Dienstag, 2. Juni 2015

Wieso 500m drinnen nicht gleich 500m draußen sind

Vor drei Wochen bin ich die 500 Meter am Stück einfach mal so am Stück geschwommen. Ohne Pausen. Seitdem ist das das Minimalziel für jedes Training. Dann bin ich auf die Idee gekommen, das Ganze mal auf der 50m-Bahn auszuprobieren - muss ich schließlich in Gladbeck auch schaffen. Das einzige Freibad, das Mitte Mai in Düsseldorf schon geöffnet hatte, ist das Rheinbad. Also 10er-Karte kaufen und ab dafür!
Der Sonnenschein trügt: Kalt ist für dieses Wasser gar kein Ausdruck. Deshalb schwimmen hier gerade auch so viele Menschen.
Das Gute an langen Bahnen: man muss nicht bis 20 zählen, sondern nur bis 10. Kein Scherz! Spätestens bei 14 oder 16 auf der Kurzbahn frage ich mich jedes Mal, ob ich jetzt eigentlich gerade bei 14 oder 16 bin. Das Schlechte an langen Bahnen: sie sind lang. Ellenlang. Sie hören gefühlt gar nicht auf. Ich habe nicht die geringste Ahnung, wie ich jemals im Freiwasser schwimmen soll, wenn diese blöden 50m-Bahnen mir schon so lang vorkommen.

Nur mal eben 10 Bahnen kraulen funktioniert also nicht. Nach 100 Metern möchte ich Pause machen und atmen. Nach 125 Metern frage ich mich, wann denn endlich der Rand mal wieder kommt, von dem man sich so schön abstoßen kann. Nach 200 Metern finde ich die langen Bahnen ganz schön krass und halte alles, was ich bisher im überschaubaren und schön warmen Hallenbad so geschwommen bin, für Kindergeburtstag. Ganz ohne Pausen gehts also nicht. Hab ich verstanden. Dann schwimme ich eben weiter und halte zwischendurch immer mal kurz an. 1000 Meter, der Eintritt fürs Freibad will sich ja auch gelohnt haben!
Freibad mit Arena-Blick.
Ich war jetzt zwei Mal im Freibad. Zwei Mal war das Wasser übertrieben kalt, zwei Mal habe ich die Distanz nicht am Stück, aber irgendwie zusammengewürfelt geschafft, und zwei Mal habe ich danach in der Sonne gelegen und mir angeschaut, wie die wenigen anderen Schwimmer denn so schwimmen. Und das Erfreuliche: die wenigsten könnens richtig! Eigentlich ist das natürlich schade, gibt mir aber das Gefühl, dass ich mich nicht verstecken muss. Ja, ich bin langsam. Und ich habe ganz sicher den einen oder anderen technischen Fehler drin. Aber es gibt auch Leute, die mit gespreizten Fingern aufs Wasser einprügeln wie Wahnsinnige und dabei kaum von der Stelle kommen. Oder grundsätzlich den Kopf wild von rechts nach links werfen und so eine Bahn nach der anderen ziehen (und hinterher vermutlich Kopfschmerzen haben). Oder mit einer ganz normalen Brille kraulen. Oder im Freibad einen Neo anziehen. Natürlich gibts auch die Ladies, die nur ins Schwimmbad gekommen sind, um sich alibimäßig beim Austauschen des neusten Klatsch und Tratschs etwas zu bewegen. All diese Kuriositäten fehlen mir natürlich beim behüteten Vereinsschwimmen.
 
Das Schöne daran, wenn man sich freitags mit den langen Bahnen herumschlägt: samstags im Hallenbad schwimmt es sich auf einmal wie von selbst. Was, Bahn schon zu Ende? Ach, das waren schon 20? Läuft! Trotzdem hatte ich in den letzten Wochen auch das ein oder andere Drinnen-Training, bei dem gar nichts lief. Bei dem die Arme schwer wie Blei waren. Bei dem jeder Zug ein absurder Kraftakt war. Bei dem ich ich nicht genug Luft bekommen habe. Bei dem ich nach 250 Metern Kraul auf Brust wechseln musste. Immer mit dem Wissen im Hinterkopf, dass die 500 Meter sich draußen ganz anders anfühlen als drinnen. Weil sie einfach länger sind!

Und dann habe ich den Trisuit ausgegraben, mich reingezwängt und bin im letzten Training damit geschwommen. Und siehe da: alles ist ganz anders! Der Auftrieb ist ein Riesen-Unterschied. Der Vortrieb, den jeder Armzug bewirkt, ebenfalls. Gefühlt bin ich nur so durchs Wasser geflogen und habe für meine 500 Meter 12:10 Minuten gebraucht. Zur Erinnerung: im Herbst waren das noch 2 mehr. Und vor ein paar Wochen hatte ich zuletzt 12:53 gestoppt. Okay, das war drinnen. Aber ich vertraue jetzt darauf, dass es mit Trisuit auch draußen schon irgendwie laufen wird. Nicht in 12 Minuten vielleicht. Aber vielleicht in 13. Ich habe mir außerdem sagen lassen, dass es der Ausstieg aus dem Becken in Gladbeck in sich hat - hoher Rand und glitschige Kacheln. Ich werde mal versuchen, am Startblock hochzuklettern.

Ansonsten: Aaaaah! Es sind nur noch 2 Tage! Aber eigentlich bin ich gar nicht so panisch. Das sieht nur so aus. Nachdem das Knie nach dem Radurlaub ja ein paar Faxen gemacht hat, habe ich es zuhause mit dem Radeln ja langsam angehen lassen. Mittlerweile war ich wieder ein paar Mal mit Gabi unterwegs, einmal mit einem Schnitt von 26,6 km/h, was für uns ungefähr rasend schnell ist. Der anschließende Koppellauf über 4 km mit 6:22 min/km war für mich ebenfalls eher von der schnellen Sorte. Also lieber nicht nochmal koppeln, kann nur schlechter werden.

Zum Laufen selbst: Ich habe mir neue Schuhe gekauft und ohne Socken beide Fersen aufgescheuert. Ja, bis aufs Blut. Autsch. Mit Blasenpflastern gingen auch die Trainingseinheiten danach irgendwie rum. 2-3x die Woche war ich unterwegs, alles zwischen 6 und 13 Kilometern war dabei. Ums Laufen mache ich mir also wirklich keine Sorgen, weil ich ungefähr eine Milljausend mal besser vorbereitet bin als noch im Herbst beim Ratingen Triathlon. Da waren ja schon 5 Kilometer am Stück eine Sensation. Ich bin meinen beiden Arbeits-Lauftreff-Leidensgenossen Nadine und Anja sehr dankbar, dass sie mich den kompletten Winter über am Ball gehalten haben und dass das Laufen jetzt tatsächlich die geringste Sorge ist. Nicht zu fassen! Am Donnerstag zeigt sich dann, ob sich das Schwimmtraining auszahlt und was Gabi so leistet. Gladbeck, ich bin bereit!