Donnerstag, 7. Mai 2015

Mallorca Tag 5 - Muro, Inca, Sineu

Nach dem Strandtag darf es jetzt wieder aufs Rad gehen - wir sind ja schließlich nicht zum Spaß hier! Wir beschließen, nochmal die nähere und vermeintlich flache Umgebung zu erkunden. Deshalb gehts von Can Picafort erst mal nach Muro. Die Strecke ist wunderschön und farbenfroh: grüne Felder wechseln sich mit vertrockneter roter Erde ab. Windmühlen, kleine Häuschen und Mohnblumen so weit das Auge reicht. Das alles überragen die Berge im Hintergrund - eine tolle Kulisse.
Ich habe mich noch gar nicht satt gesehen, schon sind wir in Muro. Das Städtchen ist klein und alt und sehr schön. Noch bevor wir den Ortskern erreichen, biege ich ab und folge dem Schild nach Llubí, dem nächsten Ziel auf der Strecke. Irgendwie fehlt was, wir sind schon wieder fast außerhalb von Muro - also nochmal zurück und wenigstens kurz die Kirche anschauen.
Dann gehts tatsächlich nach Llubí: Der Ort ist noch kleiner, dieses Mal sehen wir wirklich nicht allzu viel, aber schlagen uns wieder zur Kirche durch. Dafür gehts einen Hügel rauf und nach einem kurzen Stopp oben auch direkt wieder runter. Ein Schild, das aussieht, als würde es eine Sehenswürdigkeit versprechen, führt ins in Richtung "Ermita". Wir landen bei einer komischen verlassenen Kapelle, die wir kurz inspizieren.
So langsam wird es heiß. Auf einem Feld steht ein kleines Pony unter einem der wenigen Bäume. Es lässt sich von mir trotz vielfach erprobter Pony-Lockgeräusche nicht anlocken und guckt nur unbeeindruckt, als wollte es sagen: "Ich seh doch, du hast nix für mich!" Dann eben nicht.

Nach Llubí beschließt mein rechtes Knie, das die Tour hier auch enden könnte. Erst ist es ein stechender Schmerz an der Seite, dann irgendwie mittig. Aber egal wo genau - Belastung ist immer Mist. Erst ist bergauf zu viel, dann reichen auch hohe Gänge auf flacher Strecke. Prima.

Ich beiße die Zähne zusammen und wir landen in Inca. Der Ort ist groß und hässlich. Vielleicht haben wir die schönen Stellen verpasst? Wir bummeln durch die Fußgängerzone (hässlich), decken uns im Supermarkt (hässlich) mit neuem Wasser ein und verlassen die Stadt (gut).

Es geht nach Sineu. Als der Ort endlich hinter einem Hügel auftaucht, habe ich ihn schon von weitem ins Herz geschlossen. Es fühlt sich so an, als hätten wir von Inca nach Sineu eine Zeitreise direkt ins Mittelalter unternommen. Sehr alte Häuschen, verwinkelte, schmale Gassen und - natürlich - eine Kirche in der Mitte. Als wir ankommen, baut offenbar gerade ein Flohmarkt seine Zelte ab - die schmalen Straßen sind also verstopft mit Autos, halb zusammengebauten Ständen und allerlei Killefitt. Wir schieben die Räder durch das Chaos und so langsam kippt bei mir die Stimmung: das Knie tut weh und ich hab verdammt nochmal Hunger. So viel Hunger, dass Riegel oder Gels getrost mal in der Tasche bleiben können.
Wir legen also eine Pause ein. Sineu liegt ziemlich in der Mitte der Insel und obwohl wir ganz offensichtlich nicht die einzigen Touristen hier sind, spricht die Kellnerin nur gebrochen Englisch und kein Deutsch - eine ziemliche Seltenheit hier, aber irgendwie schön. So komme ich tatsächlich noch dazu, meine rudimentären Spanisch-Kenntnisse auszupacken und sorge dafür, dass Papa sein Bier tatsächlich sin alcohol trinken kann und wir außerdem Oliven, Brot und Aioli bekommen. Dazu gibts für ihn einen Salat des Hauses und für mich Tumbet - mallorquinische Gemüsepfanne. Ich freue mich, endlich mal etwas einheimisches essen zu können, was bei dem ganzen Fleisch und Fisch auf der Speisekarte sonst ziemlich schwierig ist. Mein Gemüse schmeckt zwar nach Grill und Fleisch, aber die Oliven sind ganz wunderbar und außerdem lobt die Kellnerin mich tatsächlich für mein Spanisch - Laune gerettet.
Der Rückweg ist eine echte Quälerei. Erst mal ist der Bauch voll (toll! aber auf dem Rad gar nicht mal so praktisch) und außerdem macht das Knie echt Faxen. Ich beginne also wieder, die Kilometer runter zu zählen, bis wir endlich da sind. Noch 10. 7. 5. 3.

Auf der Uhr stehen am Ende: 70,51 km, 3:41 Std und gut 600 Höhenmeter. Schöne Strecke bis auf den Abstecher nach Inca, den ich beim nächsten Mal auslassen würde.