Sonntag, 15. Juni 2014

Loop loop

Ich hatte ja angekündigt, über einige Themen noch ein paar Worte zu verlieren – zum Beispiel über den Polar Loop. Meine Gedanken in Richtung Activity Tracking sind schon etwas älter: Etwa vor einem Jahr habe ich von Zeit zu Zeit Ernährungstagebuch geführt, damals mit einer grauenvollen App und nicht wirklich regelmäßig. Jedenfalls nie länger als zwei Wochen am Stück. Was mich an der ganzen Geschichte immer gestört hat: Wozu zählen, was rein geht, wenn man keinen Überblick hat, was man verbraucht? Ich hatte schon vage darüber nachgedacht, mal einen kompletten Tag mit Pulsgurt und Uhr durch die Gegend zu laufen – habs mir dann aber doch gespart. Die Lösung des Problems kam ganz unverhofft mit dem Polar Loop: Das Armband weiß, ob ich liege, sitze, stehe, gehe oder laufe und zählt dabei Schritte mit. Mit einem Knopfdruck kann ich abrufen, wie viele Schritte ich heute ungefähr gemacht habe (10.000 sind wohl ganz gut) und wie viele Kalorien ich verbrannt habe. Und: wie lange ich noch laufen/spazieren/Tennis spielen/Rasenmähen/abwaschen/etc. müsste, um das Tagesaktivitätsziel zu erreichen.

So sieht es aus, wenn man das Ziel erreicht hat. Die App meldet: "Congratulations!"
So weit, so gut. Der Haken an der Geschichte: Ich kann mein Aktivitätsziel nicht wirklich selbst bestimmen. Stattdessen füttere ich die Software mit ein paar Standardwerten wie Größe, Gewicht, hauptsächliche Tätigkeit („meist sitzend“ – der Bürojob lässt grüßen). Irgendein verrückter Algorithmus berechnet dann mein persönliches Tagesziel. Und das ist jeden Tag gleich. An einem normalen Bürotag ist das Ziel absolut nicht zu erreichen, selbst wenn man sich einige Anrufe spart und auch die Kollegen in den am weitesten entfernten Fluren zu Fuß besucht. Normal komme ich so auf etwa 40-60%, mit einem kleinen Spaziergang in der Mittagspause auch mal auf mehr.

Ziel erreicht. Hurra. Im Video sieht das Ganze dann so aus: Goal
Damit der Loop lustig blinkend „Goal“ anzeigt, muss man also mehr tun, als am Schreibtisch sitzen. Keine wirkliche Überraschung. Mit einer kleinen Runde laufen hatte ich das Tagesziel bisher spätestens abends immer voll – beim Spinning sieht es da etwas anders aus. Das liegt wohl daran, dass die Sensoren auf dem (stationären) Rad einfach keine Bewegung registrieren. Klar, der Arm ist ja außer bei Jumps auch ziemlich ruhig. Für den Loop macht es also erst mal keinen Unterschied, ob man sich gerade auf dem Bike abrackert oder auf der Couch die Füße hochlegt. In Verbindung mit dem entsprechenden Bluetooth-Pulsgurt (den man natürlich extra kaufen muss und der nicht gerade ein Schnäppchen ist) ändert sich das Ganze. Den Gurt bzw. Sender habe ich mir zum Testen ein paar Mal ausgeliehen und wenn es das Budget hergibt, werde ich mir auch mal einen H6 oder H7 anschaffen. Denn sobald der Loop die Herzfrequenz kennt, weiß er die Anstrengung einzuschätzen und berechnet die entsprechende Schrittzahl/Kalorienmenge. Blöd nur, dass die Anzeige nur Schläge pro Minute kennt, so muss man im Spinning-Kurs viel rechnen. Hält natürlich den Kopf fit, klar ...

Das ist ein normaler Bürotag: Der Loop hat sich 7x über meine Inaktivität beschwert. Abends bin ich mit dem Rad zum Park gefahren, war laufen und bin anschließend zurück geradelt - das reißt es nochmal raus und so komme ich für diesen Tag auf 15796 Schritte, 2660 kcal und ein Aktivitätslevel von 133%. Ha.
Auch im Schwimmbad hatte ich den Loop an, hier zählt er auch ohne Gurt „Schritte“ mit. Dabei blinkt er ständig lustig vor sich hin, weil das Wasser wohl den Knopf betätigt – genau wie unter der Dusche übrigens. Beim Wasserball ist der Loop natürlich reichlich unpraktisch, aber dafür ist er ja auch nicht gemacht. Im Tor einmal einen Ball pariert und schon springt der Verschluss auf – ist irgendwie klar. Trotzdem war es spannend herauszufinden, dass eine Dreiviertelstunde Training problemlos ausreicht, um das Tagesziel zu erreichen. Yay!
Im Gegensatz zum langweiligen Bürotag hier ein Samstag: Viel Schlaf (wenn auch mit einer kleinen und einer größeren Unterbrechung), viel Aktivität. Mittags war ich laufen, abends beim Wasserballtraining. Dazwischen offenbar auch irgendwie auf den Beinen.
Ich trage den Loop jetzt seit etwa zwei Monaten. Was habe ich gelernt? Ich verbrauche angeblich am Tag etwa 2000-2200 kcal, je nach Training auch mal 400-800 mehr. Gut zu wissen. Im Gegensatz zu anderen Nutzern wie z.B. meiner Schwester schlafe ich nachts wie ein Stein (meist 85% erholsamer Schlaf). Und das Ding schafft es tatsächlich hin und wieder, mich zu motivieren. Ist das Ziel fast erreicht und es fehlen nur noch ein paar Minuten gehen oder „andere Tätigkeiten“, fällt mir schon mal abends um 11 ein, dass es ein ganz hervorragender Plan wäre, jetzt den Abwasch zu erledigen. Zack, Ziel erreicht – und obendrein die Küche sauber. Den Effekt beobachte ich allerdings nur, wenn das Ziel sowieso schon fast erreicht ist. Will der Loop noch 45 Minuten joggen, ich aber auf die Couch, dann setze ich mich durch.

Was wirklich nervt: Er funktioniert beim (Rad)-Sport nur zuverlässig mit dem passenden Pulsgurt und Sender. Den Loop auf Dauer am Schuh festmachen ist ja auch keine Lösung ;-) Und: Ist der Loop einmal mit dem Bluetooth-Gurt verbunden, hat keine App (Runtastic, Polar Beat) und keine gewöhnliche Pulsuhr mehr Zugriff auf die Daten des Senders. Bescheuert, denn wenn ich laufen gehe und schon mal einen fancy Bluetooth-Sender habe, dann will ich den ja auch mit dem Smartphone verbinden. Geht aber nicht gleichzeitig. Eine Pulsuhr ersetzt der Loop auch auf keinen Fall, weder auf dem Rad noch beim Laufen.
Ebenfalls Samstag, 3. Mai: 191%, 2825 kcal, 18789 Schritte. Und das bei extrem viel Schlaf. Kann nicht jeder Tag so sein?
Was mir aufgefallen ist: Während am Anfang die tägliche Auswertung noch recht interessant ist, synchronisiere ich die Daten mit Polar Flow mittlerweile nur noch alle paar Tage. Das geht zum einen über das USB-Ladekabel am PC und zum anderen über die App Polar Flow, die es inzwischen auch endlich für Android gibt und auch endlich für mein überaus ungewöhnliches und höchst seltenes Modell Nexus 4. Jetzt habe ich sie also legal. Aufladen muss ich den Loop übrigens alle 3-4 Tage, das geht aber ziemlich flott. Ansonsten trage ich ihn (noch) ununterbrochen. Witzig: Nach einer Stunde untätigen Rumsitzens blinkt „It’s time to move“ auf – was man allerdings nur sieht, wenn man gerade aus seinen Tagträumen erwacht und zufällig drauf schaut. Etwas ironisch, wenn man beispielsweise im Kino sitzt und aufgefordert wird, sich mal wieder zu bewegen. Komplettes Fazit: Nette Spielerei. Hilft übrigens, mit Leuten ins Gespräch zu kommen, weil jeder fragt: „Was ist das denn für ne komische Uhr?“

Achja: Ich führe inzwischen wieder Ernährungstagebuch. Aktuell mit Lifesum, das macht zwar auch nur begrenzt Spaß, ist aber (mit ein paar Einschränkungen in der kostenfreien Version) recht nutzerfreundlich und sieht schick aus. Und so langsam macht das Ganze auch Sinn.

Dieser Artikel enthält Werbe-Links.