainingsplan vor, dass ich 2x pro Woche auf dem Rad sitze: 1x unter der Woche und 1x am Wochenende. Das hat in genau 2 der letzten 8 Wochen funktioniert. Es gab zwei Wochen, in denen ich kein einziges Mal geradelt bin. Meistens war ich 1x die Woche für 1-3 Stunden auf dem Rad. Die letzte Ausfahrt waren 60 km mit Hügeln und Wind, nach 40 km war ich so erschöpft, dass ich den Rest nur noch im Schneckentempo nach Hause gerollt bin. Oft genug habe ich meinen Plan also über den Haufen werfen müssen, weil der Körper nach Pausen verlangt hat. Was noch aussteht: Da die Radstrecke in Ratingen ja wirklich nicht gerade die einfachste ist, möchte ich sie allein für den Kopf vorher unbedingt 4x hintereinander abfahren.

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Die Fakten: 40 km radeln sind an sich kein Problem, Bruno macht auf Anstiegen mehr Spaß als Gabi. Ich hätte mehr trainieren können, aber es wird zu schaffen sein. Den Hügel rauf nach Eggerscheidt werde ich hassen, spätestens in der dritten Runde.


Run
Wäre der Triathlon vor vier Wochen gewesen, hätte ich mich bombastisch vorbereitet gefühlt. Das war Anfang August, vielleicht hätte ich doch in Sassenberg starten sollen... Ich konnte locker 12-13 km laufen und hatte oft dieses Gefühl, dass es zwar anstrengend, aber gut auszuhalten ist. Dass es ewig so weitergehen könnte. Der Trainingsplan wollte 3x pro Woche laufen, tatsächlich war ich meistens 2x, manchmal nur 1x,  manchmal 3x. Ich habe mich bisher nicht an Intervalle ran getraut und ich laufe ohne Pulsuhr. Ich laufe einfach. Mal länger, mal kürzer, mal schneller, mal langsamer. Mal lockerer und in letzter Zeit sehr häufig auch wieder leidender. Nachdem ich ein paar Tage krank und eine Woche lang nicht laufen war, fühlte sich der erste Lauf danach an wie der erste überhaupt. Ich musste Gehpausen einlegen und kam gefühlt überhaupt nicht vom Fleck. Dann gab es noch einen kleinen Ausflug in den Grafenberger Wald, der nicht umsonst so heißt. Die Hügel haben mir schon nach einem Kilometer den Rest gegeben, so dass die komplette Runde nur vier Kilometer lang (bzw. kurz) war und ich danach echt durch war. Da war es wieder, das Gefühl, dass mich bei schlechten Läufen beschleicht: "Wieso machst du das überhaupt? Du bist keine Läuferin! Geh lieber. Gehen wäre sooo viel angenehmer!"



Aber wenn es beschissen läuft, wird es auch irgendwann wieder besser. Und so hatte ich Freitagabend Lust auf einen langen Lauf. Also hab ich mir meinen Vater geschnappt und bin mit ihm um zwei Seen gelaufen - eigentlich habe ich mich von ihm ziehen lassen, denn alleine wäre ich bestimmt langsamer gewesen und hätte alle paar Meter für ein Foto angehalten, weil der See in der Abendsonne wirklich toll aussah. Es sind 13 km in 1:26 Std. geworden - ich bin absolut zufrieden. Klar wars anstrengend, am meisten ab Kilometer 11, als sich plötzlich die Hüften und ein Knie gemeldet haben. Aber davor war ich komplett schmerzfrei und bin froh, dass es wieder läuft.



Die Fakten: Die 10 km haben ihren Schrecken verloren. Auch wenn die letzten kürzeren Läufe beschwerlich waren, weiß ich, dass ich die Distanz eigentlich locker schaffe. Aber ich weiß noch gut, wie ich bei den Volksdistanzen mit den 5 km gekämpft habe - wie sich 10 km nach mehr als zwei Stunden schwimmen und radeln so anfühlen, weiß ich erst in zwei Wochen. Ich fürchte: hart.

Und sonst so?
Eigentlich wollte ich das Krafttraining weiter machen, was mir beim Schwimm-Wiedereinstieg echt geholfen hat. Etwas Stabi für die Rumpfmuskulatur ist auch nie verkehrt. Das ist aber echt langweilig und ich zwinge mich dazu zurzeit nicht. Ins Fitnessstudio habe ich keine Lust abends nach der Arbeit noch zu fahren (ist leider nicht gerade um die Ecke, sondern bedeutet einen Umweg von insgesamt 40 km), außerdem habe ich gemerkt, dass ich mehr als einen Abend Ruhe brauche. Und das bedeutet wirklich Kopf ausschalten, auf die Couch setzen, Serien gucken, früh schlafen. Ich will trotzdem versuchen, ein paar Übungen zuhause fest zu integrieren, aber im Moment bereitet mir eine zusätzliche Verpflichtung nur Stress, also: muss jetzt so gehen. Auf die Blackroll schaffe ich es zuhause immerhin von Zeit zu Zeit und ich habe das Gefühl, das tut richtig gut.


Koppeltrainings habe ich auch vernachlässigt - und zwar sehr. Eigentlich darf man keinem erzählen, dass ich bisher seit Gladbeck nur ein Mal gekoppelt habe. Diese Einheit war dafür wirklich gut: Der Lauf war nur knappe 5 km lang und natürlich anstrengend. Ziemlich anstrengend. Aber ich konnte trotzdem alle Gedanken an Gehpausen verscheuchen und den Punkt erreichen, an dem das Laufen wieder erträglicher wird. 1-2x koppeln steht in den nächsten zwei Wochen noch an - wenn es noch einmal gut klappt, kann ich für das Minimum an Training wohl ganz zufrieden sein.

Fazit
Ich habe kein einziges Mal schwimmen, radeln oder laufen ausfallen lassen, weil ich keine Lust hatte. Manchmal habe ich erst beim Umziehen gemerkt, dass ich eigentlich keinen Bock auf Laufen habe. Ich bin dann trotzdem gegangen und es war gut. Das Training ist selbstverständlich geworden. Ausgefallen sind Einheiten nur dann, wenn der Körper eine Pause brauchte - nicht der Kopf. Schwimmen war nicht optimal, weil die Sommerpause meinen festen Dienstag und Samstag im wundervoll leeren Vereinsschwimmbad durcheinander gebracht hat. Beim Radeln bin ich ziemlich wetterabhängig und auch ortsabhängig, weil ich Bruno gefühlt ständig durch die Gegend transportiere. Gelaufen bin ich, wenn ich gesund war, immer. Zum Beispiel durch herbstlichen Dauerregen mitten im August.

Eine Woche unfreiwillige Trainingspause hat mir eine Infektion an den Händen, vermutlich aus dem Schwimmbad, beschert.
Klar, es könnte immer besser laufen. Ich habe nicht alles gegeben; ich hätte mich beispielsweise zu mehr Stabi-Einheiten zwingen können. Ich hätte einen vernünftigen Plan ausarbeiten und mich durch Tempoläufe, Intervalle und was weiß ich nicht alles quälen können. Ich weiß, dass vieles hätte besser sein können, aber ich starte, um anzukommen. Um gut durchzukommen. Und das werd ich. Hoffentlich.

Mittwoch, 26. August 2015

8 Fragen an... @narucoyo

Im letzten Herbst bin ich nach dem Triathlon in den Lauftreff meiner Kolleginnen Nadine und Anja eingestiegen. Das war die beste Idee, um im Winter dranzubleiben - offensichtlich hat es ja funktioniert. Während Anja und ich uns gequält haben, war Nadine immer überzeugt, dass noch was geht. Oder hat es zumindest glaubhaft behauptet. Diese Frau ist einen Marathon gelaufen, da kann man ja wohl mal nachfragen, wie das eigentlich so kam. 

Kannst du dich an deinen ersten Lauf erinnern? Wie hat sich das angefühlt? 
Na klar! Ich war 17 oder 18, hatte so eine fesche Discman-Hüfttasche und war komplett in Baumwolle gekleidet. Ich hab 6 km in einer Stunde geschafft, die CD ist trotz Anti-Schock-Protection ständig gesprungen und ich war viel zu abgelenkt um es richtig scheiße zu finden.

Warum läufst du? Haben sich deine Motive mit der Zeit verändert? 
Die verändern sich ständig. Ich hab angefangen um einfach fit/schlank zu werden/bleiben. Irgendwann wollte ich mir ein Ziel setzen und das war dann gleich der Halbmarathon. Dann war es der schnellere Halbmarathon und irgendwann die volle Distanz. Ich bin lange nach dem Prinzip „höher, schneller, weiter“ gelaufen, bis mein Körper mir nen Strich durch die Rechnung gemacht hat. Heute laufe ich gerne ohne alle tausend Meter auf die Uhr zu schauen. Ich mag das Gefühl, fit zu sein und laufen zu können. Eigentlich bin ich auch sehr lange dem Runner's High hinterhergelaufen. Dieses Gefühl, wenn die Welt um dich rum egal wird und du außer deiner Atmung und der Bewegung nichts mehr wahrnimmst. Ein Wahnsinnsgefühl. Heute finde ich das im Yoga.

 

Welches Ziel möchtest du als nächstes erreichen? Was ist momentan dein wöchentliches Pensum?
Aktuell bin ich da sehr reduziert. Ich laufe einmal die Woche in einer festen Gruppe, weil ich gerade einfach nicht mehr will. High Intensitiy Intervall Training, Yoga und Schwimmen sind aktuell starke Konkurrenten. Auf lange Sicht möchte ich aber gerne wieder mal einen Wettkampf bestreiten. Vielleicht noch mal nen Halbmarathon im Frühjahr 2016. Wenn's gut läuft dann vielleicht auch noch mal die ganze Distanz, aber aktuell sehe ich mich da einfach leistungsmäßig nicht.

Muss Training Spaß machen oder weh tun? 
Beides. Manchmal muss es so weh tun, dass du wütend wirst und es dich danach unglaublich glücklich macht. Und manchmal muss man einfach nur einen Fuß vor den anderen setzen und so laufen, wie es dem Körper gerade gerecht ist.

Was ist das Schöne an deiner Lieblings-Laufstrecke? 
Ich hab verschiedene Strecken, die müssen sich regelmäßig ändern. Aber alle haben die Natur drumherum gemeinsam. Ich mag es gerne, wenn ich an der Schafherde am Rhein vorbeilaufe.

Wie fühlst du dich, wenn du eine Ziellinie überquert hast? 
Hoffentlich komplett ausgepowert. Ist von Distanz zu Distanz unterschiedlich. Nach dem Marathon war ich einfach überwältigt. Ich wollte weinen, schreien, kotzen und lachen zugleich.


Wie bringst du den Schweinehund zum Schweigen? 
Knallharte Disziplin.Der Trainingsplan hat immer Recht.

Was würdest du Anfängern raten? 
Sich keine zu hohen Ziele setzen. Akzeptieren, dass der Körper manchmal auch eine Pause braucht(!). Und am Wichtigsten ist vielleicht: Wenn eine Trainingswoche richtig scheiße läuft, stehst du vor dem Durchbruch, also gib nicht auf, beiß dich durch, die Belohnung kommt die Woche drauf.

Sonntag, 23. August 2015

Rollerderby: zu Besuch bei den Deadly Darlings Düsseldorf

Ich hab da mal was ausprobiert: Rollerderby. Das Ganze sieht für mich erst mal aus wie eine Mischung aus Shorttrack (nur ohne Eis) und Rugby (nur ohne Ball) - also ziemlich vielversprechend! Die Regeln lassen sich am besten im Video erklären. Mit Menschen sieht das dann so aus. Ich hatte Lust, das mal zu testen und habe die Deadly Darlings Düsseldorf deshalb beim Training besucht. In der Rollsporthalle beim TuS Nord wird sonst Rollhockey und Rollkunstlauf trainiert - und eben Rollerderby, was den Rest im Coolnessfaktor ja mal mühelos schlägt. Die Mädels sind genau so drauf, wie ich es erwartet hatte: auf Anhieb sympathisch, ein bisschen alternativ und definitiv keine Tussis. Zwei Jungs sind zu meiner Überraschung auch dabei - ich dachte, das sei ein Frauensport. Vielleicht reichen ja lange Haare, um mit trainieren zu dürfen?


Zuerst bekomme ich die Ausrüstung ausgehändigt: außer meinem Fahrradhelm habe ich nämlich selbst nichts dabei, was ich gebrauchen könnte. Knieschoner, Ellenbogenschoner, Handgelenkschoner und natürlich: Rollschuhe. Ich kann Inlineskaten, aber das letzte Mal auf solchen Rollschuhen stand ich mit 5 oder 6 Jahren. Danach fand ich sie vermutlich uncool und wollte Skates. Größte Befürchtung also: Ich werde damit nicht fahren können. Ich werde mich sofort auf die Nase legen. Realität: Ich bin etwas wacklig auf den Beinen, aber soo anders fühlt es sich gar nicht an.

Zebra-Klebeband hält die zu großen Schoner dort, wo sie hingehören. Schick!
Bevor ich überhaupt vernünftig fahren kann, lerne ich fallen. Freiwillig. Erst auf ein Knie. Wieder aufstehen. Dann auf das andere. Wieder aufstehen. Dann auf beide hintereinander. Wieder aufstehen. Dann auf beide hintereinander, Kopf zwischen die Arme und den Körper ganz klein machen. Die letzte Art zu fallen ist die wichtigste, bekomme ich sofort eingeschärft - nur so bekommt man im Spiel keine Strafpunkte.


Nachdem ich fallen kann, fällt mir auf, dass wir über das Bremsen noch gar nicht gesprochen haben. Möglichkeit 1: fallen. Möglichkeit 2: Bande. Möglichkeit 3 und etwas eleganter: T-Stop. Kenne ich vom Inlineskaten, ist mit Rollschuhen aber ziemlich ungewohnt. Ich soll beim hinteren Fuß, also dem, den ich quer zur Fahrtrichtung stelle, entweder die beiden äußeren Rollen oder die beiden vorderen belasten. Das ist etwas komplizierter, als wenn alle vier Rollen direkt hintereinander sind. Ich bin dabei ziemlich wacklig, aber mit den beiden vorderen Rollen klappt es einigermaßen. Möglichkeit 4 hat ein bisschen was von Skifahren: ich fahre einen Kreis (naja, ein O) und belaste dabei die inneren Rollen mehr, so dass ich zum Stehen komme.


Nachdem ich fallen und einigermaßen bremsen kann und mich nicht mehr ganz so sehr wie der erste Mensch auf Rollschuhen fühle, darf ich Slalom fahren. Die Gruppe ist mittlerweile geteilt: Die Profis üben taktische Spielzüge und wir Rookies sammeln Fahrpraxis. Einer der beiden Jungs bekommt den Auftrag, sich Übungen für uns auszudenken und ist dabei leider etwas einfallslos - deshalb fahren wir ziemlich viel Slalom und ziemlich wenig anderes. Irgendwann versuche ich mich am Rückwärts-Fahren, weil mir nichts mehr anderes einfällt, und ernte damit gleich mal einen Rüffel: "Fahr erst mal vernünftig vorwärts, bevor du rückwärts übst!" Nachdem in unserer kleinen Rookie-Gruppe bisher leider kaum korrigiert wurde, kommt gegen Ende nochmal eine der Expertinnen vorbei und erklärt uns "vernünftig vorwärts fahren". Neben auf den Beinen bleiben ist die größte Herausforderung für mich nämlich die Fahrposition, der Derbystance.

Das Ganze fühlt sich ungefähr so an, als würde man über einem öffentlichen Klo hängen. Die Beine sind also gebeugt, der Oberkörper bleibt aber gerade. Wenn ich mich nach vorne lehne, klappt das ganz gut, mit geradem Oberkörper fühlt sich das ziemlich seltsam an und geht mordsmäßig in die Oberschenkel. Ich dachte, die seien vom Radfahren einigermaßen trainiert... Pustekuchen! Der untere Rücken meldet sich auch ziemlich schnell, sobald ich die richtige Position übe. Ganz schön anstrengend!


Zum Ende des Trainings (nach 2 Stunden! puh!) dürfen wir Rookies wieder zum Rest dazu stoßen und auch auf der Ovalbahn fahren. Jetzt geht es im Slalom durch die anderen Fahrer hindurch, alleine oder zu zweit, vorwärts und rückwärts (aha!). Zuletzt bilden wir einen Zug von je 5 oder 6 Leuten, bei dem der letzte alle schieben und der vordere lenken muss. Ganz zum Schluss wird gedehnt.

Ich bin froh und ein kleines bisschen stolz, mich nicht ganz so dämlich angestellt zu haben, wie ich befürchtet hatte. Immerhin habe ich mich nicht freiwillig lang gemacht! Für Beine und Rücken wäre das auf jeden Fall ein super Ausgleich und da ich so nett aufgenommen wurde, möchte ich auch gern nochmal wieder kommen. Leider überschneidet sich das Training samstags exakt mit dem Wasserballtraining. Da das aber auch oft genug ausfällt, werde ich mal versuchen, beides hinzubekommen. Mir hats Spaß gemacht, mal eine ganz andere Art von Sport auszutesten: eine, bei der es vorrangig erst mal nicht um Bestzeiten, Pace und Equipment geht (wobei, anscheinend kann man über Rollschuhrollen auch sehr intensiv fachsimpeln). Trotzdem erfrischend, dass hier erst mal der Spaß im Vordergrund steht. Vielleicht der Unterschied vom Individual- zum Mannschaftssport? Liebe Deadly Darlings, ich komme wieder!

Montag, 17. August 2015

Freiwasserschwimmen: Angst vor Monstern

Ich bin seit 27 Jahren im Schwimmverein, habe einen Rettungsschwimmschein und ich habe Angst vor Monstern im See. Kein Scherz. Wenn ich schwimme, dann im Schwimmbad: 25m- oder 50m-Bahn. Kacheln zählen. Wenn ich am See oder am Meer bin, dann liege ich auf der Wiese oder im Sand und bin maximal kurz zum Abkühlen im Wasser. So, dass ich noch stehen kann. Eventuell tauche ich einmal mit dem Kopf unter oder lasse mich von einer Welle hin und her schaukeln. Das wars dann auch schon. Schwimmen? Niemals!


Letzte Woche war ich dann trotzdem ganz spontan im See. Zum Schwimmen. Also so richtig. Der Baggersee ist spitze: sehr klar, gar keine eklige Brühe. Erster Gedanke: "Oh super, dann kann ich den Boden sehen!" Dann: "Oh scheiße, ich seh ja jeden Fisch und jede Pflanze!" Vielleicht möchte ich doch nicht wissen, was da alles unter mir schwimmt. Reinmarschieren ist erst mal kein Problem. Dass ich im See planschen kann, weiß ich ja schon. Überwindung kostet der Punkt, an dem man losschwimmen muss. Weil der Boden nicht mehr da ist. Zu tief, um darauf stehen zu können. Und später nicht mal mehr zu sehen. Ich finde das echt unheimlich. Da betrachtest du jahrelang die Kacheln auf dem Schwimmbadboden (doof finde ich diese Alubecken, wie große Kochtöpfe, aber ohne Kacheln!) - und dann ist da plötzlich: nichts. Dunkelgrün. Dunkelblau.


 

Aber zu Beginn sehe ich durch die Schwimmbrille noch ziemlich viel: Pflanzen, dicht an dicht. Kleine Fische. Noch kleinere Fische. Eine Plastiktüte. Einen toten Baum. Noch einen Baum. Es ist, als könnte man die Stille sehen, diese ganz andere Welt, die einfach so unter einem liegt. Als wäre sie schon immer da gewesen, man besucht sie halt nur nicht so oft. Man gehört hier irgendwie nicht hin, aber man darf mal vorsichtig reinschauen. Wir schwimmen am Ufer entlang, das gibt mir ein ganz gutes Gefühl. Einmal außen am Rand des Sees ganz herum schwimmen sind 2,7 km. So weit bin ich noch nie im Schwimmbad geschwommen - meistens habe ich ja schon bei 40, spätestens bei 60 Bahnen keine Lust mehr. Keine Lust mehr zu zählen und auch keine zu schwimmen. Wir wissen also nicht, wie weit wir kommen. Vielleicht drehen wir irgendwann um, vielleicht kletten wir an irgendeiner Stelle raus und laufen zurück. Das Ufer ist nur ein paar Meter entfernt, ich könnte jederzeit raus.

Für den ganzen Tag ist Unwetter angesagt, aber es regnet nicht. Es ist bewölkt und warm, dann sogar sonnig. Ich kann die anderen Schwimmer im See an einer Hand abzählen, wir haben ihn fast für uns allein. Teilen ihn nur mit all dem Getier, was da unter uns schwimmen mag. Die Sonne scheint. Ich kann nicht genug davon kriegen, mir die Sonnenstrahlen unter Wasser anzuschauen. Wie sie das Blaugrün beleuchten, so sanft und so hell. Meine Hände leuchten unter Wasser. So schön. Die bunte Eule an meinem Unterarm ist noch viel bunter als in meiner Welt.


Wir schwimmen Brust wie die nervigen Omis im Schwimmbad, die immer die Bahnen blockieren, weil sie zu viert nebeneinander vor sich hin dümpeln und den neuesten Klatsch und Tratsch austauschen. Im See finde ich es auch angenehm, mich zu unterhalten. Zwischendurch wechsele ich zum normalen Brustschwimmen, bis mir irgendwas auffällt, was ich unbedingt loswerden muss. Die Hände. Wie sie leuchten. Wie schön das alles ist. Wie weit wir schon gekommen sind. Guck mal! Da hinten sind wir gestartet, ganz schön weit weg.

Kraulen ist irgendwie nicht drin. Mehr als vielleicht zehn Züge am Stück lässt der Kopf nicht zu. Ich möchte den Boden sehen. Die Fuge zur Orientierung zwischen den Kacheln. Beim Kraulen im See fühle ich mich orientierungslos. Ja, ich weiß vom Wasserball, wie man mit dem Kopf über Wasser krault. Aber das mache ich auch nur über kurze Strecken und nicht regelmäßig zwischen den normalen Atemzügen - hier muss ich wohl noch ein System finden. Ist egal, das hier ist kein Schwimmtraining, sondern ein Kopftraining. Dabei kann man so langsam sein, wie es eben nötig ist.


Nach einer Stunde haben wir ungefähr drei Viertel des Sees hinter uns gelassen und halten kurz an, damit die Uhr mal wieder ein GPS-Signal empfängt. Die letzten Meter sind wir schon gar nicht mehr so nah am Ufer geschwommen, wie es am Anfang nötig war. Ich traue mir zu, das letzte Stück zurück bis zum Anfang quer durch den See zu schwimmen. Oder? Vielleicht doch lieber am Ufer entlang? Wir schwimmen durch die Mitte. Und plötzlich ist meine sanfte, sonnige Welt verschwunden: beunruhigend dunkle Wolken am Himmel, Gegenwind, Wellen. Naja, also das, was so ein bisschen Wind auf einem See halt so an Wellen produziert - nichts ernstes, aber schon scheiße, wenn man zufällig gerade einatmet und nur Wasser schluckt. Das Wasser klatscht an meine Wangen, meine Augen, es hört sich auf einmal feindselig an. Neben unserem Ausgangspunkt steht eine markante Baumreihe, die kein Stück näher kommt.

Meine Hände krampfen vom vielen Brustschwimmen, ich drehe mich auf den Rücken, gucke in den düsteren Himmel und hoffe, dass endlich mal dieses verdammte Ufer näher kommt. Und dann werden die Bäume größer. Ich drehe mich um, zu der Stelle, an der wir beschlossen haben, quer durch den See zu schwimmen. Ich weiß nicht, welches Ufer weiter entfernt ist. Also weiter schwimmen. Brust für Omas, normal, ein bisschen Kraul. Immer im Wechsel. Zwischendurch mal umdrehen, ob der Vater noch hinterher kommt, der eigentlich gar nicht so gerne schwimmt. Er schwimmt noch. Ich auch. Und dann ist die Gestalt am Ufer auf einmal zu erkennen: meine Schwester. Sie hält fest, wie wir ankommen: stolz.


Ich war eineinhalb Stunden im Wasser, bin dabei knapp 2,5 km weit gekommen und bin einfach verdammt stolz. Die große Freiwasser-Baustelle, die ich mir eigentlich für 2016 aufheben wollte, ist ein kleines bisschen kleiner geworden. Nächstes Jahr kann ich dann ja noch richtiges Schwimmen draußen üben.


Alleine hätte ich das nie gemacht. Danke, dass ihr dabei wart!