Dienstag, 17. Mai 2016

Mallorca 2016 Tag 5 - Coves d'Artà und Laufen-Schwimmen-Panieren

An Tag vier auf Mallorca gab es Berge und somit haben die Rad-Beine eine Pause verdient. Weil so komplett nur rumgammeln ja auch langweilig wäre, denken wir uns ein Alternativ-Programm aus: Höhlen von Artà besichtigen und ein bisschen laufen. Am Strand. Muss man ja schließlich ausnutzen, wenn man schon mal da ist.


Nach Artà hatte es uns ja am ersten Tag schon mal verschlagen. Jetzt fahren wir die gleiche Strecke (und noch ein Stückchen weiter bis Canyamel) mit dem Auto und ich klebe die ganze Fahrt über am Fenster und kanns kaum fassen: "HIER sind wir hoch geradelt?" Auf dem Rad sahen die Anstiege tatsächlich irgendwie harmloser aus. Verrückt. Aber jetzt weiß ich, wo die mehr als 700 Höhenmeter von der ersten Ausfahrt herkommen. 


Das Wetter ist eigentlich viel zu schön, um den Tag in einer Höhle zu verbringen - denk ich noch, als wir ankommen. Eigentlich habe ich auf große Touristen-Ansammlungen auch gar nicht so viel Bock, eigentlich finde ich 14 Euro Eintritt für eine beknackte Tropfsteinhöhle auch ganz schön happig und ganz abgesehen davon habe ich es nicht so sehr mit engen Räumen. Schon gar nicht unterirdisch. Prima Voraussetzungen, auf in die Höhle!


Offensichtlich haben wir alle doch noch was anderes neben Radklamotten im Koffer.
Wir dürfen nicht alleine durch die Höhle laufen, was ich extrem uncool finde, sondern müssen uns einer Führung anschließen. Die ist auf Spanisch, Englisch und Deutsch zugleich und es ist absolut unmöglich, irgendeinen Fakt zu vergessen, wenn man jeden Satz drei Mal hintereinander hört. Der größte Stalagmit Europas ist übrigens 22 Meter hoch und steht hier genau vor uns. Er hat noch ungefähr 5000 Jahre Zeit, bis er die wenigen Zentimeter bis zur Höhlendecke auch noch geschafft hat - und dann ist Ende mit Wachsen. Tja, schade.


Wir latschen durch alle möglichen Räume in der Höhle und sobald die Gruppe einen Saal verlässt, geht hinter uns das Licht aus. Zurückfallen lassen und auf eigene Faust erkunden ist also keine Option. Ich finde das alles so weit ganz nett und auch die Erklärungen halbwegs spannend, manche Formationen sehen echt verrückt aus und beeindruckend ist der ganze Spaß definitiv. Mich fasziniert die Vorstellung, dass die Leute, die vor 200 Jahren durch die gleichen Gänge gelaufen sind, so ziemlich das gleiche Bild gesehen haben: die Säulen waren alle nur 2 cm niedriger. So was beschäftigt mich - ob wirklich eine bunte Beleuchtung und Orffs "O Fortuna" im Himmel-und-Hölle-Saal nötig gewesen wäre, ist ne andere Frage.

Erst gegen Ende fällt mir auf, dass wir auf dem Weg durch die Höhle einen Haufen Treppenstufen zurückgelegt haben - immer wieder hoch und runter - schade für die Statistik, aber ich habe vergessen, mitzuzählen. Nach ner guten Dreiviertelstunde spuckt der Felsen uns mit dieser großartigen Aussicht wieder aus:


Weil es regnet und schließlich sogar gewittert, sitzen wir noch eine halbe Ewigkeit auf den Treppenstufen vor der Höhle, schauen aufs Meer, riechen den Regen und schmieden Pläne für den Rest des Tages. Meiner sieht so aus: Laufen, so lange es nicht zu warm ist. Regen ist dafür ja ziemlich prima.


Der Plan ist an sich gut, aber das Wetter ist schneller: Als ich startklar in Laufsachen am Strand bin, brennt die Sonne schon wieder ordentlich. Ich will mich echt nicht übers Wetter beschweren, aber so ein Lauf im Regen wäre auch schön gewesen! Schwupps ist es fast wieder 10° wärmer und damit weit entfernt von angenehmen Temperaturen zum Laufen. Aber egal: Das Meer, der Sand unter den Füßen und der Wind um die Nase entschädigen für alles.



Wie schon beim ersten Lauf am Anreisetag nehmen wir einfach den kürzesten Weg zum Meer. Bei der ersten Gelegenheit will ich von der Strandpromenade in den Sand wechseln - mal sehen, wie lange wir aushalten. Ich erinnere ich dunkel an Dienstsport-Zeiten als Rettungsschwimmerin an der Ostsee - damals mussten wir quer durch den tiefen Sand laufen und ich habe es gehasst. Natürlich. Aber wenn man sich selber aussuchen darf, wo man läuft (an der Wasserlinie), wie schnell man läuft (Wohlfühlpace) und wie lange man läuft (so lange wir wollen), dann sieht die Welt doch ganz anders aus.


Das Laufen am Strand ist trotz Schräglage und weichem Boden erstaunlich gut auszuhalten, nur ein bisschen anstrengender als normal, aber schön. Nach gut 3,5 km beschließen wir, eine kleine Pause einzulegen. Ist auch ganz schön warm geworden. Das Meer direkt vor den Füßen. Verlockend.


Die Triathlon-Hose sagt, sie will schwimmen, also Schuhe und Socken aus, T-Shirt aus und ab ins Meer. So eine Erfrischung müsste jede Laufrunde haben! Mit nassen Klamotten, halb paniert und barfuß gehts wieder an der Wasserkante zurück. Schuhe beim Laufen festhalten nervt zwar extrem, aber barfuß durch den Sand ist auch einfach zu gut... Wie oft kann man das zuhause schon machen?

Bei der letzten Gelegenheit dann: Füße duschen, Socken wieder an, Schuhe an und die letzten Meter Asphalt zurück rauf zum Hotel. 7 sehr entspannte, wunderbare Kilometer kommen dabei raus - ich bin für den Ruhetag völlig zufrieden und froh, nicht mit Trainingsplan angereist zu sein. "Irgendwann mal im Urlaub laufen" darf dann also abgehakt werden. Einzige minimale Sorge: Muskelkater. Vom barfuß Laufen, vom Sand, vom schrägen Boden. Das wäre fies - denn der letzte Tag auf dem Rad soll uns zum Cap Formentor führen. Nach der Tortur im letzten Jahr wären gute Beine da ganz hilfreich.




Stand der Dinge in der Oliven-Statistik von Tag 5: 109.