Dienstag, 18. Juni 2019

Triathlon is for everyone

Hätte mich in den letzten Monaten jemand gefragt, was ich sportlich so mache, wäre Triathlon in meiner Antwort ehrlich gesagt nicht vorgekommen. Bisschen Rad fahren, bisschen Laufen. So wie es mir gerade passt, ohne großartiges Ziel. Falls ich Lust kriege, starte ich im Herbst vielleicht mal wieder bei einer Sprintdistanz. Obwohl meine Triathlon-Ambitionen aktuell ziemlich im Keller sind, bin ich in ein Triathlon-Camp hineingeraten. Organisiert von Ann-Kathrin von triathlove zusammen mit dem Tourismusverband zillertal.at - somit ist dieser Teil des Artikels Werbung, denn wir sechs Mädels waren für ein langes Wochenende ins Hotel Theresa im Zillertal eingeladen. Der Rest des Textes wird auch Werbung enthalten, und zwar für Sport und tolle Frauen.


Mir steht also ein Wochenende in den Bergen gemeinsam mit fünf anderen Frauen bevor, von denen die erste schon bei Triathlons rund um die Welt gestartet ist, die zweite sich gerade auf eine Langdistanz vorbereitet, die dritte im letzten Jahr bei der 70.3 WM dabei war, die vierte erst kürzlich bei einem Bergrennen auf dem Podium gelandet ist und die fünfte seit Jahren so richtig diszipliniert im Verein trainiert. Und halt ich. Noch nie nen Trainingsplan gesehen, seit bestimmt einem halben Jahr nicht mehr geschwommen, zurzeit kaum Radkilometer in den Beinen und vom Laufen wollen wir gar nicht erst anfangen. Andere Sachen sind momentan wichtiger, mir fehlen daher die Ziele und der Ehrgeiz. Das kann ja was geben.


Es hat was gegeben, und zwar ein wunderbares Wochenende. Eines, bei dem wir alle festgestellt haben, dass der Sport uns verbindet, so unterschiedlich wir auch sind. Wir sind groß, klein, dick, dünn, laut, leise, ehrgeizig, faul, schnell, langsam. Wir haben neueste Rennräder, 13 Jahre alte Schätzchen und alles dazwischen. Wir haben High-Tech-GPS-Uhren oder schleppen unser Handy beim Laufen in der Oberarmtasche mit herum. Wir können Butterfly schwimmen oder noch nicht richtig kraulen. Wir sind Studenten oder berufstätig oder beides. Wir haben große Ziele oder wissen gar nicht, wo wir hin wollen. Wir haben einen strukturierten Trainingsplan oder bewegen uns, wenn wir Zeit und Lust haben. 


Auch wenn ich mich zurzeit mit Triathlon nicht wirklich identifiziere und das Gefühl habe, dieses Kapitel habe ich vor zwei Jahren mit der Mitteldistanz abgeschlossen - ich gehöre irgendwie trotzdem zu dieser Gruppe. Uns vereint die Einstellung, dass alle okay sind. Dass jede dabei sein darf. Egal, was sie antreibt, wie die Voraussetzungen und Möglichkeiten sind. Für mich ist es spannend zu sehen, dass große Ziele und intensive, disziplinierte Vorbereitung nicht zwangsläufig mit Verbissenheit oder gar Besessenheit einhergehen müssen. Es ist trotzdem noch Platz für Spaß, auch wenige Wochen vor dem großen Tag. Andere wiederum zeigen, dass Spaß für sie ein größerer Antrieb sein kann als schnelle Zeiten. Und trotzdem muss sich keiner verstecken.


Warum schreibe ich das hier alles auf? Weil ich glaube, dass es sich immer lohnt, über den Tellerrand zu schauen. Herauszufinden, wie andere ticken. Was sie antreibt. Was man davon für sich selbst mitnehmen kann. Und was man anderen von sich selbst mitgeben kann. Denn eines haben wir auf jeden Fall alle mit nach Hause genommen: Eine gehörige Portion Motivation und die Erkenntnis, dass Triathlon wirklich für jeden ist.


Fotos: Liz Ke

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