Mittwoch, 8. März 2017

Kooperationen: wieso, weshalb warum? Mehr Transparenz, bitte!

Manchmal möchte ich Dinge erklären, nach denen gar keiner gefragt hat. Manchmal ist das sicher Quatsch - aber in diesem Fall glaube ich, es kann nicht schaden, alle auf den gleichen Stand zu bringen. Ich habe bei Unterhaltungen im Freundes- und Bekanntenkreis festgestellt, dass das Wissen zum Thema Blogger und Zusammenarbeit mit Unternehmen doch sehr unterschiedlich ist. Weil mir wichtig ist, dass meine Leser (also du!) wissen, wie ich dazu stehe und vor allem, warum, möchte ich dazu einmal meine Sicht schildern.

Für wen schreibe ich eigentlich?

2014 habe ich angefangen zu laufen und gleichzeitig jeden Schritt - egal ob vorwärts oder rückwärts - hier zu dokumentieren. Am Anfang als Verpflichtung für mich selbst, weil gute Vorhaben sich oftmals leichter umsetzen lassen, wenn man sie laut ausspricht und weil etwas sozialer Druck in dem Fall auch nicht schaden konnte. Ich habe also in erster Linie für mich geschrieben. Und das mache ich immer noch häufig - vor allem nach Rennen, nach denen ich unzufrieden bin und nicht so recht weiß, warum, hilft mir das Schreiben, meine Gedanken zu sortieren, mir eine Meinung zu bilden, eine Verbesserungsstrategie fürs nächste Mal auszuhecken. Ich liebe es, zu schreiben und ich brauche das - zum Kopf frei kriegen, um mir über Dinge klar zu werden, und manchmal einfach nur, weil ich gern mit Buchstaben jongliere. Wenn ich nicht schreiben würde, wäre ich nicht komplett.

Ich schreibe aber schon lange nicht mehr nur für mich - wahrscheinlich habe ich das nie gemacht, weil meine Geschichte von Anfang an öffentlich war - seit dem Entschluss, Laufschuhe zu kaufen. Jeder kann hier mitlesen: Familie, Freunde, Bekannte, Kollegen, Internet-Bekanntschaften, Leute die mich mögen, Leute, die mich nicht mögen. Ich schreibe also auch für dich. Vielleicht, weil du zufällig auf irgendeinem Social-Media-Kanal über mich gestolpert bist, weil du vielleicht einen ähnlichen Weg gehst, weil du Ratschläge oder Erfahrungsberichte suchst. Vielleicht kennen wir uns aber auch schon seit Ewigkeiten, vielleicht bist du neugierig, wie meine Geschichte weiter geht. Vielleicht bist du auch missgünstig und hoffst, dass endlich mal was so richtig schief läuft - ich weiß es ja nicht, vielleicht. Vielleicht interessierst du dich auch gar nicht so brennend für Sport, vielleicht auch nicht für mich, vielleicht magst du einfach nur meinen Schreibstil und findest meine Artikel unterhaltsam.

Ich schreibe also für mich. Und ich schreibe für dich. Inzwischen schreibe ich auch für Unternehmen. Nicht immer, aber manchmal. Sponsored Posts entstehen in Kooperation mit Firmen - entweder, weil sie mich oder ich sie kontaktiert habe. Unternehmen profitieren von Links auf ihre Website - gut für die Suchmaschinenoptimierung und gut, wenn Menschen den Links folgen und sich für Produkte oder Veranstaltungen interessieren. Oder wenigstens schon einmal davon gehört haben. Diese Artikel sind üblicherweise vergütet, das heißt, ich stelle sie dem Kooperationspartner in Rechnung. Dass ich für eine Berichterstattung Geld bekomme, heißt nicht, dass jemand anderes den Inhalt des Artikels bestimmt. Was genau ich schreibe, entscheide ich selbst. Man könnte sagen: Die Tatsache, dass ich über etwas schreibe, ist käuflich - aber das Wie nicht. Denn wenn jemand möchte, dass ich Laufschuhe teste und davon erzähle, dann kann es auch vorkommen, dass ich die Schuhe beschissen finde.

Eingerahmt zwischen Werbebannern beim Rad Race Battle 2016 in Hamburg. Das Foto hat Christian Siedler für mich gemacht.

Was du wissen sollst

Dieses Vorgehen - also etwas zu bekommen und darüber zu berichten - ist schon ziemlich alt und vom Journalismus übrigens gar nicht so weit entfernt, wie es auf den ersten Blick aussieht: Früher habe ich oft Konzertberichte geschrieben (Verrisse übrigens noch lieber als Lobhudeleien). Im Gegenzug gab es zwei Gästelistenplätze und eine Fotoerlaubnis. Hätte ich das damals nicht gemacht, wären meine Wände wohl in einem anderen Ausmaß mit Konzertkarten tapeziert, hätte ich sehr viele Bands noch nicht von der Muss-ich-in-diesem-Leben-noch-live-sehen-Liste streichen können und würde ich nicht wissen, wie es sich anfühlt, voller Adrenalin mit dem Herzschlag im Takt der wummernden Bässe im Fotograben zu stehen, wenn das Licht ausgeht. Ich bin verdammt froh, dass ich das erleben durfte.

Zurück zum Blog und für wen ich schreibe. Wichtig ist mir dabei: Alle drei Bereiche überschneiden sich. Ich schreibe niemals nur für mich, sondern habe mögliche Leser immer im Hinterkopf. Du wirst hier auch niemals einen Artikel lesen, der nur unterhaltsam ist und aus dem ich für mich selbst nichts mitnehmen konnte, in dem nichts Persönliches von mir drinsteckt. Und es wird auch keinen Artikel geben, nur um einem Unternehmen (oder meinem Konto) einen Gefallen zu tun, der völlig an mir oder dir vorbei geht. Ich wähle also sehr genau aus, worüber ich schreiben möchte und worüber nicht. Wie ich dann etwas bewerte, was ich für ein Fazit ziehe - das bleibt meine unabhängige Entscheidung.

Neben einer kurzfristigen Zusammenarbeit gibt es auch längerfristige Projekte, wie beispielsweise im letzten Jahr mit Velothon und Cyclassics und in diesem Jahr ab sofort mit SiS - Science in Sport. Zum sich-benutzen-Lassen als Markenbotschafter gibt es sehr geteilte Meinungen. In der Bewerbungsphase für die Asics Frontrunner beispielsweise habe ich Kommentare gelesen, die jenseits von Gut und Böse waren. Wahrscheinlich ist es etwas kurz gedacht, den Kritikern puren Neid zu unterstellen. Mit Sicherheit haben die Bedenkenträger nicht ganz Unrecht, wenn sie meinen, dass Marken davon oftmals stärker profitieren als die Botschafter, die ein Paar Laufschuhe, Startplätze oder Energy Gels bekommen. Dennoch sehe ich in solchen Modellen auch eine Chance: auf Unterstützung für Training oder Wettkampf, Kontakte online und offline, Erlebnisse, etwas Neues auszuprobieren. Wichtig ist, dass man hinter dem stehen kann, was man da in die Kamera hält. Wenn man sich dafür nicht verbiegt, spricht für mich nichts dagegen. Und mal ehrlich: Es ist mir scheißegal, ob auf meiner Trinkflasche nun SiS, Erdinger Alkoholfrei oder Fortuna Düsseldorf steht - auf den Inhalt kommt es an. Nur beim FC Bayern sähe das etwas anders aus.

Zu guter Letzt 

Ich freue mich, dass ein Projekt, an dem seit mehr als drei Jahren mein Herz hängt, auch von Zeit zu Zeit etwas für mich abwirft. Ich bin dankbar für dein Feedback, für Kommentare, für wunderbare Nachrichten, die mir manchmal den ganzen Tag ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Es gibt nichts Schöneres, als wenn jemand schreibt, dass er hier mitgelesen hat, seine eigene Motivation gefunden und den Ehrgeiz geweckt hat. Das freut mich ehrlich von Herzen und ist absolut unbezahlbar. Was aber bezahlbar ist, ist eine Kommunikationsdienstleistung für ein Unternehmen oder eine Marke - und nichts anderes ist ein Sponsored Post. Es ist schön, hin und wieder auch finanziell etwas davon zu haben, was ich gerne mache, was ich ganz gut kann - und was ich sowieso mache. Denn: Natürlich steckt nicht hinter jeder Verlinkung, jeder Erwähnung eine Vereinbarung. Über Dinge, dir mir gefallen und von denen ich glaube, dass sie für dich interessant sein könnten, berichte ich natürlich auch von selbst - diese sind dann natürlich nicht als sponsored gekennzeichnet.

Ich hoffe, der Artikel bringt ein wenig Licht ins Dunkel - wenn noch Fragen offen sind, nur zu. Ansonsten freue ich mich weiterhin über Rückmeldungen und Interaktionen und vor allem auf eine spannende Saison. Bis bald!