Sonntag, 16. November 2014

One Way Tour.

Ich hätte da mal was zu erzählen. Es ist etwas peinlich. Meine letzte Tour mit Gabi ging über 22 Kilometer. In eine Richtung. Also fast, wir haben den Rückweg schon versucht. Wir sind aber gescheitert.

Aber von vorne: Letzte Woche Samstag, wenig Zeit und wenig Entschlussfreude. Ich war allein und konnte mich nicht so recht entscheiden zwischen laufen, radeln oder auf der Couch bleiben. Da sonnige Wetter hat mich dann doch raus getrieben. Ich war alleine unterwegs, hätte vom Trainingsplan her eigentlich laufen müssen, hatte aber - natürlich - keine Lust und habe den Freifahrtschein für Radfahrten ausgespielt: Wer weiß, wie lange es noch so schön ist! Laufen kannste immer!

Die spontane Schnapsidee am späten Nachmittag sah vor, eine nie getestete Strecke zu fahren. Die ersten 15 Kilometer durchs Ruhrtal waren toll und sahen die meiste Zeit ungefähr so aus:
Links die Ruhr, rechts geht es steil bergauf (das hätte mich misstrauisch machen müssen!) und die Straße schlängelt sich dazwischen.
Ja, die Sonne steht schon ziemlich tief. Seh ich jetzt auch ein.
Nach 15 Kilometern Landstraße und Sonne sollte es von Essen Werden nach Velbert gehen. Hier begann der Teil der Strecke, den ich nicht kannte. Und hier begann der Berg. Ich war selten so beschissen vorbereitet und hatte keinen blassen Schimmer, wie weit das da noch hoch gehen sollte. Dass man aus dem Tal auch wieder raus muss, wenn man einmal reingefahren ist, habe ich ja schon beim letzten Mal gelernt. Jetzt werde ich mir das auch mal merken. Die ersten drei Kilometer bergauf war ich noch frohen Mutes, bin die Haupstraße hoch geklettert und habe mich von einem Auto nach dem anderen überholen lassen. Steigung moderat - anstrengend zwar, aber ok.

Dann kam eine lange Kurve und ich hatte kurz zu hoffen gewagt, es könnte vielleicht flacher werden. Pustekuchen. So langsam dämmerte mir, dass ich den Rückweg bei dem Schneckentempo nicht mehr im Hellen schaffen würde, wenn es mit der Steigung so weiter ginge. Also Plan B: Nicht der Hauptstraße bis Velbert folgen, sondern über die Felder nach Heiligenhaus abkürzen. Auf der Karte sah die Idee ganz gut aus. In der Realität überhaupt nicht. Wahrscheinlich wäre das eine ganz nette MTB-Strecke gewesen. Dreckige Straßen im Niemandsland, ziemlich viel bergauf, etwas bergab, wieder hoch, richtig lange richtig steil runter, direkt danach wieder hoch.
Fazit: Ich habe meinen Bergab-Geschwindigkeitsrekord geknackt: 51,9 km/h. Nach sieben Kilometern Anstieg (ok, und einer schnellen Abfahrt) wurde es immer dunkler und meine Füße immer kälter. Irgendwann so kalt, dass sämtliche Zehen taub waren. Zeit, den nächsten Berg zu Fuß zu nehmen. Gleichzeitig war klar, dass ich auf die Art und Weise niemals zuhause ankommen würde - erst recht nicht zu Fuß. Rettung in der Not: Schwester mit Auto. Die gute war so lieb, Gabi und mich in der Wallachei abzuholen (ein Hoch auf die Funktion "Standort senden" bei maps). In kompletter Dunkelheit haben die unbeleuchtete Gabi und ich auf einen inzwischen wieder aufgetauten Füßen noch gute vier Kilometer zu Fuß zurückgelegt. Bis auf die Bundesstraße in Heiligenhaus haben wir es geschafft, bis wir eingesammelt wurden.

Ich lerne daraus: Besser planen! Mehr Zeit freischaufeln. Und die Route vorher auch mal im Höhenprofil checken. Schön blöd sonst.
Die One Way Tour des Versagens endet in den Hügeln zwischen Essen und Heiligenhaus.