Donnerstag, 21. Juli 2016

Raceday No. 17 - ITU World Triathlon Hamburg 2016

Seit einem Jahr kriege ich leuchtende Augen, wenn ich vom Triathlon in Hamburg rede: 2015 habe ich spontan zum ersten Mal zugeschaut - beim größten Triathlon der Welt, mit der längsten Wechselzone der Welt und bei der fantastischsten Atmosphäre, die ich mir bis dahin so ausmalen konnte. Hamburg. Eine Stadt, an der das Herz sowieso sehr hängt. Ich stand 2015 mit Freudentränen in den Augen ein paar Hundert Meter vor dem Ziel an der Laufstrecke und wollte platzen vor Glück. Und jetzt, ein Jahr später, bin ich wieder in Hamburg und stehe dieses Mal nicht am Streckenrand, sondern an der Startlinie.


Das Triathlon-Wochenende beginnt mit dem Abholen der Unterlagen und dem Testschwimmen am Freitag. Aus Erzählungen von Startern aus dem letzten Jahr weiß ich, dass die Sicht in der Alster nicht die beste sein soll. Dass die Schwimmer ihre eigenen Hände nicht sehen konnten, halte ich allerdings für ein Gerücht. Nun ja. Manchmal stimmen Gerüchte. Es folgt ein Selfie in der Alster.

Hamburg Wasser: "Wir machen das klar." 
Das Testschwimmen beschränkt sich auf ein paar Meter in die eine Richtung und ein paar in die andere. Ich finde das Wasser ekelhaft. Zwei Mal verschlucke ich etwas und werde dafür prompt mit einem Hustenreiz aus der Hölle belohnt. Ganz schön kalt übrigens ohne Neo, aber wer zum Anziehen zu faul ist, darf sich nicht beschweren. Die schlechte - weil nicht vorhandene - Sicht bereitet mir größere Sorgen. So große, dass ich den Freitagabend damit verbringe, mich vollständig bekloppt zu machen. Bei meinem ersten Start im Freiwasser in Düsseldorf lief es vor drei Wochen ganz und gar nicht so, wie ich mir das vorgestellt hatte. Ich war überrascht, dass mir die vielen Arme, Beine und sonstigen Körperteile um mich herum so viel ausgemacht haben, dass ich kaum Kraulen konnte und den Großteil der Strecke brustschwimmend zurücklegen musste. Wäre schön, wenn das jetzt mal besser laufen würde. Aber wie denn in dieser undurchsichtigen Brühe?



Die Nacht ist kurz und unruhig. Am Renntag ist mir kotzübel. Schön. Zum Glück ist die Startzeit mit 9:48 Uhr ziemlich human, so dass ich mich nicht mitten in der Nacht zum Frühstücken zwingen muss. Freiwillig läuft trotzdem nichts. Eine Scheibe Stuten und eine Scheibe Brot gehen rein, beide mit Marmelade und beide hätte ich mir am liebsten gespart. Es gibt überhaupt keinen Grund, nervös zu sein. Es ist nur ein Sprint, ankommen oder nicht steht überhaupt nicht zur Debatte, ich weiß, dass ich das alles kann. Aber dieses Schwimmen ist eine ziemlich unklare Nummer (unklar! haha) und das Lauftraining hat wegen der Schmerzen im Fuß seit dem T3 auch auf Eis gelegen.



Na prima: Wer das Rad eingecheckt und die Wechselzone verlassen hat, kommt nicht mehr rein. Erst im Wettkampf wieder. Eine Katastrophe für Organisationstalente wie mich, die nie beim ersten Anlauf alles in der Wechselzone unterbringen, sondern immer irgendwas vergessen und nochmal umpacken müssen. Nachdem ich mich gefühlt 27x vergewissert habe, dass alles da ist und ich auch alles bei mir habe, was ich zum Schwimmen brauche, lasse ich Bruno in der längsten Wechselzone stehen. Puh.


Vor dem Start ist noch genug Zeit, Musik zu hören (dieses Mal wirklich), Mandy zu drücken und für Fotos zu posieren. Dann schicken wir Naomi zum Schwimmen. Sie ist 8 Minuten vor mir dran und rechnet damit, dass ich sie irgendwann auf dem Rad überhole. Das glaube ich zwar kaum, aber: challenge accepted! Ich quetsche noch die Arme in den Neo und dann gehts auch für mich los. Wo sind bloß die 8 Minuten zwischen unseren Startzeiten hin? Ich flitze zum Schwimmstart. Schneller, als ich gucken kann, finde ich mich im Wasser wieder. Keine Zeit mehr, nachzudenken. "Was zur Hölle machst du hier eigentlich in dieser braunen Suppe?" wäre ansonsten weit vorne mit dabei.


Der Start erfolgt aus dem Wasser auf Höhe eines Seils. Keiner sieht das Seil, irgendwer steht vermutlich drauf, aber keiner in meiner Nähe weiß genaueres. Sind wir zu weit vorne oder hinten? Keine Ahnung. Der Moderator gibt mit Sicherheit irgendwelche motivierenden Sprüche zum Besten und spielt irgendeinen motivierenden Song ab, ich weiß es nicht. Ist mir alles egal. Countdown. Startschuss. So! Nur 500 m! Um nur zwei Bojen rum. Unter einer dunklen Brücke durch. Dann ist es geschafft, also hau rein! Nach dem Schwimmen fängt der Spaß an!


Ich haue rein. Ich rechne mit Krieg im Wasser wie in Düsseldorf und bin aufs Schlimmste eingestellt. Ich kraule los, habe genug Platz und alles ist cool. Hä? Die schlechte Sicht stört mich überhaupt nicht. Ich atme abwechselnd links und rechts und sichte zwischendurch nach vorn. Genau so hatte ich mir das gedacht. Haha, wunderbar! Wie seltsam, dass hier so viel Platz ist, wo sind denn die 200 anderen aus dem Startblock? Na also. Geht ja doch ohne Prügelei! Nicht. Ich kassiere einen Tritt aufs Ohr. Schlagartig ist es vorbei mit meiner Ruhe. Das Ohr tut nicht weh, nichts tut weh, aber der Kopf streikt. Sofort. Ende Gelände, hier und jetzt. Sobald ich den Kopf ins Wasser lege, schürt sich in der Magengegend irgendwas zu, ich habe nicht genug Luft und muss Brustschwimmen, sofort. Scheiße.


Erste Boje. Das Feld hat sich wirklich gut auseinander gezogen, ich eiere brustschwimmenderweise um die Boje und verfluche dieses beschissene Schwimmen. Wofür trainiere ich eigentlich Kraul, wenn ichs dann eh nicht schwimme? Was soll das hier überhaupt, es ist genug Platz, ich könnte doch einfach wie beim Start - Augen zu und durch. Nach vier Zügen ist Schluss, ich wechsele zurück in die Sicherheit: Brustschwimmen. Ironie des Schicksals: Ich bin damit nicht mal deutlich langsamer als mit Kraul. Es ist halt nur kräftezehrender und gleichzeitig angenehmer, weil der Kopf regelmäßig über Wasser kommt und sowohl Atmung als auch Sicht einfach sind. Toll. Zweite Boje. Jetzt nur noch geradeaus. Ich stecke den Kopf ins Wasser und will nochmal kraulen, aber der Kopf will nicht. "LUFT! Viel zu wenig Luft! Du kannst nicht genug atmen! Ist jetzt auch alles egal, jetzt kannste auch Brust weiter schwimmen. Wolltest du unter der Brücke ja sowieso." So übernimmt der Kopf das Ruder und lässt sich auch nicht mehr austricksen. Mehr als 3-4 Züge Kraul am Stück sind nicht drin, im Dunkeln unter der Brücke sowieso nicht. Die letzten Meter bis zum Schwimmausstieg sind laut, die Zuschauer geben mächtig Gas und ich kann leider nicht viel mehr bieten außer eine frustrierte Triahletin mit goldener Badekappe, die im Neo Brust schwimmt.


Endlich ist es vorbei. Schwimmausstieg! Rathausmarkt! Ein paar Stufen, überall blauer Teppich, überall Menschen. Ich erinnere mich daran, wie ich in Düsseldorf versucht habe, beide Arme gleichzeitig aus dem Neo zu pellen, was eine denkbar blöde Idee war. Nacheinander klappt das viel schneller, ich befreie den Oberkörper, ziehe die Schwimmbrille hoch und erinnere mich an das, was ich vorher vielleicht ein bisschen zu oft gesagt habe: Nach dem Schwimmen fängt der Spaß an. Scheiße, ja! Das Schlimmste ist geschafft, ich hab so unendlich Bock aufs Radfahren und das komplette Drumherum. Ich genieße jeden Meter auf dem blauen Teppich, die längste Wechselzone kann mich mal, hier sind so viele Leute, die klatschen und jubeln und Fotos machen und nur wegen Tausenden Bekloppten wie mir hier stehen. Die Sambatruppe vor dem Eingang der Wechselzone gibt mir den Rest: Ich sauge alles in mich auf, das Trommeln, die ganze gigantische Atmosphäre und fühle mich gleichzeitig riesengroß und winzig klein. Ich mache einen scheiß Triathlon mitten in Hamburg, bin eben aus der Alster geklettert und freue mich einfach nur derbe aufs Radfahren. Ich hab Bock, ich will abliefern und bin dabei nur ein so kleiner Teil, ein winziger bunter Punkt zwischen mehr als 10.000 Athleten, die alle aus dem gleichen Grund hier sind. Deshalb machen wir das. Weil es sich einfach großartig anfühlt.


Zurück in der Realität finde ich Bruno auf Anhieb, schaffe es ohne Probleme, die Beine und Füße aus dem Neo zu bugsieren, setze Helm und Brille auf, ziehe Socken und Schuhe über die nassen Füße, schnalle die Startnummer um und los gehts. Im Wechseln bin ich besser als im Schwimmen. 500 m bis zum Ausgang der Wechselzone.


Ich komme gut aufs Rad, erinnere mich daran, dass direkt zu Beginn ein Tunnel kommt und ziehe die Sonnenbrille etwas runter. Mein Blindflug im Tunnel am Cap Formentor ist mir noch zu gut in Erinnerung - etwas sehen zu können ist tendenziell auf dem Rad nicht so übel. Der Tunnel geht vorbei und nach ein paar Kurven führt die Strecke schon ratzfatz unten an der Speicherstadt vorbei in Richtung Landungsbrücken. Ich fang jetzt nicht an, Kettcar zu zitieren, aber es ist einfach nur unfassbar großartig, hier lang zu radeln. In der Theorie. In der Praxis finde ich die Radbeine nicht und außerdem beschleicht mich das dumpfe Gefühl, dass irgendwas mit der Startnummer auf dem Rücken nicht stimmt. Die flattert nämlich ganz schön hin und her. Ich taste mal vorsichtig nach hinten und stelle fest, dass eine Seite abgerissen ist und die Nummer nur noch an einer Stelle befestigt ist. Ach, lass sie flattern. Verdammt, was, wenn die andere Seite auch abreißt? Wenn die Nummer wegfliegt? Darf ich dann überhaupt noch weiter fahren? Auf die Laufstrecke? Lassen sie mich ins Ziel so ganz ohne Startnummer? Und wie zur Hölle kriege ich das Rad dann später aus der Wechselzone ausgecheckt? Bevor ich mir weiter den Kopf zerbrechen kann, finde ich mich freihändig auf dem Rad wieder, drehe die Nummer nach vorn, drücke mit dem Fingernagel ein neues Loch rein, fädele die Schnur und den Befestigungsnupsi wieder durch und drehe den ganzen Quatsch wieder nach hinten. So! Können wir jetzt bitte radfahren?

Die Beine sehen das immer noch etwas anders. Vielleicht hätte die letzte Einheit am Mittwoch etwas gemütlicher sein können, ganz sicher wären Sprints nicht nötig gewesen. Selber Schuld. Ich gebe mir 5 km Zeit, eher locker einzurollen, die Beine aufzuwärmen und den Puls runter zu bringen. Hafenstraße, Fischmarkt, Breite Straße. Erster Hügel. Altonaer Balkon. Es fühlt sich hier fast wie ein Heimspiel an, denn ich habe eine großartige Freundin, die hier 100 m Luftlinie entfernt wohnt. Ich weiß, dass sie nicht da sein wird, aber dennoch suche ich den Straßenrand ab und hoffe insgeheim, dass sie vielleicht doch an der Strecke steht. Steht sie nicht. Dafür sitzen hier ältere Herrschaften auf einem Sofa auf dem Bürgersteig. Kann man machen! Nach knapp 8 km sind die Beine endlich drin und ich fange an, die Radstrecke zu lieben. Es geht nur geradeaus, die Elbchaussee entlang, zwischendurch mit Blick auf den Hafen, ein paar Bäume, ein bisschen rauf, ein bisschen runter. Und dann, kurz vor dem Wendepunkt, ein bisschen sehr runter. Ich nehme die Abfahrt als obs kein Morgen gäbe, verschwende keinen Gedanken daran, dass ich hier gleich wieder hoch muss. Naomi kommt mir entgegen, ich kreische und winke. Bis Teufelsbrück fahren wir raus, dann kommt die 180°-Kurve und es geht zurück. Der Anstieg ist ein Anstieg, ja, aber er ist gut machbar und die Beine kurbeln nach oben, als wären sie eben nicht Brust geschwommen, sondern schön erholt. Endlich.


Insgesamt bin ich relativ viel mit überholen und überholt werden beschäftigt, aber die Strecke ist meistens breit genug, also alles kein Problem. Nur die Dame, die mich überholt, exakt mein Tempo fährt und sich dann vor mich setzt, geht mir etwas auf den Wecker. Zuerst nehme ich etwas raus und lasse mich zurückfallen, damit der Abstand wieder stimmt - wenn wir gleich schnell fahren, sollte das ja passen. Entweder wird sie langsamer oder ich schneller, auf jeden Fall passt es sehr bald schon wieder nicht. Ne Trainingsausfahrt würde ich gerne mal mit ihr zusammen machen, das scheint ja ganz gut zu harmonieren - aber jetzt soll sie bitte verschwinden! Mir reichts und ich überhole wieder, soll sie hinter mir sehen, was sie daraus macht. Blöd.

Bei km 13 läuft ein Bild über die Straße. Eine Leinwand mit Beinen, die ich leider nur von hinten sehe, also keine Ahnung, ob es schön ist oder nicht. Ist das Kunst oder ...? Schon sause ich die Breite Straße wieder runter und an den Landungsbrücken fällt mir auf, dass die Radstrecke gleich schon rum ist. 22 km sind echt saumäßig kurz. Auf Kommando irgendwas genießen funktioniert ja meistens nicht so toll, also bin ich eher wehmütig. Ich würde gerne noch eine Runde drehen! Stattdessen gehts vorbei an der Speicherstadt, an Mandy, die mir entgegen kommt, am Hauptbahnhof, durch den Tunnel (ohne Brille!) und dann muss ich auch schon runter vom Rad. Bis auf die Startschwierigkeiten lief das Radfahren super - ich war nicht komplett am Limit, aber schon schnell und bin zufrieden. Ich jedenfalls - der Magen nicht. Beim Traben durch die Wechselzone ist mir kotzschlecht, schon wieder. Dieses Mal allerdings so richtig. So mit "Scheiße, wenn ich jetzt kotzen muss, wohin dann am besten?" Irgendwo an den Rand? Bloß nicht in die Wechselbox! Auf die Laufstrecke? Ich schlucke alles runter, was ich nicht auf dem blauen Teppich verteilen möchte und denke an die Triathlon-Affen. Schmaler Grat zwischen affengeil und Kotzgrenze. Ist was dran. Gefühlt lasse ich mir ewig Zeit beim Wechsel, trinke noch einen Schluck Wasser und sehe dann Naomi hinter dem Zaun auf der Laufstrecke. Mit dem Überholen wars also nichts und jetzt wird sie mir beim Laufen davon wieseln - sehr gut. Später starten und früher ins Ziel kommen wäre auch etwas gemein.


Gutes Thema: Ziel! Laufen! 5 km. Eigentlich nichts. Aber mit dem Magen? Und ob der Fuß wohl hält? Beides stelle ich jetzt auf die Probe. Am Anfang der Laufstrecke sehe ich Cathi am Rand, die es bemerkenswerterweise schafft, gleichzeitig zu filmen, zu jubeln und mir noch zuzurufen, dass Naomi nur 2 Minuten vor mir sei und ich sie mir schnappen soll. Haha, ist doch kein Wettkampf hier! Äh. In erster Linie bin ich froh, wenn der Mageninhalt da bleibt, wo er hingehört und der Fuß auch laufen will. Er will. Ich habe absolut überhaupt gar keine Schmerzen und bin so unendlich froh, dass die Variante mit abwarten und aussitzen gewirkt hat. Gut. Ein Problem weniger. Die Beine machen auch keinen Ärger, das übliche Pudding-Gefühl beim Laufen nach dem Radeln bleibt aus.

Beim ersten Verpflegungsstand balanciert ein Typ ein Tablett und fragt: "Frische Orangenscheibe?" Ist das hier ein Hotelfrühstück oder was? Ohja gern, danke, ich nehme noch ein Croissaint dazu? Ich muss grinsen, will keine Orangenscheibe, auch keine frische, und presse nur ein "Danke!" heraus. "Gerne!", lautet die Antwort. Da soll mir nochmal einer erzählen, die Hamburger wären unterkühlt oder unfreundlich! Der höfliche Orangenmann reißt sie alle raus! Ich nehme ein Wasser, trinke zwei Schlucke im Laufen und hoffe, dass der Magen sich beruhigt.


Das macht er. Trotzdem will ich die Situation aus der Wechselzone nicht nochmal erleben und beschließe daher, es langsam angehen zu lassen. Nur was ist eigentlich langsam? Ich habe ja immer noch keine GPS-Uhr und entdecke keine einzige Kilometermarkierung. Also kann ich nur auf mein Gefühl vertrauen, das sagt: etwas schneller als in Düsseldorf, aber nicht am Limit. Auch nicht locker. Irgendwas gesundes dazwischen, das noch Spaß macht und nicht weh tut. Ich habe kein Zeitziel, also laufe ich das Ding hier jetzt einfach nach Hause.

Kurz vor dem Wendepunkt am Alsterufer kommt mir Naomi entgegen. Wir klatschen ab, weil es das ist, was man tun muss, wenn man sich auf der Strecke begegnet, aber sie sieht nicht gerade glücklich aus. Mist. Am Verpflegungspunkt trinke ich einen halben Becher Wasser, möchte immer noch keine frische Orangenscheibe, auch keine Banane, nein danke, und mache mich dann auf den Rückweg. Zuschauermäßig ist hier oben an der Außenalster rein gar nichts los. Naja, man kann ja nicht alles haben. Zurück unter den Brücken zur Binnenalster. Der Blick auf die Stadt ist großartig: Irgendwo dahinten am Rathaus steppt der Bär und ich reiße hier in Ruhe meine Laufstrecke ab. Meter für Meter. Am Neuen Jungfernstieg tanzen Cheerleader. Ab dem Jungfernstieg ist der Straßenrand rechts und links voller Menschen. Na also! Gleich ist es vorbei. Jetzt schon? Ich will das in die Länge ziehen, mitnehmen, was geht, alles behalten. Leute klatschen, schreien, jubeln. Ich denke nur an die allerletzten Meter, an das Kopfsteinpflaster bergauf, an die Schleusenbrücke, an den Ort wenige Meter vor dem Ziel, wo ich vor einem Jahr den halben Sonntag lang stand und so viele Emotionen aufgesaugt habe.



Ich biege vom Neuen Wall ab, jetzt geht es nur noch geradeaus. Leicht bergan. Gleich ist es vorbei. Unter dem Bogen von Hamburg Wasser hindurch, unter der Dusche hindurch ("Wir machen das klar."), auf den blauen Teppich. Die letzten Meter. Auf der Tribüne meine Eltern. Ich laufe ins Ziel. Auf dem Rathausmarkt. In Hamburg. Geil!



Wie bezaubernd die Medaillenfrau mich anstrahlt! Die Medaille ist wunderschön. Groß und schwer. Und toll. Es fühlt sich immer etwas doof an, wenn man weiß, dass noch was drin gewesen wäre - mit dem Schwimmen bin ich natürlich unzufrieden, mit dem schlechten Start auf dem Rad auch und das Laufen am Ende war zu einfach. Wenn ich mir die Bilder angucke, sehe ich aber, dass der Lauf so einfach nicht gewesen sein kann. Ich hab gekämpft, aber ich hatte Angst, den schmalen Grat zur Kotzgrenze doch noch zu überschreiten - also war es ein vorsichtiges Kämpfen. Dabei herausgekommen sind Zeiten, mit denen ich wirklich zufrieden bin:

500 m Schwimmen: 13:01
Wechsel 1: 05:52
22 km Rad: 41:05
Wechsel 2: 03:39
5 km Lauf: 28:25
Macht insgesamt: 1:32:00



Die gute Nachricht: Große Veranstaltungen sind sehr dankbar, was die Platzierungen angeht. Platz 34 von 192 in der Altersklasse und Platz 214 von 1222 bei den Frauen insgesamt. Was zur Hölle! Mit einem guten 32er Schnitt auf dem Rad bin ich außerdem die 101. schnellste Radzeit von den 1222 Frauen gefahren - ich sags euch: irgendwann hör ich auf mit dem Laufen und fahre nur noch Rad. Geiler Scheiß!

Rad-Checkout. Die absolut nervigste Angelegenheit an diesem Wochenende. 
So gehts jetzt weiter: Schwimmen, schwimmen, schwimmen. Ich war schon im Freiwasser, denn in gut 5 Wochen steht mit Krefeld meine einzige Olympische Distanz dieses Jahr an, bei der ich 1.500 m schwimmen muss. Im See. Am liebsten ohne Panik. Außerdem: radeln, radeln, radeln. Denn schon in 4 Wochen geht es wieder nach Hamburg - und seit ich jetzt dort Rad gefahren bin, ist die Vorfreude auf die Cyclassics nochmal gigantisch gewachsen. Wer Lust hat, ebenfalls zu starten, möge sich doch einmal hier ganz unten die Anmeldemodalitäten anschauen. Tja, und wenn ich an dem Wochenende schon mal in Hamburg bin... dann nehme ich das Rad Race Battle auch gleich mit. Ich bin gespannt, wie sehr Bruno und ich uns da blamieren und ob ich mir mit der Aktion erfolgreich die Beine für die Cyclassics zerschieße oder am Sonntag auch noch Spaß habe. Wir werden sehen!

Profirennen gucken. Der absolut geilste Scheiß an diesem Wochenende. 
Achja, laufen. Da war ja was. Der Fuß ist wieder voll einsatzbereit. Schade, weil ich das Laufen einfach überhaupt nicht vermisst habe. Gut, weil dieses Jahr noch zwei Triathlons (Krefeld und Ratingen) und ein Halbmarathon (Düsseldorf nach Duisburg) anstehen. Die Herausforderung hier heißt also momentan, wieder Routine ins Training reinkriegen und Kilometer sammeln. Die Unlust beim Laufen wird schon wieder verschwinden, die größte Baustelle ist zurzeit echt das Freiwasser - also eigentlich nur der Kopf. Der Kopf im Wasser. Achja.


Fazit aus Hamburg: supergeil! Muss man einmal mitgemacht haben! Mehr Bilder vom Triathlon in Hamburg 2016 findet ihr im Album bei Facebook. Mandys Bericht findet ihr hier bei Go Girl! Run!. Naomis hier auf Instagram.