Samstag, 9. Mai 2015

Mallorca Tag 6 - Letzter Tag und Rückblick

Tag 6 ist Abreisetag. Der Flug geht um 21.55 Uhr, das heißt Abholung am Hotel ist erst um halb 7 abends. Und das heißt auch: ab mittags haben wir kein zuhause mehr. Der Plan sieht deshalb so aus: auschecken, radeln, am Pool die letzten Sonnenstrahlen tanken.
Das Leih-Rad erwartet mich mit einem komplett platten Hinterreifen. Nach dem provisorischen Aufpumpen rollen wir vorsichtig zur Radstation: bevor ich am letzten Tag umständlich anfange, den Schlauch zu wechseln, sollen die Profis sich das lieber mal ansehen. Und: nix. Ich kriege nochmal ordentlich Luft drauf und es kann losgehen.

Wir haben nur den groben Plan, nochmal in Richtung Muro zu fahren, weil ich am Vortag ein Feld voller Mohnblumen gesehen hatte, bei dem wir nicht angehalten hatten. Seitdem habe ich das Bild im Kopf, wie Roland der Revolvermann in Stephen Kings The Dark Tower - Achtung Spoiler! - den dunklen Turm endlich erreicht. Der steht im Buch zwar in einem Meer von roten Rosen, in meinem Kopf sind es jetzt aber Mohnblumen und das Meer möchte ich nochmal sehen.
"Der Mann in Schwarz floh durch die Wüste, und der Revolvermann folgte ihm"
Nachdem das Feld erreicht und dokumentiert ist, halten wir uns in Richtung Sa Pobla. Das ist eine gute Wahl, denn es geht über schöne kleine Straßen quer durch die Felder. Hier ist es richtig ländlich und die Bauern pflügen ihre Felder mit abenteuerlichen Geräten. Artischocken, Zwiebeln und Knoblauch wächst hier - riecht irgendwie nach Mittagessen.
Während uns gestern kaum welche begegnet sind, wimmelt es heute hier nur so von Radfahrern.
Wir biegen vor Sa Pobla in Richtung Alcúdia ab, die letzte Tour muss ja nicht die längste werden. Zurück gehts quer durch S'Albufera: ein Naturschutzgebiet direkt an der Küste, das ziemlich sumpfig aussieht. Die Straßen führen ewig lange geradeaus, während rechts und links übertrieben hohe Felder aus Schilf in den Himmel wachsen. Die Sicht ist also ziemlich eingeschränkt und der Gegenwind pustet ordentlich.

Zurück in Can Picafort möchte ich nochmal zum Strand nach Son Bauló, weil ich für meine kleine Sand-Sammlung am Strandtag gar kein Mitbringsel eingepackt hatte. Und wenn man schon mal mit dem Rad unten am Meer ist, kann man ja die Gelegenheit für ein paar letzte Bilder nutzen:
Das wars! Die letzte Ausfahrt war 35 km lang und bis auf den mörderischen Gegenwind sehr schön. Es geht zurück zu Hürzeler und schweren Herzens trenne ich mich vom liebgewonnenen Cube. Am ersten Tag hat es für Nackenschmerzen gesorgt, ansonsten haben wir uns prima verstanden - ist doch was ganz anderes als Gabi und macht wirklich Spaß. Das Sparschwein wird fleißig gefüllt und vielleicht klappt es ja noch dieses Jahr mit einem Nachfolger für die alte Dame.

Weil wir das Reparaturset mit dem Ersatzschlauch nicht gebraucht haben (ha!), dürfen wir es behalten oder gegen Socken eintauschen. Ich nehme die Socken, ist irgendwie ein besseres Andenken bzw. kann man öfter benutzen. Den Rest des Tages braten wir dann wie geplant noch am Pool in der Sonne, treiben die Mitarbeiter an der Rezeption in den Wahnsinn, weil wir ungefähr 37x in den Gepäckraum müssen und dürfen im Spa-Bereich des Hotels duschen. Doch gar nicht so übel ohne zuhause. Ich habe mir alle Mühe gegeben, die typische Radfahrer-Bräune noch auf die übrigen Körperregionen auszuweiten und habe jetzt zwar ein richtig bescheuertes Muster auf dem Rücken, dafür aber einigermaßen gleichmäßig braune Beine (ok.. mit dunkelbraunen Knien) und einen braunen Bauch. Immerhin.
Hotel Vell Marí in Can Picafort: Bis auf den Animationsquatsch empfehlenswert.
In 6 Tagen Radurlaub auf Mallorca habe ich gelernt:

Die richtigen Radfahrer haben ziemlich schöne Beine.
Man braucht im Radurlaub eigentlich keine Unterwäsche: Der Übergang von Radhose zu Badesachen zu Shorts zum Schlafen ist fließend.
Man erkennt die Amateure wie uns am Kettenfett an der rechten Wade.
Ein Tag ohne Oliven geht nicht.
Ein bisschen Spanisch schadet selbst auf Mallorca nicht.
Die Schweizer Post hat eigene Briefkästen auf der Insel, die man nicht findet, wenn man sie sucht - und wenn man dann durch Zufall über einen gestolpert ist, sieht man sie plötzlich überall.

Insgesamt haben wir mehr als 271 km mit dem Rad zurückgelegt und dabei über 14 Stunden im Sattel gesessen. Beim nächsten Mal werde ich außerdem die Anzahl der verbrauchten Baguettes, Oliven und geschleppten Wasserkanister statistisch erfassen. Die kann ich jetzt nur schätzen: viele. Schön wars!