Sonntag, 26. Januar 2014
Erste Schritte
Gestern habe ich erfolgreich Schuhe gekauft. Die mussten natürlich
direkt in den Park ausgeführt werden, bevor ich es mir anders überlegen konnte.
Wichtigste Frage zuerst: Was zieh ich überhaupt an? Draußen sinds etwa 6°. Da
ich ja leider keine Laufhose ergattern konnte, habe ich die Wahl zwischen
dicker, kuscheliger Jogginghose und leichten ¾-Sporthosen. Ich entscheide mich
für eine schwarze kurze Hose und ziehe eine schwarze Strumpfhose drunter. Sieht
von weitem aus wie eine lange Hose. Passt! Was ich sonst nie mache, aber beim
Laufen ganz praktisch sein könnte: Ich schnalle den Pulsgurt nicht einfach so
um, sondern frickele ihn durch die dafür vorgesehenen Laschen im Sport-BH. Hält
bombenfest. ... Funktionsshirt drüber, Fleecejacke drüber. Dämliche Klammern in die Haare, damit die
nicht die ganze Zeit im Gesicht hängen und los gehts. Äh Moment, wohin
eigentlich mit dem Schlüssel? Ich muss den Haus- und den Wohnungsschlüssel
irgendwo unterbringen. Jackentasche. Schönes Geklimper.
Ich habe einen ungefähren Plan, wo es hingehen soll. Leider
ist der Park nicht so nah gelegen, dass ich hinlaufen wollen würde, also muss
ich Straßenbahn fahren. Da es nicht in Frage kommt, vor der eigenen Haustür
loszulaufen, gehe ich zur Bahn. Sagt, was ihr wollt, aber ich finde: Gehende
Leute in Laufkleidung werden auf der Straße blöd angeguckt. Besonders, wenn die
Schuhe ganz offensichtlich noch nie einen Waldboden gesehen haben. Ich will
endlich in den Park. Ich fahre drei Stationen Straßenbahn und vermute, wenn ich
nur quer durch das Wohngebiet laufe, komme auf der anderen Seite am Park wieder
raus. Kann so weit nicht sein und die Richtung stimmt auch. Hier wohne ich ja
nicht, hier kennt mich keiner – ich laufe los. Die ersten Meter fühlen sich
ganz fantastisch an. Es geht ein klein wenig bergauf – kein Problem. Nach zwei
Minuten lege ich eine Gehpause ein. Eine Minute lang. Danach will ich wieder
zwei Minuten laufen. Nach einer gehe ich lieber.
Okay, es ist das allererste Mal, dann halt eine Minute
laufen und eine gehen. Ich ziehe das eiskalt durch. Ohne mich selbst zu
bescheißen. Ich überhole ein spazierendes älteres Ehepaar. Haha! Ein sehr
professionell aussehender Jogger kommt mir entgegen. Ich würdige ihn keines
Blickes. Hoffentlich bemerkt er nicht meine komische Strumpfhose. Grüßen Läufer
sich eigentlich unterwegs? Muss ich demnächst ein atemloses „Hallo!“ hecheln?
Unter Reitern ist es ja üblich, sich einen schönen Ritt zu wünschen. Käme mir
aber irgendwie beknackt vor, im Park jemandem „Guten Tag und noch einen schönen
Lauf!“ hinterher zu rufen.
Das Wohngebiet ist ziemlich ruhig. Inzwischen bin ich in
einer Gegend gelandet, die ich noch nie gesehen habe. Nett hier. Trotzdem könnte
der Park mal langsam auftauchen. Ich laufe über eine Brücke (hä?) und eine
eigenartige Kurve und erkenne die Straße plötzlich wieder: Ich bin am
nördlichen Rand der Stadt, kurz vorm Zubringer auf die Autobahn. Einfach mal
schön um den Park rum und dann noch einige Meter weiter gelaufen. Egal. Hier gibts
in der Mitte der Straße einen Bach und eine Art Allee mit weichem Boden. Fast
wie im Park. Seit knapp 20 Minuten halte ich den Spaß mit abwechselnd eine
Minute laufen und eine gehen durch. Die Herzfrequenz ist während der
Anstrengung bei 90%, in der Pause sinkt sie schnell auf 80%. Ganz ok für den
Anfang. Glaub ich. Als schließlich nach 20 Minuten auch in den Pausen nichts mehr unter
95% geht und gleichzeitig der schöne Weg vorbei ist, höre ich auf. Zufällig
fährt hier auch eine Bahn, die mich wieder nach Hause bringt (in 15 Minuten
Fahrtzeit! Das hätte man ja niemals laufen können!).
Zuhause finde ich erst mal raus, wie weit der Ausflug jetzt
eigentlich war. maps sagt: 2,9 Kilometer. Find ich ganz ok.
![]() |
Ich wäre dann startklar. |